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GTC
12.09.2012

Maximum Attack bei den Bavarian 24h in Wackersdorf

Die Zeiten bei dem man lediglich ohne Probleme ein 24h Rennen der GTC durchrollen musste, um auf dem Podest zu stehen, sind längst vorbei. Bei der 15. Auflage des Bavarian 24h in Wackersdorf benötigte man wesentlich mehr, um als Sieger den Platz verlassen zu können.

Zum einen waren hohe 59er Zeiten angesagt, zumindest sollten tiefe 60er möglich sein, sonst konnte man nur auf das Pech der anderen hoffen. Dann waren da noch die harten Reifen. Jedes Team musste zumindest einmal die harte Version der Beba-Slicks montiert haben. Die weichere Version war zwischen 0,7 und 1,2 Sekunden schneller, aber hält die auch nur annähernd 24 Stunden durch?

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Rätselraten in der Box. So standen einige Top-Favoriten mit den harten am Start und wollten erst mit Beginn der Nacht auf „weich“ wechseln. Andere pokerten und starten auf „weich“ Allen voran Uli Buss und sein Honda Spirit Team, der kündigte schon am Freitag an die „harten“ nur für eine Runde zu verwenden, vorzugsweise in einer längeren Pace-Kart Phase. Was nützt aber die risikoreiche Taktik, wenn dann das Kart mit zerbröselten Kettenblatt länger in der Box parken muss. So war die Taktik beim Teufel und Honda Spirit musste sich mit einem sechsten Schlussrang zufrieden geben.

Ein anderer Top-Favorit haderte schon im ersten Quali-Heat mit den harten Reifen und verpasste den Einzug in das Q2. Startplatz 26 war die magere Ausbeute des Vorjahressieger MSC Oberflockenbach. Zwar verstanden sie die Reifen im Rennen besser und konnten den Speed mitgehen, doch dann schlichen sich kleine Fehler ein (Untergewicht = 1 Strafminute) und fuhr viel zu lange auf den harten Reifen. Trotzdem betrieb man Schadensbegrenzung im Hinblick auf die Meisterschaft mit einem dritten Rang nach 24 Stunden.

Ähnlich erging es dem GTC Rekord Team „Die Zehn Gebote“. Bereits am Freitag demolierte man das Chassis. Danach kam nie mehr richtig auf die Topzeiten was nicht nur an den 10 kg „Strafballast“ für den Meisterschaftsführenden lag. Sieben Stunden fuhr man die „harten“ und dann verabschiedete sich auch noch ein Hinterrad. Zu viel um unter die ersten drei zu fahren. Platz vier reichte aber, um in der Meisterschaft vorne zu bleiben. Anderen erging es schlimmer. Die Cool Runnings können ihre Meisterträume begraben nachdem ihre #75 in der „Wall of shame“ einschlug.Bis dahin fuhren die Pforzheimer an der Spitze mit. Ebenso erging es dem Holz-Richter-Team. Immer ganz vorne dabei bis erst ein Unfall für lange Standzeit sorgte und dann noch der Motor sein Pleuel auf die Strecke warf.

Ein weiterer Favorit, WLEN by Autoglas HN, patzte schon in der Einführungsrunde. Der Motor starb ab. Wiederbelebungsversuche endeten mit gerissenem Starterseil. Mit Rundenrückstand eilte man dem Feld hinterher und durfte dann noch einige Zeitstrafen absitzen. Damit verpassten sie sogar die Top-Ten genauso wie Ihr Schwesterteam WLEN Next Generations. Denen hatte man auch eine Platzierung ganz weit vorne zugetraut. Zuviel technische Probleme, Platz zwölf war weniger als man erhofft hatte. Die Kohlen für WLEN, holte in Wackersdorf, WLEN Scoprions aus dem Keller. Ein feiner zehnter Platz war der Lohn. Einen Rang davor kreuzten die Hausexperten.de die Ziellinie. Ein starkes Rennen für die noch relativ neue Truppe. Hier war man 23 Stunden auf dem weichen Satz Reifen unterwegs. Allerdings musste man dann zum Schluss unter „grün“ die Reifen wechseln, wodurch sie einige Plätze verloren.

Auf dem achten Rang landete das Live-Strip-Racing Team/HN, denen in der letzten Minute der Treibstoff ausging. Dadurch stach die #71 Shark Endurance II durch und wurde noch Siebte. Auch die Sauerländer waren über 23 Stunden auf den „weichen“ unterwegs und durften sich als Sieger der ADAC-Trophy Klasse feiern lassen. Sekunden davor die Honda Spirit Mannschaft. Schnell waren die Jungs ja, aber die technischen Probleme (s.o.) verhagelten den Offenbachern alle Siegchancen.Freude dagegen auf Platz fünf. Hier hatte die Berliner Scuderia Nove Rosso endlich mal wieder ein problemloses und fehlerfreies Rennen abgeliefert. Lediglich einmal musste die Bremsbeläge gewechselt werden. Ohne diesen Zeitverlust hätten sie sogar die Zehn Gebote hinter sich lassen können.

Und ganz vorne? Hier gab es einen Zweikampf der spannender nicht sein konnte. Die ATW-Messebau Mannschaft gegen Shark Endurance Racing. Keine der beiden hatten im Wettbüro die höchsten Quoten. Zu anfällig erwiesen sich ihre Einsatzgeräte in der ersten Saisonhälfte.

Nach sechs Stunden führte ATW-Messebau vor Honda Spirit, Shark und Cool Runnings. Dahinter Shark II und Holz-Richter-Racing. Alle noch dicht zusammen. Zur zwölf Stundenmarke waren die Messebauer rundengleich mit Shark vorn. Dahinter Honda Spirit - zwei Runden und der MSC O - drei Runden. Nach 19h führte ATW-Messebau ein Runde vor Shark, die Verfolger verlieren an Boden. Der MSC O - neun Runden, Die Zehn Gebote - 15 Runden.

Jetzt war fast klar, die Beiden da vorn machen den Sieg unter sich aus. Es sah richtig gut aus für ATW-Messebau. Shark Endurance zwar schneller aber eben auch öfter beim Tanken. Bei den Haien haderte man der Zeitstrafe vom Samstag nach (Untergewicht = 1Min.) Ein defekter Kerzenstecker wurde zwar schnell repariert, aber sollten diese beiden Zwischenfälle genügen um den Sieg zu verpassen? Man blies zur Attacke, der Rückstand verringerte sich in kleinen Schritten. Dann ATW-Messebau planmäßig während einer Pace-Car Phase in der Box.

Vorsprung auf Shark: eine Runde. Als ATW-Messebau den Motor wieder starten wollte, hatte man plötzlich das Starterseil in der Hand. Nun waren die Mechaniker gefragt. Die Reparatur ging schnell, trotzdem verlor man zwei Runden als man sich dem Boxenausgang näherte. Dann passierte den Boxenmarshalls ein Fauxpas, indem sie die #65 ungerechtfertigter Weise nicht vor dem Pace-Car auf die Strecke ließen, was eine weitere Runde kostete. Damit war der Dropps gelutscht. Zwei Runden konnte man aus eigener Kraft nicht mehr aufholen. GTC Organisator Frank Jelinski war bei der Siegerehrung dann auch heilfroh das dieses Missgeschick nicht das Rennen entschieden hat, denn im Ziel war ATW Messebau immer noch zwei Runden hinter Shark Endurance zurück.

So siegte seit langer Zeit mal wieder ein Twin-Kart beim Bavarian 24h. Der Zweifache GTC Meister Shark Endurance Racing/Halver gewann zum ersten Mal das prestigeträchtige 24h Rennen, entsprechend groß war der Jubel. Und damit wären wir bei der letzten Sache die man benötigt um ein Langstrecken-Klassiker zu gewinnen. Neben guter Vorbereitung, geringe Boxenstandzeit und dem nötigen Speed, braucht man auch immer eine Portion Glück, und das hatten die Sauerländer an diesem Septemberwochenende in Wackersdorf eben auch.