Automobilsport
04.08.2013
Volles Haus beim 41. AvD Oldtimer Grand Prix
Das Rennwochenende in der Eifel bestätigt schon mit den reinen Zahlen den Status als hochkarätigstes Oldtimer-Motorsportevent auf dem europäischen Kontinent. Doch auch die Qualität der präsentierten Fahrzeuge ist einzigartig. So treten etwa alle drei historische Meisterschaften des Motorsport-Weltverbandes FIA an.
Alleine 26 Formel-1-Fahrzeuge aus den 70er und 80er Jahren sind in den beiden Rennen der FIA Masters Historic Formula One Championship zu bestaunen, mehr als drei Dutzend Sportwagen und Prototypen aus den 60er und 70er Jahren werden zum Lauf der FIA Masters Historic Sports Car Championship erwartet. Mit 50 Fahrzeugen bis auf den letzten Startplatz gefüllt ist das Feld der kleinen Monoposti in der FIA Lurani Trophy für Formel-Junior-Fahrzeuge. Beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix wird es ein Stelldichein der seltensten, schönsten und beeindruckendsten Rennwagen der Motorsport-Geschichte geben. Da sind etwa die ältesten Fahrzeuge des Wochenendes, bei denen der Andrang besonders groß ist: Über 40 Vorkriegsfahrzeuge versammeln sich im Historischen Fahrerlager, um von hier zu Rennen auf der Grand-Prix-Strecke und im Rahmen der „Vintage Sports Car Trophy“ zu Ausfahrten über die Nordschleife und in die Umgebung des Nürburgrings zu starten. Unter ihnen sind Modelle von Marken, deren Urenkel noch heute einen Klang haben: Aston Martin, Alfa Romeo und BMW etwa.
Aber auch echte Raritäten werden auf die Strecke gehen – etwa drei der seltenen Veritas-Modelle, die als Sportwagen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit im Schatten der Nürburg gebaut wurden. Ebenfalls am Start: Ein Alta von 1936, der ein Schwesterfahrzeug im Rennen der Grand-Prix-Wagen bis Baujahr 1960 findet: Hier geht ein Zweiliter-Alta von 1952 an den Start. Gleich zwei der seltenen Modelle dieser Marke zu begrüßen ist ein bemerkenswertes Ereignis, sind doch nur noch wenige Exemplare der ohnehin nur in kleinsten Auflagen gefertigten britischen Sportwagen erhalten.
Ausflug in die Formel-1-Historie
Auch sonst sind für die beiden Rennen der Grand-Prix-Fahrzeuge exzellente Rennwagen gemeldet – etwa der exotische Scarab Offenhauser (ein Formel-1-Wagen von 1960). Und natürlich dürfen auch die großen Namen des frühen Formelsports nicht fehlen: Ferrari, Bugatti, Cooper, Lotus und gleich sieben der legendären Maserati 250F sind am Start. BMW trägt zu den Einblicken in die Formel-Historie mit ganz besonderen Demorunden bei: Der ehemalige Formel-1-Pilot und BMW-Rennleiter Marc Surer wird ins Cockpit eines Brabham BMW BT52 Turbo klettern. Es ist der Bolide, mit dem Nelson Piquet 1983 zum Weltmeistertitel fuhr. Die Experten von BMW Group Classic haben ihn jüngst aufwändig restauriert und präsentieren ihn beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix zum ersten Mal auf dem europäischen Kontinent.
Sportwagen aus fünf Jahrzehnten
Auch der Geschichte der Sportwagen und Prototypen gehört ein Schwerpunkt beim diesjährigen AvD-Oldtimer-Grand-Prix. Das Glanzstück stellen die Demorunden von Derek Bell im Porsche 956 auf der Nordschleife dar: Beim Stefan-Bellof-Tribute erinnert der Brite an die schnellste jemals auf legendären Strecke absolvierten Runde, die Bellof im Qualifying zum 1000-Kilometer-Rennen 1983 absolvierte. Den jüngsten Sportwagen des Wochenendes schickt BMW auf die Rennstrecke: Es ist der von Joachim „Jockel“ Winkelhock pilotierte BWM V12 LMR aus dem Jahr 1999, mit der Waiblinger gemeinsam mit Yannick Dalmas und Piereluigi Martini die 24 Stunden von Le Mans gewann. Ebenfalls Le-Mans-Feeling kommt bei der FIA-Meisterschaft für historische Sportwagen auf. Deren mehr als drei Dutzend Fahrzeuge werden noch einmal getoppt durch ein exzellent besetztes und bis auf den letzten Platz gefülltes Feld der zweisitzigen Rennwagen und GTs bis 1960/61.
In dem wie immer mit großem Sachverstand zusammengestellten Feld des Einladungsrennens sind in diesem Jahr insbesondere die GTs besonders sehenswert. Alleine fünf Ferrari 250 GT – darunter zwei SWB Competition – sind am Start. Ein in Fachkreisen legendäres Modell ist der 250 GT „Breadvan“ des Düsseldorfers Maximilian Werner. Natürlich fehlt auch keines der anderen in den 50ern bei Sportwagen-Rennen tonangebenden Modelle: Porsche 356 und Mercedes-Benz 300 SL, Lotus Elise, Austin Healey, Jaguar C-Type kommen ebenso zum Ring wie die bildschönen offenen Sportwagen der 50er – etwa Porsche 550 A Spyder, Lola Mk1, Lotus 17 oder Maserati 150 S.
Die beiden Heats dieses Rennens knüpfen obendrein mehrfach an das Flair klassischer Langstreckenrennen wie den 24 Stunden von Le Mans an: Am Samstagabend geht der einstündige erste Lauf in die Abenddämmerung hinein, sonntags zelebrieren die Teilnehmer vor der eigentlichen Startfreigabe den klassischen Le-Mans-Start vor der Haupttribüne: Auf das Signal des Rennleiters hin spurten die Fahrer dabei zu ihren Rennwagen, springen hinein, starten den Motor und fahren los. Allerdings handelt es sich lediglich um eine Demonstration dieses Klassikers – denn bevor das eigentliche Rennen gestartet wird, wird das Feld noch einmal angehalten, damit die Piloten ihre Sicherheitsgurte anlegen können.
Volles Programm auch für Tourenwagen und GT
Traditionell wird auch den historischen Tourenwagen und GTs beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix eine große Bühne gebaut. Gleich in mehreren Rennen werden die wichtigsten Epochen in dieser Kategorie vorgestellt. Da sind etwa die parallel auf der Nordschleife ausgetragenen AvD-Historic-Marathon und Nürburgring-Trophy, mit dem das Rennwochenende am Freitag eröffnet wird. In ihnen treten Tourenwagen und GTs bis 1965 bzw. 1971 zum Langstreckenrennen an. Am Samstag und Sonntag gehen die Gentlemen Drivers (GT bis 1965) und die AvD-Tourenwagen-Trophäe (Tourenwagen bis 1965) auf dem Grand-Prix-Kurs ins Rennen.
Ein besonderes Highlight ist das mit vielen prominenten Fahrzeugen und Fahrern besetzte BMW Rennen – unter anderem treten hier Ikonen wie Johnny Cecotto und Marc Surer an. „Full House“ meldet auch das beliebte Revival der DRM (Deutsche Rennsport-Meisterschaft) mit 41 Fahrzeugen. Last but not least knüpft der Demonstrations-Lauf für Fahrzeuge aus DTM und STW an die jüngere Tourenwagen-Historie an.