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KTM X-BOW Battle
22.04.2013

Spektakulärer Start zur KTM X-BOW Battle 2013

Das freie Fahren am Donnerstag brachte so manchen Piloten noch hitzige Momente – bei 26 Grad und strahlendem Sonnenschein wurde nämlich kräftig geschwitzt. Doch ausgerechnet zum Auftakt der vierten Saison der KTM X-BOW BATTLE am Freitag kam der befürchtete Wetterumsturz: Schon das freie Training und das Qualifying war verregnet, pünktlich zum Rennen schüttete es dann wie aus Kübeln.

Die neuen Michelin-Slickreifen kamen selbstredend nicht zum Einsatz, denn der als „Wet Race“ titulierte erste Lauf erforderte die Regenreifen von Michelin. Doch selbst damit war es eine extrem anspruchsvolle Aufgabe, die auf 31 Fahrerinnen und Fahrer wartete.

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Die Rennleitung entschied, eine zweite Einführungsrunde hinter dem Safety-Car anzuhängen, um den Piloten mehr Zeit zu geben, wenigstens etwas Temperatur in die Reifen zu bekommen. Danach wurde das Rennen freigegeben und im „Gänsemarsch“ kam das Feld auf die erste Kurve zu. KTM-Gastfahrer Ryan Sharp, den österreichischen Motorsport-Fans noch bestens aus seiner gemeinsamen Zeit mit Karl Wendlinger im Team von „Jetalliance Racing“ bekannt, hatte im Qualifying die Bestzeit markiert, kam aber nicht als Führender aus der ersten Runde zurück: Battle-Routinier Jim Gebhardt hatte ihn gleich beim Start überrumpelt und versuchte sich aus dem Staub zu machen und auch „Major Adolf Kottan“ aka Ex-Rallye-Ass Raphael Sperrer wollte an Sharp vorbei. Nach einem kurzen Schock-Moment fing sich der Schotte allerdings und zog Sperrer davon sowie an Gebhardt vorbei. Der ebenfalls äußerst rennerfahrene Deutsche war nach dem Rennen, das er aufgrund eines Verbremsers auf Platz drei beendete, fassungslos: „Unglaublich, wie sich der auf der Start- und Ziel-Geraden angesaugt hat und an mir vorbeigezogen ist. Das hätt’ ich niemals geschafft, ich hätte nichts, aber schon gar nichts gesehen, in der Gischt. Aber ein bisschen Unterschied muss halt doch sein, vom professionellen Amateur zum Vollprofi!“

Ein ähnlicher Tenor war von „Major Kottan“ zu hören: „Ich ziehe meine Dienstkappe vor Ryan, der hat es uns wirklich gezeigt. Mit meinem Rennen bin ich zufrieden, das war das Maximum und damit ein guter Start in die Saison.“ Ryan Sharp selbst war die Freude über seine erfolgreiche Motorsport-Rückkehr anzusehen: „Ein ganz großes Dankeschön an KTM und an Georg Silbermayr, die mich hier als Gaststarter eingeladen haben. Ich bin von der Rennserie und vom Auto extrem positiv überrascht. Der X-BOW fährt sich beeindruckend präzise, zu einem GT-Rennfahrzeug ist da kaum ein Unterschied. Und für eine Amateur-Rennserie wird hier sehr, sehr schnell gefahren. Die „BATTLE“ sollte es auch in England geben, das wäre mit Sicherheit ein Hit!“ Weniger glücklich war auch der Profi mit den Verhältnissen: „Es war wirklich schwierig, es war an der Grenze. Teilweise stehendes Wasser und in der Gischt hat man kaum etwas gesehen …“

Dieser Umstand wurde einem anderen Profi dann auch zum Verhängnis: Carsten Seifert lief auf dem „Anflug“ zur Remus-Kurve in der Gischt auf einen Überrundeten auf und kam beim Ausweichmanöver ins Schleudern. Ein heftiger Einschlag war die Folge: Seiferts X-BOW wurde völlig zerstört, die Teile lagen über die Strecke verteilt und der Rennleitung blieb nichts anderes übrig als das Rennen abzubrechen. Seifert selbst blieb Gott sei Dank unverletzt, darf aber nichtsdestotrotz als Pechvogel des Wochenendes bezeichnet werden, nachdem er schon im Qualifying – beinahe an der gleichen Stelle – von einem Mitbewerber abgedrängt worden war: „Ich habe mir das erste Rennwochenende wirklich anders vorgestellt. Nach dem Pech im Quali wollte ich nur noch Punkte sammeln – und jetzt habe ich praktisch einen Totalschaden …“ Seifert und die Mannschaft rund um Team-Boss Jürgen Pipp haben bis zum nächsten Rennen immerhin einen Monat Zeit, den X-BOW neu aufzubauen.

Mehr Glück hatte Peter Resch: Der Oberösterreicher drehte sich an der Seifert-Unfallstelle ebenfalls, allerdings gleich in zwei aufeinanderfolgenden Runden: „In dem Moment, wo es mich bei 200 km/h gedreht hat, habe ich mir nix gedacht. Nachher aber schon. So unter dem Motto: Was mache ich überhaupt hier? Und wie es mich eine Runde später noch einmal gedreht hat, habe ich es sowieso nicht mehr geglaubt …“ Resch fuhr beide Male völlig ungerührt weiter und verdiente sich somit den Titel „Man of the Race“ auch als Gesamt-15. Auf den Plätzen hinter Sharp, Kottan und Gebhardt landeten Jiri Pisarik, Carsten Seifert (aufgrund des Abbruchs in Runde sieben wurde die Runde sechs gewertet), Pavel Heinik, Lukas Martin, Sehdi Sarmini, Gerhard Trenker und Battle-Organisator „Bernie Silverstone“.

Die Vorzeichen für das zweite Rennen am Samstag waren dann besser: Zwar fand das vormittägliche Qualifying noch auf feuchter Piste statt, zum Rennen war es dann aber trocken und zwischendurch kam sogar die Sonne heraus. Lange Zeit sah Ryan Sharp erneut wie der Pole-Sitter aus, doch in den letzten Sekunden wurde seine Zeit noch von „Major Kottan“ und Klaus Angerhofer unterboten.

Der Start verlief völlig problemlos und unspektakulär und die einzige Veränderung betraf die zweite bzw. die dritte Position, die Angerhofer bzw. Sharp an Jim Gebhardt abgeben mussten. Während an der Spitze jeder sein eigenes Rennen fuhr, bildeten sich weiter hinten im Feld mehrere spektakuläre Kampfgruppen, in denen um jede Zentelsekunde und um jeden Millimeter verbissen gekämpft wurde. In einer der Gruppen kamen sich Jiri Pisarik und Pierre Ludigkeit im Infield zu nahe, was nicht nur einen Crash, sondern den nachträglichen Ausschluss der beiden durch die Rennleitung zur Folge hatte. Gänzlich ohne Feindeinwirkung kreiselte Jürgen Pipp in Kurve 1, der daraufhin eine sehenswerte Aufholjagd bis auf Platz sechs folgen ließ und damit eindeutig der „Man of the Race“ in Lauf zwei war.

Den finalen und gleichzeitig spannendsten Fight des Rennens lieferten sich aber Ryan Sharp und der junge Vorarlberger Lukas Martin: Sharp musste ohne vierten Gang auskommen und Martin fuhr eine schnelle Runde nach der anderen, was in einem rundenlangen Zweikampf gipfelte, den Sharp in der letzten Kurve für sich entscheiden konnte. „Der hat mich außen überholt“, kommentierte Lukas Martin das Manöver des Schotten – dennoch überwog bei Martin die Freude über seine tolle Vorstellung und den fünften Rang.

Die restlichen Top-Ten-Positionen hinter Pipp fochten Artur Chwist, Sehdi Sarmini, „Bernie Silverstone“ und Gerhard Trenker aus. Georg Silbermayr: „Ein sensationeller Saison-Auftakt, trotz des teilweise grenzwertigen Wetters, das wir in der „BATTLE“ ja gar nicht gewohnt sind. Was mich besonders freut: Einerseits wird unsere neue Team-Wertung toll angenommen, andererseits konnten wir gleich beim Auftakt die ersten Teilnehmer in der KTM X-BOW CHALLENGE begrüssen!“