Dienstag, 26. November 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
Automobilsport
23.06.2018

Am Nürburgring wird Formel-Historie lebendig

Technikrevolutionen und Heldengeschichten: In kaum einer anderen Disziplin sind diese Themen so dicht verwoben wie im Formelsport. Beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix werden sie wieder lebendig. Vom 10. bis 12. August 2018 sind auf dem Nürburgring die erfolgreichen und weniger erfolgreichen Lösungen der Ingenieure von einst ebenso zu bestaunen, wie die ehemaligen Fahrzeuge der Weltstars. In vier verschiedenen Starterfeldern wird die Historie der Motorsport-Einsitzer so umfassend beleuchtet, wie sonst wohl nirgendwo.

Da sind etwa die Grand-Prix-Fahrzeuge bis 1965, die bis in die Frühzeit der Formel 1 und sogar zu ihren Vorläufern zurückführen. Oder die beiden Rennserien, in denen der historische Nachwuchssport gepflegt wird: Die FIA Lurani Trophy mit ihren Formel-Junior-Rennwagen der Jahre 1958 bis 1963 zeigt den Übergang von Front- zu Heckmotor-Konzepten. Mit der Formel 3 von 1964 bis 1984 ist die Historie der wohl wichtigsten Nachwuchsserie für deutsche Rennfahrer zu sehen, in der die meisten Weltstars der vergangenen Jahrzehnte ihr Handwerk lernten. Und natürlich ist auch die Königsklasse vertreten. Mit der FIA Masters Formula One Championship präsentiert sich die internationale Top-Klasse im historischen Motorsport bei ihrem einzigen Deutschland-Gastspiel des Jahres. Die beiden Läufe der immer noch spektakulären Monoposti mit ihren Ford Cosworth-Triebwerken gehören zu den unbestrittenen Highlights des Wochenendes. Wer sich sein Ticket für das Event sichern möchte, kann noch bis zum 30. Juni 2018 einen Frühbucherrabatt von 20 Prozent nutzen. Detaillierte Preise und Konditionen finden sich ebenso wie alle wichtigen Infos rund um den AvD-Oldtimer-Grand-Prix auf der Homepage www.avd-ogp.de. Unter 0180 5 311210 (0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.) ist außerdem eine Ticket-Hotline eingerichtet.

Einziges deutsches Gastspiel der FIA Masters Formula One Championship

Formelsport – und insbesondere die Königsklasse der Formel 1 – repräsentierte schon immer die Speerspitze der technischen Entwicklung. Beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix werden Evolutionen und Revolutionen der Vergangenheit wieder lebendig. In der offiziellen FIA-Meisterschaft der Formel-1-Boliden der Jahre 1966 bis 1985 etwa wird eine spannende Epoche dokumentiert. Es war die Ära der Ford-Cosworth-Motoren, die über fast 20 Jahre praktisch vom gesamten Grand-Prix-Feld genutzt wurden. Und da die Antriebe für die meisten Teams eine feste Größe waren, ließen sich die Ingenieure einiges einfallen, um einen Wettbewerbsvorteil herauszuarbeiten. Zu dieser Zeit traten einige heute noch legendäre Rennställe erstmals ins Rampenlicht. Im vergangenen Jahr etwa lag beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix ein Williams FW07/B in Front, pilotiert vom Briten Michael Lyons. Das Modell, entwickelt für die Saison 1980, war das erste Groundeffect-Car der britischen Rennwagenschmiede und ist untrennbar mit großen Erfolgen verknüpft. Auch heute zählt der FW07, der etwa von Andretti, Reutemann und Rosberg pilotiert wurde, zu den schnellsten Fahrzeugen im Feld – 2018 in heißer Konkurrenz zum Tyrrell 010. Die Konstruktion des Tyrrell war vom FW07 inspiriert. Die Mannschaft um den knorrigen Teamchef Ken Tyrrell holte seinerzeit – unter anderem mit Fahrern wie Michele Alboreto – den sechsten Rang in der Konstrukteurs-WM. Eines seiner Nachfolgemodelle, das zwei Jahre später eingesetzte Modell 012, gewann übrigens im vergangenen Jahr mit Martin Stretton am Steuer das zweite Rennen der FIA Masters Fomula One Championship auf dem Nürburgring. Der 1983 präsentierte Wagen markierte bereits das Ende der Cosworth-Ära und hatte den seiner Zeit aufkommenden Turbo-Rennwagen nichts entgegenzusetzen. Im historischen Sport von heute gehört er dagegen zu den ganz Schnellen. Stretton stand auch in dieser Saison bereits ganz oben auf dem FIA-Masters-Treppchen.

Rückblick auf die Kindertage der Formel 1

Historisch gesehen vor der aufregenden Cosworth-Zeit liegt die Ära, aus der die Fahrzeuge der Historic Grand Prix Car Association stammen. Die britische Rennserie widmet sich dem frühen Formelsport und versammelt in ihrem faszinierenden Feld eine einzigartige Mischung, die bis in die Vorkriegszeit zurückreicht, als der Grand-Prix-Sport die höchste Rennkategorie bildete. 1950 wurde dann die Formel 1 als offizielle internationale Topklasse eingeführt, aus deren erster Dekade das Gros der Teilnehmer stammt. Hier sind etwa die erfolgreichen Cooper-Modelle zu sehen, die mit Lotus, Brabham und Aston Martin um Platzierungen und Pokale ringen. Der Doppelsieg beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix ging 2017 allerdings an einen Ferrari 246 Dino, und auch die legendäre italienische Marke ist in diesem Jahr wieder im Feld vertreten. Wer sich letztlich zum Start entschließt, das ist hier – wie auch in den anderen Rennserien – noch nicht sicher. Schließlich können die Teams häufig erst nach einer intensiven Inspektion im Anschluss an ein Rennen darüber entscheiden, ob sie auch bei der Folgeveranstaltung starten.

Formel Junior: Wo die Weltmeister ihr Handwerk lernten

Ebenfalls am Start und ein Leckerbissen für Kenner: Die Nachwuchsserien von einst. Zwei Talentschmieden sorgten ab den späten 50ern für Furore. Zum einen war es die „Formel Junior“, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiert. Die faszinierend einfachen historischen Formelrenner gehen zurück auf den Comte Giovanni „Johnny“ Lurani. Der hatte erkannt, dass eine Talentschmiede für Motorsportler dringend benötigt wurde. So initiierte er die Formel Junior, deren erstes Rennen 1958 ausgetragen wurde. Heute erinnert die FIA Lurani Trophy an ihn, und das traditionell prall gefüllte Starterfeld zeigt, wie viele Konstrukteure und Teams sich damals Hals über Kopf in das Abenteuer stürzten und einen der kleinen, agilen Rennwagen aufbauten.

Formel 3: Erste Nennungen versprechen historische Formel-Faszination

Eine ähnliche Erfolgsstory ist die Formel 3, die allerdings als Nachwuchsklasse die Motorsportszene bis heute nachhaltig prägt. Beim diesjährigen AvD-Oldtimer-Grand-Prix sind erneut zwei Jahrzehnte dieser Kategorie vertreten. Und die in den vergangenen Jahren stets vollen Felder zeigten, dass diese Fahrzeuge sich bei den Piloten äußerst großer Beliebtheit erfreuen. Für die diesjährige Auflage des Klassikerfestivals stehen bereits einige sehr interessante Fahrzeuge fest, die mit berühmten Piloten verbunden sind. Da ist etwa der March 713, in dem einst Hannelore Werner antrat. Das ehemalige Auto von Eifelland-Racing absolvierte 2015 nach langer Restaurierung sein erstes Rennen im historischen Sport – natürlich beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix. Ebenfalls dabei: Michael Ringström, der die historische Formel-3-Rennserie (HRA) 2016 gewann. Er nimmt im Martini MK 42 Alfa Novamotor Platz, in dem Ivan Capelli 1984 die Europameisterschaft gewann. Auch das Meisterauto von Teo Fabi aus dem Jahr 1978 – ein March 783 Toyota – ist mit dabei. Ebenso am Start: ein Ralt RT3 / 83 Alfa Romeo Novamotor, der einst von Joachim Winkelhock und von Kurt Thiim gefahren wurde.