Bei trockenen Bedingungen zum Start am Samstagnachmittag (Ortszeit) setzte Nick Tandy (GB) die Pole-Position perfekt um. Der Porsche 911 RSR mit der Startnummer 911 lag über viele Runden in Führung. Auch die französischen Teamkollegen Patrick Pilet und Frédéric Makowiecki bestimmten die Spitze bis in die Nacht hinein. Der einsetzende Starkregen am frühen Sonntagmorgen sorgte für eine Zäsur im bis dorthin perfekten Rennen. Auf extrem nasser Strecke fiel der 911er der Pole-Sitter auf Rang fünf zurück.
Das Schwesterauto von Earl Bamber (NZ), Laurens Vanthoor (BE) und Mathieu Jaminet (FR) hatte in der Frühphase etwas Pech. Die Reparatur einer defekten Aufhängung des Frontsplitters warf das Trio im Porsche 911 RSR mit der Startnummer 912 zunächst um vier Runden zurück. Durch fehlerfreie Fahrten und perfekte Strategie war dieser Rückstand schnell aufgeholt, sodass beide Werksautos in der Spitzengruppe fuhren. Die Startnummer 912 wurde durch die wohl schlimmsten Bedingungen in der 57-jährigen Geschichte des Langstreckenklassikers auf Position vier zurückgeworfen, nach dem endgültigen Abbruch nach 23 Stunden und 50 Minuten aufgrund einer Strafe für einen Konkurrenten aber auf Rang drei gewertet.
In der GTD-Klasse erreichte der neue Porsche 911 GT3 R des Kundenteams Park Place Motorsports den achten Platz. Werksfahrer Patrick Long (US), Porsche Young Professional Matt Campbell (AU) sowie die beiden US-Amerikaner Patrick Lindsey und Nicholas Boulle kämpften sich nach einigen Rückschlägen immer wieder in das Spitzenfeld zurück. Die Mannschaft aus Texas und die erfahrenen Piloten konnten das große Potenzial des neuen GT3-Auto aus Weissach über weite Strecken darstellen und führten das Rennen in der Endphase an. Die Rennunterbrechungen gleich nach einem Boxenstopp machten jedoch die Taktik und somit die Siegchancen zunichte.
Großes Pech hatten auch die Kundenteams Black Swan Racing und Pfaff Motorspots, deren rund 500 PS starken Fahrzeuge nach Unfällen ausschieden. Die Mannschaften aus den USA und Kanada hatten das Tempo der Spitze mitgehen können und phasenweise auf Podestkurs gelegen. Der Porsche 911 GT3 R von NGT Motorsport war nach einem technischen Defekt frühzeitig aus dem Rennen.
Der zweite Saisonlauf der IMSA WeatherTech SportCar Championship findet ebenfalls in Florida statt. Am 16. März werden die 12 Stunden von Sebring (US) als Doppelevent gemeinsam mit der FIA WEC ausgetragen.
Stimmen zum Rennen
Pascal Zurlinden (Leiter GT-Werksmotorsport): „Wenn man das Wetter mal ignoriert, dann muss man sagen, dass es ein super Rennen war. Es gab erstklassigen Wettbewerb aller Hersteller. Das war eine tolle Show für die Fans. Bei trockener Strecke waren wir sehr stark, bei Regen lief einiges nicht nach Wunsch. Das Resultat ist auf den ersten Blick vielleicht etwas enttäuschend. Das gezeigte Potenzial und die perfekte Teamarbeit stimmen mich aber sehr positiv.“Steffen Höllwarth (Programmmanager IMSA SportsCar Championship): „Es war ein aufregendes Rennen, an dessen Ende wir den Podestplatz sehr gerne mitnehmen. Wir haben viele Führungsrunden absolviert, einen Rückschlag mit der Startnummer 912 beeindruckend weggesteckt und wieder aufgeholt. Es gab viele Höhen und Tiefen. Wir waren im Trockenen mit einer Abstimmung, die auf hohen Topspeed auf den Geraden ausgelegt war, sehr schnell, im Nassen leider nicht mehr ganz so. Bei solch schwierigen Bedingungen auf das Podium zu fahren, ist eine gute Leistung. Nun blicken wir optimistisch auf das nächste Rennen in Sebring. Dort wollen wir unseren Sieg aus dem Vorjahr wiederholen.“
Patrick Pilet (Porsche 911 RSR #911): „Ich bin sehr enttäuscht, denn wir waren in den Trainings und in der ersten Rennhälfte richtig stark. Im Regen konnten wir die Performance nicht ganz halten. Eine Kollision hat uns zwei Runden zurückgeworfen, aber das war nicht der entscheidende Faktor. Ich rücke das Positive in den Vordergrund. Unser Auto war im Trockenen extrem schnell. Unser Team und das Fahrertrio sind stark. Daher blicke ich optimistisch auf das kommende Rennen in Sebring.“
Nick Tandy (Porsche 911 RSR #911): „In den ersten Stunden hat es riesigen Spaß gemacht. Unser Auto war schnell und zuverlässig, ich hatte spannende Duelle gegen die Fahrer der anderen Marken. Aber dann kam der große Regen. Bei solchen Bedingungen in Daytona fahren zu müssen, ist schon ein Erlebnis der ganz anderen Art. Wir sollten uns nicht beschweren. Es hätte alles viel schlimmer kommen können.“
Frédéric Makowiecki (Porsche 911 RSR #911): „Ich denke, wir können sehr stolz auf unsere Leistung an diesem Wochenende sein. In den Trainings und im Qualifying waren wir vorn, bei trockenen Bedingungen konnten wir das Rennen lange Zeit an der Spitze bestimmen. Leider hat sich das mit einetzendem Regen komplett geändert. Wir hatten starkes Aquaplaning, konnten das Tempo nicht mehr ganz mitgehen. Unter dem Strich nehme ich aber sehr viele positive Eindrücke mit.“
Earl Bamber (Porsche 911 RSR #912): „Es war ein verrücktes Rennen. Wir waren extrem schnell unterwegs, haben einen herben Rückschlag beeindruckend weggesteckt und hatten ein Auto, das es im Trockenen zu schlagen galt. Im Regen sah die Situation anders aus. Wir waren nicht mehr die Schnellsten auf der Strecke. Unter dem Strich sind wir mit dem Podestplatz ganz gut in die Saison gestartet.“
Laurens Vanthoor (Porsche 911 RSR #912): „Bis in die Nacht hinein war alles gut. Wir hatten unser Auto auf hohen Topspeed abgestimmt. Das hat im Trockenen perfekt funktioniert, aber im Regen hatten wir zu wenig Abtrieb. Ich mag große Herausforderungen und bin ein Fan des Rennsports alter Schule. Aber diese Bedingungen waren einfach nur verrückt. Wenn man mit 290 km/h fährt, nur zwei Meter weit sehen kann und weiß, das im Heck 30 weitere Autos mit dem gleichen Tempo im Blindflug sind, dann geht es zu weit. So etwas möchte ich nie wieder erleben.“
Mathieu Jaminet (Porsche 911 RSR #912): „Wäre es trocken geblieben, dann hätten wir ganz sicher um den Sieg mitkämpfen können. Leider fehlte es uns bei Nässe etwas an Tempo. Platz drei war unter diesen Umständen sicherlich das Maximum. Wir können auf unsere Leistung und das Ergebnis stolz sein. Wir haben zum Start der Meisterschaft viele Punkte gesammelt und stehen auf dem Podium.“
Dennis Olsen (Porsche 911 GT3 R #9): „Es ist so schade. Wir haben uns niemals von Rückschlägen kleinkriegen lassen, sondern uns immer wieder stark zurückgekämpft. Wir lagen auf Podestkurs, aber dann ging plötzlich alles schief. Zuerst hat uns ein kleiner Defekt an der Elektrik eingebremst, dann hat es gekracht. Beim Restart konnte mein Teamkollege überhaupt nichts sehen und daher eine Kollision mit einem anderen Auto nicht vermeiden. Die Schäden am Auto waren leider zu groß. Ich bin sicher, dass Pfaff Motorsports schon bald den verdienten Lohn einfahren wird.“
Patrick Long (Porsche 911 GT3 R #73): „Das richtige Timing ist im Motorsport manchmal alles. Leider ist es bei uns heute schiefgegangen. Und das lag nicht an der Leistung des Teams. Die Unterbrechung aufgrund des starken Regens hat uns ein besseres Resultat gekostet. Dennoch haben wir noch gute Punkte mitgenommen. Die Saison ist noch sehr lang, da ist jeder einzelne Zähler wichtig. Der neue Porsche 911 GT3 R ist schnell. Das stimmt mich zuversichtlich für die kommenden Rennen.“
Sven Müller (Porsche 911 GT3 R #99): „So hatten wir uns das wirklich nicht vorgestellt. In der Rennwoche haben wir großartig zusammengearbeitet und uns stetig verbessert. Da ist es natürlich extrem bitter, wenn das Auto nach nicht einmal zwei Stunden aus dem Rennen ist. Aber so ist es manchmal im Motorsport. Ich hake das jetzt schnell ab und hoffe, dass wir im kommenden Jahr noch einmal in dieser Konstellation antreten werden, um unsere Mission erfolgreich zu beenden.“
Dirk Werner (Porsche 911 GT3 R #540): „Ein Ausfall ist immer enttäuschend, aber so ist Racing manchmal. Wir haben nicht nur wechselhaftes Wetter gesehen, sondern auch als Team viele Höhen und Tiefen durchlebt. Mehrfach hatten wir eine Runde Rückstand, aber immer wieder sind wir in die Spitzengruppe zurückgekommen. Als uns ein Konkurrent am Vormittag bei starkem Regen ins Heck gekracht ist, war das Auto nicht mehr zu reparieren – sehr schade.“