24h Le Mans
15.09.2020
Hommage an ersten Le-Mans-Sieg: Porsche tritt in besonderen Designs an
Die Folierung gleicht mit ihren klaren Linien und Formen der Farbgebung jener digitalen RSR, die am 13. und 14. Juni bei der virtuellen Ausgabe des Le-Mans-Rennens erfolgreich waren. Die beiden rund 515 PS starken Werksautos tragen den Schriftzug „1970“ auf der Fronthaube und dem Dach. In jenem Jahr hatten der Brite Richard Attwood und der Deutsche Hans Herrmann am Steuer des legendären Porsche 917 erstmals den Gesamtsieg in Le Mans für den Stuttgarter Sportwagenhersteller erkämpft. Das Fahrzeug unter Nennung der Porsche KG Salzburg zierten damals die Nationalfarben Österreichs. Genau dieses Rot und Weiß kommt auch beim Porsche 911 RSR mit der Startnummer 91 zum Einsatz. Am Schwesterauto mit der Nummer 92 ist Rot durch Schwarz ersetzt. Zusammen mit den acht 911 RSR der Kundenteams in der Klasse GTE-Am sind insgesamt zehn 911-Rennwagen im Starterfeld vertreten.
Das Rennen auf dem 13,626 Kilometer langen Circuit des 24 Heures ist das jährliche Highlight der Langstrecken-Weltmeisterschaft FIA WEC (World Endurance Championship). Entgegen der ursprünglichen Planungen findet der 1923 erstmals ausgetragene Klassiker aufgrund der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr im September statt. Der drei Monate spätere Termin bedingt andere Witterungs- und Lichtverhältnisse. Die aktuelle Generation des 911 RSR ist beim größten Langstreckenrennen der Welt zum ersten Mal im Einsatz. Dabei stellt der Wegfall des wichtigen Vortests das Porsche GT Team vor eine besondere Herausforderung, denn Testfahrten sind auf dem Circuit des 24 Heures nicht möglich: Der traditionsreiche Kurs im Süden der 150.000-Einwohner-Stadt besteht zum größten Teil aus öffentlichen Straßen. Über die legendäre Hunaudières-Gerade fahren im Normalbetrieb täglich hunderte Lkw und Pkw auf ihrem Weg von Le Mans in Richtung Tours. Tückische Spurrillen sorgen vor allem im Regen für besondere Herausforderungen.
Am Steuer des Porsche 911 RSR mit der Startnummer 91 wechseln sich die WEC-Stammfahrer Gianmaria Bruni aus Italien und Richard Lietz aus Österreich wie schon in den beiden vorhergehenden Jahren mit dem Franzosen Frédéric Makowiecki ab. Das erfahrene Trio hatte 2018 und 2019 jeweils den zweiten Platz in der GTE-Pro-Klasse errungen. Im baugleichen Schwesterfahrzeug mit der Nummer 92 bekommen die amtierenden Langstrecken-Weltmeister Michael Christensen aus Dänemark und Kévin Estre aus Frankreich erneut Unterstützung vom Belgier Laurens Vanthoor. Vanthoor ist der amtierende Titelträger in der IMSA WeatherTech SportsCar Championship. Die drei Piloten hatten vor zwei Jahren in Le Mans mit dem 911 RSR im legendären Pink-Pig-Design einen souveränen Klassensieg errungen. Beim 24-Stunden-Rennen im Nordwesten Frankreichs vergibt die WEC doppelte Punkte in den jeweiligen Wertungskategorien. In der Markenmeisterschaft belegt das Porsche GT Team nach sechs von acht Saisonrennen den zweiten Rang. Gleiches gilt für die amtierenden Champions Estre/Christensen in der Fahrerwertung. Ihre Teamkollegen Bruni/Lietz rangieren derzeit auf Position fünf.
In der GTE-Am-Klasse setzen drei erfahrene Kundenteams insgesamt acht Porsche 911 RSR der Spezifikation 2017 ein. Die amtierenden Le-Mans-Klassensieger von Project 1 schicken den Titelverteidiger Egidio Perfetti aus Norwegen gemeinsam mit dem Niederländer und aktuellem Porsche Supercup-Champion Larry ten Voorde sowie dem Italiener Matteo Cairoli in der Startnummer 56 ins Rennen. Das Schwesterauto mit der Nummer 57 teilen sich der Amerikaner Ben Keating, Felipe Fraga aus Brasilien und Jeroen Bleekemolen aus den Niederlanden. Die Cockpitbesetzung der Startnummer 89 des Teams aus dem niedersächsischen Lohne wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben. Gulf Racing schickt die Nummer 86 mit dem britischen Fahrertrio Benjamin Barker, Michael Wainwright und Andrew Watson an den Start.
Dempsey-Proton Racing betreut in diesem Jahr in Le Mans gleich vier Porsche 911 RSR. In der Startnummer 77 wechselt sich Teameigner Christian Ried (Schöneburg) mit dem australischen Porsche-Werksfahrer Matt Campbell und dem Italiener Riccardo Pera ab. Im Schwesterfahrzeug Nummer 88 agieren Porsche Young Professional Thomas Preining aus Österreich, der Amerikaner Dominique Bastien und der Belgier Adrien de Leener. Am Steuer der Nummer 78 unter Nennung von Proton Competition agieren der Österreicher Horst Felbermayr Jr., Max van Splunteren aus den Niederlanden und Michele Beretta aus Italien. In der Startnummer 99 fährt Vutthikorn Inthraphuvasak aus Thailand gemeinsam mit dem Belgier Lucas Légeret und dem Franzosen Julien Piguet.
Fritz Enzinger (Leiter Motorsport): „Ich bin erfreut, dass die 24 Stunden von Le Mans während der Corona-Pandemie stattfinden können – wenn auch unter sehr schwierigen Bedingungen. Mein Dank gilt allen Verantwortlichen beim ACO und bei der WEC, die dies in enger Abstimmung mit Behörden, Herstellern und Teams möglich gemacht haben. Im Juni haben wir den Fans mit den virtuellen 24 Stunden von Le Mans bereits ein tolles Spektakel geboten. Nun steht das reale Rennen an. Ich bin sicher, dass wir den treuen Fans einen spannenden Wettbewerb liefern werden. Ich wünsche mir, dass im kommenden Jahr dann alle wieder live dabei sein dürfen.“
Pascal Zurlinden (Gesamtprojektleiter Werksmotorsport): „Le Mans wird in diesem Jahr aufgrund fehlender Zuschauer und eines völlig veränderten Zeitplans ganz anders sein. Trotzdem erwarte ich ein tolles Highlight für die Fans. Für Porsche ist das diesjährige Rennen von großer Bedeutung. Vor 50 Jahren hat die Erfolgsserie für uns mit dem ersten Gesamtsieg des Porsche 917 begonnen. An den damaligen Triumph erinnern wir mit spektakulären Fahrzeugdesigns und einer besonderen Boxenausstattung. Sportlich ist unser Ziel klar: Wir wollen nach unserem Sieg bei den virtuellen 24 Stunden von Le Mans im Juni nun mit dem realen 911 RSR den 109. Klassensieg für Porsche einfahren.“
Alexander Stehlig (Einsatzleiter FIA WEC): „Wir treten in diesem Jahr in Le Mans unter erheblich veränderten Voraussetzungen an. Im September herrschen andere klimatische Bedingungen als im Juni. Wir haben bezüglich Wetter, Temperaturen, Performance und Reifen einige Fragezeichen, werden aber die vorhandenen Daten aus WEC- und IMSA-Einsätzen sowie die Erkenntnisse aus unseren Testfahrten dazu nutzen, um möglichst bereits im ersten freien Training gut aussortiert zu sein. Wir gehen erstmals mit dem Porsche 911 RSR-19 an den Start. Das ist nicht nur für uns neu, sondern auch für den ACO, der die Einstufungen vornimmt. Wir haben vollstes Vertrauen in die Expertise und die Erfahrung der entsprechenden Fachleute. Gleich geblieben sind hingegen die beiden Fahrertrios in den Cockpits. Sie arbeiten in Le Mans bereits im dritten Jahr zusammen. Das ist eine Bank, auf die wir bauen werden.“
Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Ich bin sehr gespannt darauf, unseren Porsche 911 RSR im speziellen Le-Mans-Design in der Realität zu sehen. Bisher kenne ich nur Grafiken – und die sehen einfach spitze aus. Wenn wir in diesem Jahr anlässlich des Jubiläums des ersten Porsche-Gesamtsiegs in Le Mans mit unseren besonders schicken und schnellen Autos auf die Strecke gehen, dann ist dies Motivation und Verpflichtung zugleich. Wir wollen den Klassensieg. In den vergangenen beiden Jahren haben wir mit unserer Startnummer 91 jeweils auf Platz zwei die Ziellinie überquert. Wenn wir diesmal ohne Zwischenfälle über die Distanz kommen, dann sollte einem großen Erfolg nichts im Wege stehen.“
Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Die Tatsache, dass Le Mans in diesem Jahr erst im September stattfindet, wird erheblichen Einfluss auf das Renngeschehen haben. Es wird am Samstagabend früher dunkel, am Sonntag deutlich später hell. Ein solches Tag-Nacht-Verhältnis kennen wir von diesem 24-Stunden-Klassiker bisher nicht. Zudem müssen wir mit sehr wechselhaften Witterungsbedingungen rechnen. Dies alles sorgt garantiert für ein extrem spannendes Rennen. Wir müssen schauen, wie sich der Wettbewerb in der GTE-Pro-Kategorie darstellt. Unsere Testfahrten abseits von Le Mans waren gut. Der Klassensieg ist das klare Ziel.“
Frédéric Makowiecki (Porsche 911 RSR #91): „Le Mans wird sich in diesem Jahr anders anfühlen als sonst. Die Zuschauer werde ich sehr vermissen. Wir haben immer große Freude daran, im Fahrerlager oder besonders bei der Parade in der Innenstadt ihre tolle Unterstützung zu erleben – aber das fällt in diesem Jahr leider aus. Auch im Rennbetrieb gibt es einige Veränderungen. Das Programm ist straff durchgeplant, der Testtag entfällt und im September liegt die Regenwahrscheinlichkeit höher. Unser Ziel mit der Startnummer 91 ist klar: Nach zwei zweiten Plätzen in den Vorjahren wollen wir unbedingt den Klassensieg.“
Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Wir kehren mit den allerbesten Erinnerungen zurück nach Le Mans. 2019 haben wir dort den WEC-Meistertitel gewonnen. Le Mans ist für mich als Franzose ein Heimrennen. Die Fans werden mir sehr fehlen. Gerade so traditionelle Events wie die Autogrammstunde in der Boxengasse oder die Fahrerparade machen einen großen Teil des besonderen Charmes aus. Sportlich wird es sehr spannend: Unser aktueller 911 RSR war bisher überall schnell. Ich hoffe, das wird auch auf der besonderen Strecke von Le Mans so sein. Das spezielle Design unserer Startnummer 92 sieht super aus – ich finde, die schwarzen Flächen passen perfekt zur Form des 911 RSR.“
Michael Christensen (Porsche 911 RSR #92): „Wir reisen mit hohen Erwartungen zum Highlight des Jahres. Beim vergangenen WEC-Rennen in Spa-Francorchamps haben wir mit der Startnummer 92 den ersten Saisonsieg gefeiert – das war wichtig für die Meisterschaft und gibt uns einen maximalen Motivationsschub für Le Mans. Wir kommen auch ohne Vortest sehr gut vorbereitet zum 24-Stunden-Klassiker.“
Laurens Vanthoor (Porsche 911 RSR #92): „Der Zeitplan ist in diesem Jahr ganz anders als sonst immer. Die sehr lange Le-Mans-Woche wirkt nun fast wie ein normales WEC-Rennwochenende. Es ist enorm wichtig, zum Start in die erste Session sofort gut aussortiert zu sein. Wir haben uns bei den Testfahrten bestmöglich vorbereitet. Unser Team hat in Le Mans vor zwei Jahren den Klassensieg geholt. Wir wissen, wie es geht. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch 2020 um den Triumph in der GTE-Pro-Klasse mitkämpfen werden.“
Matteo Cairoli (Porsche 911 RSR #56): „Ich kann meinen vierten Start bei den 24 Stunden von Le Mans kaum erwarten. Unsere Fahreraufstellung ist in diesem Jahr bärenstark, das Auto perfekt ausgereift und eine Bank. Wenn wir einen sauberen Job abliefern und uns aus allem Ungemach heraushalten, dann stehen die Chancen bestens. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auf dem Podium landen können. Auch der Sieg liegt im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wir sind optimal vorbereitet.“
Matt Campbell (Porsche 911 RSR #77): „Le Mans findet in diesem Jahr zwar unter veränderten Voraussetzungen statt, aber ich bin sehr froh, dass wir überhaupt dort fahren können. Es ist und bleibt das größte Rennen des Jahres. Christian Ried und ich haben 2018 zusammen den Klassensieg geholt – das möchten wir gemeinsam mit Riccardo Pera unbedingt wiederholen. Beim vergangenen WEC-Rennen in Spa-Francorchamps standen wir als Zweite auf dem Podest. Mit einem Erfolg in Le Mans wollen wir in der Meisterschaft einen großen Schritt nach vorn machen.“
Benjamin Barker (Porsche 911 RSR #86): „Ich bin voller Vorfreude auf unsere Rückkehr nach Le Mans. Wir waren in den vergangenen Jahren im 24-Stunden-Rennen immer schnell unterwegs, aber die entsprechenden Resultate stellten sich nicht ein. Das soll sich in diesem Jahr ändern. Die Atmosphäre wird ohne Fans an der Strecke ganz anders. Trotzdem besitzt Le Mans auch 2020 die gleiche sportliche Bedeutung wie sonst auch.“