Obwohl es alle vier Fahrerpaarungen auf der 3,671 Kilometer langen Traditionsrennstrecke in Hohenstein-Ernstthal in die Punkteränge schafften, liefen die beiden Läufe mit Blick auf den Meisterschaftskampf nicht nach Plan. Die Lamborghini-Werksfahrer Mirko Bortolotti und Albert Costa Balboa verloren durch einen Ausfall am Samstag ein sicheres Podium. Im zweiten Rennen fuhr das Duo nach einer unglücklichen Kollision und einer Strafe vom Ende des Feldes auf Platz elf.
In der Teamwertung liegt GRT Grasser Racing trotz des Rückschlags auf Platz vier und hat an den letzten beiden Rennwochenenden auf dem Hockenheimring und dem Nürburgring weiterhin Chancen auf den Titel in der Internationalen Deutschen GT-Meisterschaft. Im Klassement der Fahrer sind Bortolotti und Costa Balboa auf Rang sechs zurückgefallen. Mit 31 Punkten Rückstand klafft nun eine beträchtliche Lücke zu den Führenden, doch rechnerisch sind sie ebenfalls noch im Rennen um den Gesamtsieg.
Lamborghini Huracán GT3 EVO #63 (Mirko Bortolotti/Albert Costa Balboa)
- Qualifying 1: P4 - Rennen 1: DNF
- Qualifying 2: P7 - Rennen 2: P11
Die Titelaspiranten aus dem Hause GRT Grasser Racing erlebten schon am Freitag einen schwierigen Auftakt ins Wochenende. Aufgrund technischer Probleme konnte der Lamborghini Huracán GT3 EVO mit der Startnummer 63 in den Trainings nicht auf Zeitenjagd gehen. Am Samstagmorgen ließ sich Bortolotti davon nicht das Geringste anmerken. Der 31-Jährige belegte im ersten Qualifying trotz Kaltstart einen hervorragenden vierten Platz im Feld der 27 GT3-Boliden. Im Rennen kämpfte er sich schnell auf die dritte Position vor. Der Meisterschaftskampf von ihm und Costa Balboa erhielt kurz vor dem Fahrerwechsel jedoch den nächsten Dämpfer. Bortolotti musste das Auto mit einem Problem auf Podestkurs liegend abstellen.
In Folge des Rückschlags bewies die Crew des GRT Grasser Racing Teams einmal mehr ihren unbändigen Kampfgeist. Mit dem Auto wieder startklar, ging Costa Balboa am Sonntag ohne eine einzige Trainingsrunde ins zweite Zeittraining. Als Siebter lieferte er eine mehr als respektable Leistung ab. Die gute Ausgangslage konnte der 31-jährige Spanier allerdings nicht verwandeln. In einer hitzigen Startphase touchierte er einen Konkurrenten und kassierte dafür eine Durchfahrtsstrafe. Im zweiten Stint kämpfte sich Bortolotti von Platz 19 wieder in die Punkteränge zurück. Der Italiener überholte auf dem engen Sachsenring noch sieben Rivalen und stellte Platz elf sicher.
Albert Costa Balboa: „Es war von Beginn an ein hartes Wochenende. Obwohl wir im Training nicht fahren konnten, hat uns das Team ein unglaublich gutes Auto hingestellt. Mirko hat einen fantastischen Job gemacht und ich kam im Qualifying am Sonntag gut zurecht. Leider habe ich beim Rennstart dann einen Fehler gemacht. Als ich innen angegriffen habe, wurde ich von einem Gegner abgedrängt. Dadurch konnte ich das Auto nicht mehr richtig stoppen und habe Maximilian Buhk am Heck touchiert. Der Kontakt war nicht heftig, aber leider hat er sich dadurch gedreht. Ich will klarstellen, dass mein Manöver keineswegs leichtfertig war. Das ändert natürlich nichts daran, dass es meine Schuld ist. Ich bin wegen diesem Zwischenfall sehr enttäuscht und wirklich unglücklich. Ich entschuldige mich aufrichtig bei Buhk und seinem Team. Ich muss mit meinem Fehler klarkommen und will nun nach vorne schauen. Wir haben noch zwei Rennen und ich werde für GRT Grasser Racing und Lamborghini Squadra Corse alles geben, um es wieder gut zu machen.“
Lamborghini Huracán GT3 EVO #19 (Rolf Ineichen/Franck Perera)
Qualifying 1: P22 - Rennen 1: DNFQualifying 2: P2 - Rennen 2: P4
Für Rolf Ineichen und Franck Perera war das Wochenende auf dem Sachsenring ein wildes Auf und Ab. Im ersten Rennen musste Ineichen nach einem Kontakt in der Startphase schon in der ersten Runde die Segel streichen. Auf den Frust folgte am Sonntag ein weiteres starkes Qualifying von Perera. Der 36-jährige Franzose stellte die Startnummer 19 zum dritten Mal in dieser Saison auf den zweiten Startplatz. Das Sonntagsrennen verlief für den Lamborghini-Werksfahrer und seinen Teamkollegen bis auf die letzten Meter ganz nach Plan.
In der ersten Rennhälfte managte Perera die Pace als Zweiter souverän, bis er beim Fahrerwechsel an Ineichen übergab. Der Schweizer verteidigte das Podest mit starken Nerven gegen die Verfolger, die mehrfach am Heck seines Lamborghini Huracán GT3 EVO anklopften. In der letzten Kurve des Rennens presste sich ein Konkurrent mit einem harten Manöver vorbei. Ineichen verlor dadurch den Schwung und wurde beim Sprint zur Ziellinie von einem weiteren Auto überholt. Mit Platz vier gelang ihm und Perera trotz der späten Enttäuschung ein weiteres Top-Resultat.
Franck Perera: „Es ist sehr schade, dass wir das Podium in der letzten Runde verloren haben. Aber wir dürfen trotzdem stolz auf das sein, was wir an diesem Wochenende geleistet haben. Es war für uns hier nicht einfach und Rolf hat am Sonntag einen wirklich tollen Kampf geliefert, um das bestmögliche Resultat zu holen. Ich war mit meinem Qualifying und dem ersten Stint ebenfalls sehr zufrieden. Das Team hat uns ein schnelles Auto hingestellt und Platz vier ist immer noch ein gutes Ergebnis. Natürlich hätten wir unseren Teamkollegen in der Startnummer 63 ein Top-Resultat sehr gewünscht. Hoffentlich läuft es für sie beim nächsten Mal besser. Wir werden nicht aufgeben und als Team weiter alles versuchen.“
Rolf Ineichen: „Diese letzte Runde war der passende Abschluss für ein aufreibendes Wochenende. Wir hatten uns sehr gut vorbereitet, aber leider wurden wir von vielen Problemen ausgebremst. Am Sonntag habe ich es als meine Aufgabe gesehen, als Dank für die tolle Arbeit der Mannschaft das Podium zu holen. Es tut mir für die Jungs sehr leid, denn wir kämpfen alle gemeinsam für den Erfolg des Teams. In der letzten Kurve überholt worden zu sein, nervt mich sehr. Ich versuche immer fair zu bleiben, aber manchmal muss ich mich vielleicht noch etwas breiter machen, wenn die anderen mit der Brechstange fahren. Ich sehe das als Lektion und werde nach vorne schauen.“
Lamborghini Huracán GT3 EVO #16 (Clemens Schmid/Mike David Ortmann)
- Qualifying 1: P18 - Rennen 1: P15
- Qualifying 2: P14 - Rennen 2: P13
Clemens Schmid und Mike David Ortmann reisten nach ihrem besten Saisonresultat auf dem Lausitzring mit Rückenwind an den Sachsenring. Die Fahrerpaarung erreichte im Lamborghini Huracán GT3 EVO mit der Startnummer 16 erneut in beiden Rennen die Punkteränge. Der herausragende fünfte Platz von vor drei Wochen ließ sich trotz gut ausgeführter Rennen aber nicht wiederholen. Nachdem die Trainings nicht optimal liefen, landete Ortmann im ersten Qualifying auf Startplatz 18. Im Samstagsrennen machten der Berliner und Teamkollege Schmid drei Positionen gut.
Am Sonntag schaffte Schmid mit Position 14 im Zeittraining eine solide Basis. Beim Start des zweiten Rennens musste der Tiroler jedoch einer Kollision ausweichen und verlor etwas an Boden. Im Verlauf des ersten Stints arbeitete er sich wieder in die Punkteränge vor und kam im dichten Verkehr früh zum Fahrerwechsel, um an Ortmann zu übergeben. Der 21-Jährige hatte in der zweiten Rennhälfte ebenfalls mit dem kompakten Mittelfeld zu kämpfen. In einer Kampfgruppe die von der siebten bis zur 15. Position reichte, überquerte er die Ziellinie nach einer Stunde Renndistanz schlussendlich als 13.
Clemens Schmid: „Unsere Pace war am Samstag sehr stark, nur leider war unsere Startposition nicht optimal. Auf dem Sachsenring ist das Qualifying extrem wichtig und wenn es dort hapert, kann es im Rennen sehr zäh werden. Das ist uns auch am Sonntag zum Verhängnis geworden. Im Zeittraining hatten wir einfach Pech mit dem Timing. Als ich auf meinen schnellen Runden war, wurde ich mehrfach durch Unterbrechungen gestoppt. Beim Rennstart habe ich im Chaos viele Positionen verloren. Es ging danach zwar vorwärts, aber die Pace im Mittelfeld war sehr langsam. Für uns wäre an diesem Wochenende definitiv mehr drin gewesen.“
Mike David Ortmann: „Es war kein leichtes Wochenende. Durch die Beschränkungen auf dem Sachsenring konnten wir am Donnerstag nicht testen und in den Trainings am Freitag hatten wir einige Schwierigkeiten. Das Qualifying am Samstag war mit der fehlenden Vorbereitung sehr knifflig und ich habe auf meiner Runde leider nicht alles zusammengebracht. Ich hatte dann einen guten Start, aber wie auf dem Sachsenring üblich blieb ich im Verkehr stecken. Clemens hatte dann am Sonntag ziemlich viel Pech. Wir haben trotzdem noch gute Punkte gesammelt, aber mit unserer Pace wäre mehr gegangen. In Hockenheim greifen wir wieder an.“
Lamborghini Huracán GT3 EVO #82 (Tim Zimmermann/Hugo Sasse)
- Qualifying 1: P21 - Rennen 1: P19
- Qualifying 2: P15 - Rennen 2: P14
Der vierte Lamborghini Huracán GT3 EVO aus den Reihen von GRT Grasser Racing ging auf dem Sachsenring mit einer brandneuen Fahrerpaarung an den Start. Bei der Rückkehr der Startnummer 82 teilte sich Tim Zimmermann das Cockpit mit Youngster Hugo Sasse. Der 17-Jährige ADAC GT Masters-Rookie war nach dem Lausitzring zum Team hinzugestoßen, um seine Lernkurve an der Seite des Lamborghini-Juniors Zimmermann fortzusetzen. Darüber hinaus war er in der ADAC GT4 Germany unterwegs, wo er am Samstag einen Sieg feierte.
Im Rennen des ADAC GT Masters hatten die frischgebackenen Stallgefährten mit Platz 19 bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt einen verhaltenen Start. Am Folgetag stellte das Duo mit einem Startplatz in der siebten Reihe des Grids eine bessere Ausgangslage sicher. Zimmermann machte in der turbulenten Startphase alles richtig und stellte schnell den Anschluss an die Top-Ten her. Im weiteren Rennverlauf hatten er und Sasse es wie ihre Teamkollegen mit hartem Racing im Mittelfeld zu tun. Im Pulk leistete sich Sasse in seinem Stint einen kleinen Fehler, der ihn in der Gruppe etwas zurückwarf. Als 14. gelang ihm und Zimmermann dennoch der Sprung in die Punkte.
Tim Zimmermann: „Das erste Wochenende mit Hugo war sehr interessant. Wir hatten zwei ziemlich turbulente Rennen und die Ergebnisse entsprachen sicher nicht unseren Vorstellungen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir bei den letzten beiden Veranstaltungen mehr zeigen können. Das Ziel bleibt weiterhin, die Saison mit guten Ergebnissen abzuschließen. Letztes Jahr waren wir in Hockenheim auf dem Podium. Das stimmt mich optimistisch, dass es dort besser laufen wird.“
Hugo Sasse: „Für mich war es mit dem Doppeleinsatz im ADAC GT Masters und in der ADAC GT4 Germany ein sehr spannendes Wochenende. Im Qualifying am Samstag hatte ich leider viel Verkehr und konnte den Reifen nicht optimal nutzen. Das Rennen war in Folge dessen sehr knifflig. Am Sonntag lief es besser. Ich habe mich in meinem Stint wirklich wohl gefühlt und bin die Pace im Mittelfeld gut mitgegangen. Leider habe ich durch einen kleinen Fehler drei Plätze verloren. Alles in allem war es für mich persönlich ein sehr lehrreiches und positives Wochenende. Ich freue mich auf Hockenheim.“
Teamchef Gottfried Grasser: „Franck und Rolf haben am Sonntag ein tolles Rennen gezeigt und wir hätten die beiden an diesem verhexten Wochenende gerne auf dem Podium gesehen. Rolf hat super gekämpft, aber in der letzten Kurve hat er einen kleinen Fehler gemacht und da lassen sich die Konkurrenten in diesem Feld nicht zwei Mal bitten. Trotzdem hat die Crew in der Startnummer 19 wieder einmal gezeigt, wie stark sie ist. Nach dem Aufwärtstrend in der Lausitz waren auch Clemens und Mike David erneut super unterwegs. Clemens war in den Rennen wieder ein absoluter Racer und hat eine tolle Show geliefert. Darüber hinaus haben wir uns sehr über die Ankunft von Hugo gefreut. Er ist ein unglaublich sympathischer junger Mann, der für sein Alter extrem professionell arbeitet. Das Punkteresultat war ein guter Einstand und wir freuen uns sehr, ihn im Team zu haben. Ich bin mir sicher, dass er in den nächsten Rennen noch mehr zeigen wird. Was die Meisterschaftschancen von den Jungs in der Startnummer 63 angeht, sieht es realistisch betrachtet nun leider schlecht aus. Wir hatten vom ersten Tag an Probleme mit dem Auto. Dass Mirko und Albert es im Qualifying ohne Trainingsrunden so weit nach vorne geschafft haben, war absolut beeindruckend. Für sie wäre viel drin gewesen, aber am Samstag haben uns die Probleme aus den Trainings leider eingeholt und gestoppt. Beim Start in den zweiten Lauf hat sich Albert dann verschätzt und den Mercedes von Maximilian Buhk getroffen. Ich möchte mich beim Team Landgraf-HTP WWR dafür entschuldigen und betonen, dass dieser Ausgang von uns keineswegs gewollt war. In der Hektik am Start passieren diese Dinge manchmal, und ich kann auch meinen Fahrer verstehen, der nach dem Ausfall am Vortag probiert hat, unsere Chancen auf den Titel mit einem riskanten Manöver zu wahren. Es ist leider schief gegangen. Wir wünschen unseren Konkurrenten für ihre kommenden Rennen alles Gute.“