Die erste Hälfte der ADAC GT4 Germany-Saison 2023 ist fast geschafft, wie ist eure bisherige Bilanz?
Daniel Gregor: „Natürlich habe ich gemischte Gefühle. Der Saisonstart in Oschersleben war noch schwierig. In Zandvoort feierten wir dann den ersten Sieg in der Junior-Wertung und weitere Podiumsplätze, das konnten wir am Sonntag auf dem Nürburgring wiederholen. Somit sind die Einzelergebnisse schon sehr gut und wir sind aktuell auf Rang zwei bei den Junioren. Jetzt gilt es in der zweiten Halbzeit weiter richtig Gas zu geben, um Champion in der Junior-Wertung zu werden. Platz zwei in der Wertung ist hierfür eine gute Basis.“Finn Zulauf: „Das erste Wochenende war durchwachsen. Dafür konnten wir im dritten und vierten Rennen in Zandvoort unsere Pace zeigen und starke Ergebnisse erzielen. Auf dem Nürburgring waren wir wieder sehr erfolgreich und füllten unser Punktekonto. Darauf möchten wir nun weiter aufbauen, um Mitte Oktober beim Finale auf dem Hockenheimring als Sieger der Juniorenmeisterschaft die Saison zu beenden.“
Was macht für euch den Reiz der ADAC GT4 Germany aus, was ist die größte Herausforderung?
Zulauf: „Die Konkurrenz und Leistungsdichte im gesamten Feld sind inzwischen sehr eng und der Wettbewerb hart. Das sieht man schon bei den Qualifying-Ergebnissen, da liegen die Zeitabstände vieler Autos bei den Rundenzeiten innerhalb einer Sekunde. Es sind inzwischen auch viele Pro-Fahrer dabei, die sich mit Amateurfahrern das Cockpit teilen, das ist eine spannende Mischung. Wir können in dem Umfeld sehr viel lernen, um sich für die Zukunft in anderen Serien gut vorzubereiten.“Gregor: „Die ADAC GT4 Germany ist eine sehr starke Serie mit sehr guten Fahrern als Gegner. Du musst ausnahmslos Konstanz zeigen, um vorne mit dabei zu sein und um am Saisonende die Meisterschaft zu gewinnen. Hinzu kommt der Aspekt, dass es noch mehr eine Teamsport-Serie ist. In der DTM Trophy bist du allein für das Resultat verantwortlich. In der ADAC GT4 Germany musst du dir das Auto mit dem Partner teilen. Du musst dich darauf verlassen, dass er die Reifen nicht überfährt und selbstverständlich selbst schauen, dass er nach dem Fahrerwechsel weiter pushen kann. Ebenso muss das Team die Taktik zum Stopp perfekt abstimmen.“
Die Serie gastiert in Oschersleben, Zandvoort, am Nürburgring, Lausitzring, Sachsenring und zum Finale am Hockenheimring. Welche dieser Strecken ist euer Favorit und warum? Welche liegt euch nicht so?
Gregor: „Meine Lieblingsstrecke ist der Hockenheimring. Da ich in der Nähe wohne ist, es auch mein Heimrennen. Ich kann zuhause schlafen, da geht man schon ganz anders zum Renntag. Außerdem war ich von Kindertagen an regelmäßig dort und verbinde somit viele Erinnerungen damit. Als Rennfahrer mag ich die Streckencharakteristik auch sehr. Von den anderen Strecken gibt es keine, die mir nicht auch gefällt. Vielleicht Oschersleben, weil es recht abgelegen ist. Ganz sicher wäre Spa-Francorchamps eine Wunschstrecke, die gerne in den Kalender aufgenommen werden könnte. Dort bin ich im vergangenen Jahr DTM-Trophy gefahren und das war spektakulär.“Zulauf: „Ich mag den Sachsenring sehr. Da geht es flüssig bergauf und bergab und es gibt schön zu fahrene Kurven, die mir echt Spaß machen. Dort konnte ich 2022 mein bestes Qualifying-Ergebnis erzielen. Ähnlich wie bei Daniel mag ich Oschersleben nicht so sehr. Das Layout sagte mir noch nie zu und somit wird die Strecke nie zu meinen Favoriten gehören. Wenn es nach mir ginge, könnte Spa-Francorchamps Oschersleben ersetzen. Dort bin ich zwar noch kein Rennen gefahren, hatte aber bei GT4-Testfahrten viel Spaß auf der Ardennen-Achterbahn.“
Ihr steht noch am Anfang der Karriere und habt gute Perspektiven. Was ist euer Ziel für die kommenden Jahre?
Zulauf: „Langfristig haben wir sicherlich beide das Ziel, Werksfahrer zu werden. Dafür werde ich in den nächsten Jahren hart arbeiten, um mich stets weiter zu verbessern und dazuzulernen. Natürlich möchte ich mich als nächstes im GT3-Bereich weiter etablieren. Die GT World Challenge wäre hier zu nennen und selbstverständlich die DTM.“Gregor: „Wie Finn sagte – das große Ziel ist ein Vertrag als Werkspilot in absehbarer Zeit. Zeitnah möchte ich in ein GT3-Cockpit kommen, um irgendwann in der WEC und in Le Mans anzutreten.“
Was schätzt ihr an eurem Cockpitkollegen besonders?
Gregor: „Finn ist sehr konstant und fokussiert. Er hat in Zandvoort hervorragend abgeliefert. Er ist ein echter Teamplayer, genießt mein Vertrauen und wie wir bereits feststellten, ist das in der ADAC GT4 Germany ein Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg. Die Chemie zwischen uns passt und die Zusammenarbeit macht einfach Spaß!“Zulauf: „Menschlich passt es bei uns hervorragend, das ist mir sehr wichtig. Sportlich ist Daniel sehr ehrgeizig. Das ist vermutlich die wichtigste Eigenschaft, um Karriere zu machen. Er arbeitet sehr akribisch und selbstkritisch, um sich stetig zu verbessern.“
Euer Einsatzfahrzeug ist der Porsche 718 Cayman GT4 RS Clubsport, was macht das Auto so reizvoll?
Gregor: „Das Konzept mit Mittelmotor und rund 500 PS ist sein größter Vorteil. Der Porsche Cayman GT4 RS ist sehr agil, unter allen Bedingungen konkurrenzfähig und macht großen Spaß zu fahren. Dass man sich im Auto wohlfühlt, ist einfach wichtig, um in einer Meisterschaft erfolgreich zu sein.“Zulauf: „Dem ist nichts hinzuzufügen. Mir macht der Porsche Cayman GT4 RS besonders im Regen viel Spaß, das durften wir am Nürburgring zu genüge beweisen. Mit dem richtigen Setup ist er sicherlich das beste Auto und ein Allrounder im GT4-Feld.“
Was schätzt ihr am Team AVIA W&S Motorsport besonders?
Zulauf: (lacht) „Wurde das Catering schon erwähnt? Das ist mir besonders wichtig. Aber im Ernst, die Stimmung und das Persönliche im Team sind einmalig. Alle sind wie eine Familie. Jeder hilft dem anderen, egal ob unter den Fahrern, mit den Ingenieuren, den Mechanikern und allen anderen Teammitgliedern von AVIA W&S Motorsport. Mit den Teamchefs gibt es bei aller Professionalität immer viel zu lachen. Ein jeder schätzt den anderen und man begegnet sich mit Respekt. Motorsportlich ist es mit Sicherheit eines der professionellsten und strukturiertesten Teams, die ich kenne. Alles ist strukturiert und dokumentiert, nichts wird dem Zufall überlassen. Das ist sicher ein Schlüssel für den Erfolg von AVIA W&S Motorsport.“Gregor: „Ich bin ja eigentlich von Timo Bernhard und seinem Team 75 Motorsport ‚nur‘ ausgeliehen und war von Beginn an positiv überrascht, wie herzlich ich bei AVIA W&S Motorsport aufgenommen wurde. Alle sind sehr motiviert und man spürt, wie jeder den Motorsport mit Leidenschaft lebt. Die Atmosphäre ist sehr angenehm und ich komme mit allen gut zurecht. Die Professionalität des Teams ist sehr deutlich ausgeprägt und wird konsequent durchgeführt.“