Das achtstündige Rennen begann um 14:00 Uhr Ortszeit bei fast 32 Grad Celsius Luft- und über 40 Grad Asphalttemperatur. Bereits nach der ersten Kurve hatte sich die Reihenfolge aus Sicht des Porsche Penske Motorsport-Werksteams auf den Kopf gestellt: Um einer Kollision auszuweichen, musste Laurens Vanthoor mit dem von Rang vier gestarteten Porsche 963 einen weiten Bogen fahren. Dadurch fiel der Belgier zunächst bis auf Platz neun zurück. Im weiteren Verlauf der Aufholjagd kam es zu einem leichten Kontakt mit einem GTE-Fahrzeug, der beim nächsten Boxenstopp den Tausch der Fronthaube nötig machte. Bis zum Rennende kämpfte sich der Nummer-6-Porsche sukzessive voran und hatte zwischenzeitlich auch den Kontakt zu den Podiumsplätzen wieder hergestellt. Am Ende reichte es für Vanthoor und seine Werksfahrerkollegen Kévin Estre aus Frankreich und André Lotterer aus Deutschland zum fünften Rang.
Das Schwesterauto mit der Nummer 5 hatte beim Start von dem Durcheinander in der ersten Kurve profitiert und war auf die vierte Position vorgerückt. Speziell in der Hitze der ersten Rennhälfte konnte es aber die Performance der Kontrahenten nicht mitgehen. Ein Problem mit dem Tempolimiter, der auf der Strecke automatisch die Geschwindigkeit während einer Gelbphase regelt, brachte dem 514 kW (699 PS) starken Porsche zudem zwei Fünfsekundenstrafen ein. Fréderic Makowiecki aus Frankreich, der US-Amerikaner Dane Cameron und Michael Christensen erreichten das Ziel auf Platz sieben.
„Wir haben eine durchwachsene Saison erlebt und noch viel Arbeit vor uns“, fasst Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport, zusammen. „Aber wir sehen eine aufsteigende Tendenz und konnten heute mit den Ferrari kämpfen, das war wirklich gut. Mich freut besonders, dass das Hertz Team Jota eine starke Vorstellung abgeliefert hat – Gratulation zu Platz vier. Wir hätten uns für das Werksteam sicherlich einen besseren Abschluss gewünscht. Dies war unsere erste Saison mit dem Porsche 963, wir haben vieles gleichzeitig neu aufgebaut. Darum nehmen wir das Positive mit und schauen nach vorne. Im nächsten Jahr werden wir nochmals deutlich stärker sein. Ich freue mich aber auch riesig für das Iron Dames-Team. Es hat endlich seinen ersten Klassensieg in der GTE-Am eingefahren und damit der tollen Ära des 911 RSR in der FIA WEC einen würdigen Abschluss beschert.“
„Das letzte Rennen der Saison 2023 war für alle Porsche 963 nicht einfach“, betont Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Wir bei Porsche Penske Motorsport hatten bei beiden Fahrzeugen viele kleine Zwischenfälle, die wir während des Rennens regeln mussten. Auch operativ war es nicht unser bestes Rennen, so ehrlich müssen wir sein. Dabei war unser Speed richtig gut, denn wir konnten auf Augenhöhe mit den Ferrari kämpfen und sind auch näher an die Toyota herangekommen. Gratulation an Hertz Team Jota!“
„Wir hatten einen schwierigen Start ins Rennen und verloren sofort wichtige Positionen“, erläutert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Es dauerte etwas, um uns wieder nach vorn zu kämpfen. Am Porsche 963 mit der Nummer 6 zogen wir uns dabei auch noch einen Schaden zu. Der Austausch der Fahrzeugnase kostete Zeit und Plätze. Auch das Schwesterauto erlebte aus verschiedenen Gründen einen schwierigen Tag. Wir erhielten mehrere Strafen wegen Tempoverstößen unter Full-Course-Yellow. Unsere Fahrer traf daran keine Schuld. Insgesamt konnten wir heute das Tempo der Toyota nicht mitgehen. Das ist eigentlich immer unser Ziel, also müssen wir uns diesbezüglich verbessern. Dennoch haben wir zum Ende der Saison vieles, auf das wir stolz sein dürfen und auf das wir für die Zukunft aufbauen können. Wir freuen uns deshalb auf die Langstrecken-WM 2024 und natürlich auf die 24 Stunden von Le Mans.“
Der Porsche 963 des Hertz Team Jota kam insbesondere mit den hochsommerlichen Bedingungen zu Beginn des Saisonfinales besser zurecht: Der LMDh-Hybridprototyp von Werksfahrer António Félix da Costa, dem Briten William Stevens und Yifei Ye aus China tauchte schon bald auf Platz vier auf. Zur Halbzeit des achtstündigen Rennens übernahm Félix da Costa sogar den dritten Rang von einem Ferrari. Durch einen Verbremser büßte der Portugiese diese Position jedoch wieder ein. Zudem wurde er mit einer Boxendurchfahrt-Strafe belegt, weil er bei der Rückkehr auf die Strecke einen anderen Teilnehmer behindert hatte. Dennoch arbeitete sich das Trio in einer spannenden Schlussphase wieder auf die vierte Position nach vorne.
Für Proton Competition endete das 8-Stunden-Rennen von Bahrain auf Rang zehn. Auch der Porsche 963 mit der Startnummer 99 war beim Start zurückgeworfen worden. Am Steuer wechselten sich der Schweizer Neel Jani, Werksfahrer Gianmaria Bruni aus Italien und der Brite Harry Tincknell ab.
GTE-Am-Klasse: Erster Sieg für Iron Dames, der letzte für den 911 RSR
Bei seinem Abschied aus der FIA WEC erlebte der 911 RSR nochmal einen starken Auftritt. Sarah Bovy übernahm mit dem 378 kW (515 PS) starken Neunelfer der Iron Dames von der Pole-Position zunächst die Führung. Nach einer guten halben Stunde musste die Belgierin das Iron Lynx-Schwesterauto von Matteo Cressoni passieren lassen. Anschließend konnten die beiden Porsche die GTE-Am-Klasse über weite Strecken des Finallaufs in Bahrain kontrollieren. Zur Hälfte der siebten Rennstunde kam jedoch das vorzeitige Aus für das auf Platz eins liegende Iron Lynx-Fahrzeug: Wegen einer Erkrankung konnte der dritte Fahrer nicht das Cockpit übernehmen. Das Team gab auf, um einer Disqualifikation zu entgehen. Damit war der Weg für Sarah Bovy und ihre Mitfahrerinnen Michelle Gatting aus Dänemark und Rahel Frey aus der Schweiz frei. Das Damen-Trio fuhr nach 232 Runden seinen ersten Klassensieg in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft ein und bescherte dem Porsche 911 RSR einen Abschied nach Maß – ab der kommenden Saison löst der 911 GT3 R das GTE-Fahrzeug ab. Christian Ried (Deutschland), Mikkel Pedersen (Dänemark) und der ehemalige Porsche-Junior Julien Andlauer (Frankreich) fuhren den Neunelfer von Dempsey Proton Racing auf Platz sechs der Klasse. Die Kundenteams GR Racing und Project1-AO belegten mit weiteren Neunelfern die Ränge acht und zehn.
Fahrerstimmen zum Rennen
André Lotterer (Porsche 963 #6): „Ein fünfter Platz für uns und Rang sieben für die Teamkollegen ist natürlich nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben. Uns fehlte heute die nötige Pace, um gewinnen zu können. Der Reifenverschleiß auf diesem Asphalt machte unserem Auto stark zu schaffen. Wir haben alles gegeben. Hoffentlich können wir uns für die nächste Saison weiter verbessern, denn wir wollen regelmäßig um den Sieg fahren.“
Frédéric Makowiecki (Porsche 963 #5): „Wir haben in dieser Saison sehr viel gelernt und können stolz darauf sein, wo wir heute stehen. Selbstverständlich müssen wir uns weiter verbessern. Der Weg bis zum Sieg ist sicherlich weit. Wir alle werden gemeinsam im Winter weiter hart arbeiten, damit wir 2024 in einer noch besseren Form antreten und ein Kandidat im Kampf um die Meisterschaft sind.“
Yifei Ye (Porsche 963 #38): „Das war kein einfache Premiere für mich hier in Bahrain. Der Reifenverschleiß auf dieser Strecke ist enorm. Vom neunten Platz aus sind wir sehr gut gestartet und haben von dem Durcheinander in der allerersten Kurve profitiert. Anschließend konnten wir uns mit den beiden Ferrari duellieren. Zwischenzeitlich lagen wir sogar auf der dritten Position – schade, dass wir diesen Podestplatz kurz vor Rennende wegen einer Strafe wieder abgeben mussten. Der vierte Rang stellt dennoch ein super Ergebnis dar.“
Gianmaria Bruni (Porsche 963 #99): „Das war ein schwieriger Tag für uns. Ab der Hälfte des Rennens hatten wir im Cockpit ein Problem mit der Fußstütze, die mich beim Bremsen beeinträchtigte. Wir verloren dadurch auf der Strecke und auch bei einem Boxenstopp Zeit, als wir dies reparieren wollten. Ärgerlich, aber so etwas kann im Motorsport einfach passieren und gehört zum Lernprozess. Wir hatten einige Höhen und Tiefen in den sechs Rennen, die wir mit dem Porsche 963 in der WEC und der IMSA gefahren sind. Dabei konnten wir wertvolle Erfahrungen sammeln, auf die wir für die Zukunft aufbauen können.“
Rahel Frey (Porsche 911 RSR #85): „Einfach grandios – endlich unser erster Sieg in der Langstrecken-WM. Dafür haben wir fünf Jahre lang hart gearbeitet. Beim letzten Rennen des Porsche 911 RSR hat es endlich geklappt. Für mich ist das der verdiente Lohn für die große Mühe, die wir investiert haben. Heute wird gefeiert!“
Ergebnisse Rennen
Hypercar-Klasse:1. Buemi/Hartley/Hirakawa (CH/NZ/J), Toyota #8, 249 Runden
2. Conway/Kobayashi/Lopez (UK/J/ARG), Toyota #7, 249 Runden
3. Fuoco/Molina/Nielsen (I/E/DK), Ferrari #50, 249 Runden
4. Da Costa/Ye/Stevens (P/CHN/UK), Porsche 963 #38, 249 Runden
5. Estre/Lotterer/Vanthoor (F/D/B), Porsche 963 #6, 248 Runden
7. Cameron/Christensen/Makowiecki (USA/DK/F), Porsche 963 #5, 247 Runden
10. Bruni/Tincknell/Jani (I/UK/CH), Porsche 963 #99, 247 Runden
GTE-Am-Klasse:
1. Bovy/Gatting/Frey (B/DK/CH), Porsche 911 RSR #85, 232 Runden
2. Talbot/Stevenson/Fujii (AUS/UK/J), Aston Martin #777, 232 Runden
3. James/Mancinelli/Ribeiras (USA/I/E), Aston Martin #98, 232 Runden