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DMV TCC
01.09.2011

Wetterkapriolen bei DMV-TCC in Böhmen

Die DMV TCC feierte im tschechischen Most eine Premiere. Erstmals wurde das über 40-autostarke Feld auf zwei Divisionen aufgeteilt. Genau dieses Wörtchen «aufgeteilt» muss man auch für das Wetter verwenden: Am Samstag kämpften gerade die Piloten der großen Klasse mit ungeheuren Wassermassen, am Sonntag gingen die beiden Läufe dann bei herrlichem Spätsommerwetter über die Bühne.

Lauf 1 Division 1

Der Polesetter Udo Zink erwischte den besten Start und setzte sich mit seinem BMW M3 direkt an die Spitze. Dichtauf folgten seine Markenkollegen Sven-Mike Krüger und Tobias Paul. Rundenlang kämpften die beiden um den zweiten Platz. Mit zunehmender Dauer wurde die sowieso schon feuchte Strecke wegen des immer stärker werdenden Regens immer rutschiger und fünf Minuten vor dem eigentlich geplanten Ende wurde das Rennen dann aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Die kleine Klasse wurde eine sichere Beute des Lokalmatadors Tomas Pekar. Der Tscheche siegte mit seinem Peugeot 306 mit fast 23 Sekunden Vorsprung vor Markus Huggler im BMW 320i.

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«Heute lief es einfach super», freute sich der vor kurzem zum zweiten Mal Vater gewordenem Zink. «Wir hatten gestern Probleme mit der Zündspule, die immer wieder abgebrochen ist, das haben wir wieder in den Griff gekriegt. Das Rennen war höchst interessant, doch am Ende, bei dem immer stärker werdenden Regen ging der Abbruch klar in Ordnung. Sehr gut fand ich, dass wir ein eigenes Rennen fuhren und den Großen nicht ständig ungewollt im Weg standen.» Krüger hatte viel Dusel gehabt: «Durch einen Defekt der Lambdasonde lief das Auto viel zu fett. Ich hatte aber Glück. Als Tobias seinen Quersteher hatte konnte ich doch noch an ihm vorbei ziehen.» Paul war auch mit seinem dritten Platz zufrieden: «Das war eine absolute Rutschpartie heute. Ich konnte mich zwar zunächst etwas absetzen, doch dann hatte ich einen Quersteher und meinen zweiten Platz verloren, das geht aber in Ordnung.» Der Sieger der kleinen Division hatte den Grundstock für seinen Sieg in der Anfangsphase gelegt. «Dank meines Frontantriebs konnte ich mich vom schnellen BMW von Michael Meyer absetzten und meinen Vorsprung in Folge dann gut ausbauen», schilderte Pekar seine Siegestaktik.

Lauf 1 Division 2

Die Piloten der großen Division kämpften von Anfang an mit heftigen Regenfällen. Aus diesem Grunde wurden gleich mehrere Runden hinter dem Safety Car gefahren, bevor der Start endgültig freigegeben wurde. Sofort übernahm Jürg Aeberhard die Spitze und schwamm mit seinem Porsche 993 GT2 dem Rest des Feldes auf und davon. Zunächst konnte Albert Kierdorf in seinem Porsche 997 RSR noch folgen, doch der Rheinländer kam mit dem immer schlimmer werdenden Regen nicht mehr zurecht. Seine Position übernahm dann Jürgen Bender mit seinem Porsche 997 GT3, doch schon nach wenigen Runden rollte er mit Kupplungsproblemen im hinteren Teil der Strecke aus. «Schade, ich wollte meinen Streicher eigentlich noch nicht einsetzten, insbesondere weil ich so gut lag», ärgerte sich der Heilbronner. Die misslichen Bedingungen kamen dem Gaststarter Tobias Schulze mit seinem Allrad-Nissan GT-R natürlich entgegen. Allerdings überholte er Kierdorf in einer Gelbphase etwas zu früh und fing sich eine Zeitstrafe ein.

Somit lautete die Reihenfolge doch: Aeberhard vor Kierdorf, Schulze und Martin Zander. «Die Bedingungen waren nicht gerade angenehm, doch es ging schon», erläuterte Aeberhard. Diese Aussage konnte Kierdorf allerdings nur für den ersten Teil des Rennes gelten lassen: «Anfangs war es soweit akzeptabel, doch dann musste ich mit meiner Traktionskontrolle immer weiter nach oben. Am Schluss wurde es so schlimm, dass ich mein Auto gleich mehrmals fast weggeworfen hätte. Eigentlich hätte ich den zweiten Platz nicht verdient, denn der Tobias Schulze hat mich etwas zu früh nach einer Gelbphase überholt und hätte diesen eigentlich verdient gehabt, weil er einfach schneller war.» Schulze, der normalerweise bei der Langstrecke aktiv ist, hatte einfach die dort übliche Praxis angewendet. «Ich habe gesehen, dass vorne die grüne Flagge gezeigt wurde und habe schon Gas gegeben, zudem hat der Albert Kierdorf noch langsamer gemacht, weil er mich vorbei lassen wollte», stellte der Sachse klar. «Sonst war es ein gutes Rennen, insbesondere, weil ich durch meinen Allradantrieb mein Leistungsmanko gut ausgleichen konnte.» Zander war nicht nur ein glänzender vierter Platz gelungen, sondern auch der klare Sieg in der Klasse 10. «Ich bin natürlich sehr zufrieden. Wobei ich sagen muss, dass jeder der hier durchgekommen ist eigentlich das goldene Schwimmabzeichen verdient hätte», freute sich der Pfälzer. «Ich muss auch sagen, dass mir das Layout dieser Strecke sehr viel Spaß gemacht hat.»

Die Klasse 7 wurde erneut eine sichere Beute von Gerhard Ludwig im Toyota MR2 Turbo. «Der Start war eine Katastrophe, durch die vielen Einführungsrunden war das Feld viel zu weit auseinander gezogen», ärgerte sich der Schwabe. Ich bin das Rennen einfach nur noch durchgerutscht.» Am Freitag hatte der Klasse 8-Sieger Frederik Holm beinahe einpacken müssen: An seinem spektakulären Renault Megane war das Getriebegehäuse gerissen. Doch dank der tatkräftigen Hilfe seitens der CN Cobra-Truppe von Christian Nowak konnte er nicht nur fahren, sondern auch das Rennen zu seinen Gunsten entscheiden. «Das war ganz schön heftig am Start», schilderte Holm seinen ersten Auftritt in der Serie. «Es sind einige abgeflogen und ich bin froh, dass ich relativ problemlos über die Runden kam.»

Lauf 2 Division 1

Nach dem Temperatursturz und dem Regenchaos am Vortag wurden die Piloten der DMV-TCC am Sonntag endlich mit herrlichem Spätsommerwetter verwöhnt. In der großen Klasse konnte sich Krüger leicht absetzten, während Thomas Langer (BMW M3) und Tobias Paul zunächst noch am Vortagessieger Zink vorbei zogen. Der Franke holte sich seinen zweiten Platz aber recht schnell zurück. Paul und Langer stritten heftig um den dritten Platz. In der Doppelrechts vor der Startzielgerade berührten sich die beiden und Paul drehte sich, womit Langer den dritten Platz endgültig innehatte. «Das war einfach Klasse heute. Wobei ich nicht viel sagen kann, denn ich bin vorne ja einfach nur weggefahren», lachte Krüger. «Ich habe von den Zweikämpfen hinter mit profitiert und mich dann zügig abgesetzt.» Der Zweite Udo Zink hatte eine ähnliche Taktik angewendet: «Ich habe die Kollegen in der ersten Kurve erst einmal ziehen lassen und etwas gebraucht, bis ich wieder vorbei war. An den Sven-Mike kam ich allerdings nicht mehr dran, dafür sind unsere Autos zu gleich.»

Noch spannender ging es in der kleinen Klasse zu, wo gleich vier Piloten einmal die Nase vorne hatten. Das galt insbesondere für Pekar und Meyer, die ihr Duell vom Vortag fortführten. Doch sukzessive hatte sich Markus Huggler vom siebten Startplatz nach vorne gearbeitet. Kurz vor Ende überholte er schließlich noch den führenden Vladimir Ostasevski (Renault Clio) und entschied das mehr als spannende Rennen zu seinen Gunsten. «Das war das geilste Rennen, dass ich jemals gefahren bin», strahlte Huggler über beide Ohren. «Die Pace war sehr, sehr schnell. Ich habe mich dann dazu entschieden taktisch zu fahren, um die Reifen zu schonen. Somit hatte ich am Ende das Glück noch etwas Pneu zu haben um den einen oder anderen auf der Bremse zu überholen.»

Lauf 2 Division 2

Am späten Nachmittag und vor 80.000 Zuschauern machte Aeberhard auch im zweiten Durchgang alles klar. Wiederum ließ er der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance und zog auf und davon. Das galt auch für Kierdorf, der sich bequem auf dem zweiten Patz eingenistet hatte. Dahinter ging es zwischen Jürgen Bender und Sepp Klüber in der Chevrolet Corvette hart aber fair zu Sache. Nach zwei Drehern von Klüber war das Duell aber dann klar entschieden. «Ich habe mein Tempo einfach durchgezogen und es war alles andere als langweilig», berichtete der Sieger Aeberhard. «Die Trucks hatten die Strecke doch ziemlich verschmutzt und ich hatte sowohl Über- als auch Untersteuern.» Dies bestätigte auch Kierdorf: «Wie die Kollegen auch, hatte ich mächtige Probleme mit dem Gripp und bin deshalb etwas vorsichtiger gewesen. Wir waren von den Zeiten her alle langsamer geworden.» Nicht anders erging es dem dritten Bender: «Ich hatte mich für eine weiche Mischung entschieden, das war zunächst richtig, doch dann wurde es immer schlechter und der Sepp kam immer näher. Bedingt durch seine zwei Dreher konnte ich mich aber wieder leicht absetzen.»

In der Klasse 8 hatte wiederum Holm die Nase vorne, wobei er sich mit seinem Schweißer vom Freitag, Christian Novak im CN-Cobra, einen sehr sehenswerten Kampf geliefert hatte. «Das hat heute richtig Spaß gemacht. Ich habe mir die Taktik, die Cobra in der Doppelrechts auszutricksen schon eine Runde vorher überlegt und in der letzten Runde dann auch noch umgesetzt.» Die Klasse 7 ging erneut an den Toyota MR2 Turbo von Ludwig Motorsport, jetzt allerdings mit Michael Hofmann am Lenkrad. «Die ersten zwei, drei Runden waren ganz schön turbulent, dann wurde es etwas ruhiger und ich konnte meinen Vorsprung auf Frank Schreiner auf gut 30 Sekunden ausbauen.»

«Ausbauen» ist auch das Stichwort für Schreiner, er wurde zwar zweimal geschlagen, baute, bevorteilt durch den Kupplungsschaden von Bender am Vortag, seinen Vorsprung in der Tabelle weiter aus.

Text: Martin Berrang