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Race of Champions
01.11.2011

Frentzen: „Was vier Räder und ein Gaspedal hat, taugt zum Rennfahren.“

Beim Race Of Champions ist das Rennen der Motorsport-Legenden in diesem Jahr ein zusätzlicher Höhepunkt. Ex-Formel-1-Star Heinz-Harald Frentzen (44) tritt dabei gegen Hans-Joachim Stuck, den Niederländer Jos Verstappen sowie den belgischen Rallye- und Sportwagen-Piloten Marc Duez an.

Mit Frentzen ist einer der erfolgreichsten deutschen Formel-1-Piloten zu Gast in der ESPRIT arena. Er sammelte in seiner Zeit in der Königsklasse von 1994 bis 2003 insgesamt 18 Podiumsplätze und wurde 1997 Formel-1-Vizeweltmeister. Im Jahr 2010 erklärte er seinen Rückzug aus dem Profi-Motorsport und teilt sich heute im ADAC GT Masters das Cockpit einer Callaway Corvette mit dem ehemaligen Skispringer Sven Hannawald.

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Sie sind im Sommer zurück ins Rheinland gezogen und sind im Legenden-Rennen damit so etwas wie der Lokalmatador. Ist der Heimvorteil beim Race Of Chamions etwas wert?
Heinz-Harald Frentzen: „Wir leben tatsächlich seit 2011 wieder im Rheinland – zur ESPRIT arena habe ich eine angenehm kurze Anfahrt. Einen Heimvorteil wie im Fußball gibt es beim Race Of Champions natürlich nicht. Aber es ist schön, nicht lange Reisen zu müssen – eine so kurze Anreise hatte ich vermutlich zum letzten Mal in meiner Zeit als Kartfahrer.“

1981, vor 30 Jahren, haben Sie im Rennkart die ersten Motorsport-Siege gefeiert. Heute können Sie sich als Rennfahrer-Legende feiern lassen. Wie gehen Sie das Legenden-Rennen an: Ganz relaxt oder doch mit dem Ziel, den anderen Piloten zu zeigen wo der Hammer hängt?
Heinz-Harald Frentzen: „Wir wollen sicherlich alle Spaß miteinander haben – doch man wäre kein echter Rennfahrer, wenn man sich auf der Strecke nicht auch richtig duellieren würde. Was vier Räder und ein Gaspedal hat, taugt auch zum Rennfahren: Ehrgeiz und Leidenschaft gehören in diesem Beruf nun mal dazu.“

Ihre Profikarriere haben Sie mittlerweile beendet, rostet man da nicht ein?
Heinz-Harald Frentzen: „Die grundlegenden Erkenntnisse verlernt man wohl nie. Man sollte bei allem Willen zum Erfolg und allem Ehrgeiz zum Beispiel relaxt sein und bleiben. Eigenschaften wie die persönliche Risikobereitschaft mögen nachlassen – aber je älter man wird, desto mehr Erfahrung hat man. Damit macht man das nachlassende Ungestüm wett.“

Ihre Profikarriere haben Sie mittlerweile beendet, rostet man da nicht ein?
Heinz-Harald Frentzen: „Die grundlegenden Erkenntnisse verlernt man wohl nie. Man sollte bei allem Willen zum Erfolg und allem Ehrgeiz zum Beispiel relaxt sein und bleiben. Eigenschaften wie die persönliche Risikobereitschaft mögen nachlassen – aber je älter man wird, desto mehr Erfahrung hat man. Damit macht man das nachlassende Ungestüm wett.“

Was hält Sie nach wie vor im Motorsport? Der Spaß?
Heinz-Harald Frentzen: „Als Fahrer in DTM und Formel 1 zählt nur eines: voller Einsatz. Da Spaß haben zu wollen, wäre meiner Meinung nach ein falscher Ansatz. Was man will ist Erfolg. Jetzt, nachdem ich diese Stationen hinter mir gelassen habe, komme ich tatsächlich in den Genuss, mir das zu gönnen: Spaß.“

Ihre Profikarriere ist zwar mittlerweile beendet, aber das Lenkrad haben Sie nicht aus der Hand gegeben. Ihr neues Betätigungsfeld ist eine Corvette.
Heinz-Harald Frentzen: „Ja – in ihr trete ich gemeinsam mit Sven Hannawald im ADAC GT Masters an. Das ist für mich genau diese Sorte „genussvoller Motorsport“. Ich gebe Sven den Schliff als Fahrer – das macht nicht nur durch diesen besonderen Teamkollegen Spaß, sondern auch wegen der hohen Leistungsdichte und der Action auf der Strecke. Als ehemaliger Skispringer bringt er die Fähigkeit mit, sich auf den Punkt zu konzentrieren – nur braucht er das im Motorsport in jeder Runde an zehn oder 15 Stellen. Mental auf den Punkt da zu sein und trotzdem nicht zu verbissen zu werden – das ist eben die hohe Schule in diesem Sport.“

Ihre Konkurrenten sind für Sie nicht gerade unbekannt: Jos Verstappen ist zur gleichen Zeit wie Sie Formel 1 gefahren, wie sieht es denn mit Hans-Joachim Stuck und Marc Duez aus?
Heinz-Harald Frentzen: „Mit Jos Verstappen habe ich mich immer wieder auf der Strecke duelliert – er war häufig ganz schön temperamentvoll. Ich freue mich auf das Wiedersehen und bin schon gespannt zu erfahren, wie er heute tickt und was er treibt. Und natürlich freue ich mich darauf, wieder gegen ihn zu fahren. Bei der „Altherrenfraktion“ muss ich mich ja fast schon entschuldigen, gegen sie anzutreten. Aber es ist eine richtige Ehre für mich, mit einem Fahrer wie dem 60-jährigen Hans-Joachim Stuck ein Rennen auszufahren. Ihn kenne ich von der Formel-1-Rennstrecke noch gut, denn er war ja als Experte für einen TV-Sender unterwegs. Marc Duez bin ich bislang noch nie begegnet. Er ist ja gleichzeitig in die Organisation des Race Of Champions eingebunden und damit vielleicht derjenige, der alle Details am besten kennt.“

Der Modus ist für Legenden und Champions der gleiche: Ständiger Fahrzeugwechsel, ultrakurze Rennen Mann gegen Mann, Shoot-out bis ins Finale. Ihnen wird eine hohe Grundschnelligkeit nachgesagt – ist das gerade in diesem Rennen ein Vorteil?
Heinz-Harald Frentzen: „Der Fahrzeugwechsel und die völlig unbekannte Strecke machen es praktisch unmöglich, eine Prognose abzugeben, ob man schnell sein wird oder nicht. Auch ich habe Rennwagen, mit denen ich besser zurecht komme als mit anderen. Sicher ist eines: Man muss sich unglaublich schnell auf die jeweils neue Kombination aus Strecke und Fahrzeug einschießen. Vermutlich ist es die bessere Strategie, eher mit 99 Prozent zu fahren und sicher durchzukommen, als mit zu Biss und dann auf dieser extrem kurzen Distanz noch einen Fahrfehler zu riskieren.“
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