Tourenwagen Allgemein
13.03.2013
Patrik Kaiser – Zwei Hochzeiten, ein Ziel
Heuer startet Patrik Kaiser (Schellenberg / Liechtenstein) in seine vierte Saison der VLN. Gleichzeitig ist es jedoch erst seine zweite Saison bei der er bei allen zehn Rennen und beim 24h-Rennen an den Start gehen will. „In der ersten Saison bin ich nur ein Rennen gefahren, in der zweiten Saison auf dem Audi von Götz Motorsport waren es fünf Rennen. Erst 2012 habe ich eine komplette VLN-Saison hinter mich gebracht“, erinnert sich Kaiser. Im vergangenen Jahr startete er, mit nur einer Ausnahme, ausschließlich auf dem von Raeder Motorsport eingesetzten Audi TT RS.
Auch 2013 ist sein Einsatzwagen wieder der Audi TT RS, der wieder von Raeder Motorsport betreut wird. Teamintern gibt es jedoch einige Änderungen: Das Auto wird von Patrik Kaiser und seinem Teamkollegen Heinz Schmersal für die gesamte Saison gemietet. „Heinz Schmersal wird auch fester Fahrerpartner von mir sein, gemeinsam wollen wir alle Rennen bestreiten“, so Kaiser in seinem Ausblick auf die Saison 2013. „Wir verstehen uns sowohl als Teamkollegen als auch als Freunde, liegen auf der Rennstrecke und privat auf einer Wellenlänge und verfolgen das gleiche Ziel: gute Platzierungen im Gesamtergebnis. Gemeinsam haben wir das Auto gemietet, was uns in vielen Belangen ein stärkeres Mitspracherecht einräumt. Beispielsweise in der Fahrerfrage: Hier mussten wir uns 2012 oft dem Willen des Teamchefs beugen, heuer können wir ein gewichtiges Wort bei der Fahrerwahl mitreden.“
In einem gesunden Körper …
Patrik Kaiser weiß schon jetzt, dass er sein Vorhaben, alle VLN-Rennen auf der Nordschleife zu fahren, nicht ganz umsetzen kann. Grund ist eine Terminüberschneidung mit der zweiten Serie, in der der schnelle Liechtensteiner starten wird. „In diesem Jahr werde ich im Porsche Sportscup starten. Der Wagen, ein Porsche GT3 Cup, wird von GetSpeed vorbereitet, gewartet und eingesetzt. In der Endurance-Serie des Sportscup teile ich mir den Wagen mit Adam Osieka, dem Geschäftsführer von GetSpeed.“
Eine Doppelbelastung, die nicht nur jede Menge Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch Körper und Geist bis ins Letzte fordert. Aus diesem Grund hat Patrik Kaiser über die Wintermonate hart an sich gearbeitet. Wie schon im vergangenen Jahr überlässt er auch heuer nichts dem Zufall und seine pedantische Vorbereitung hat bereits erste Früchte gezeigt: „Ich habe ein Kraft-Ausdauer-Training absolviert – unter Aufsicht eines Personal-Trainers. Überdies habe ich meine Ernährung komplett umgestellt. Alles zusammen hat mir ein paar Kilo Gewichtsverlust eingebracht und meine Kondition erheblich gesteigert. Überdies habe ich mit mentalem Training und Koordinationsschulung meine Konzentrationsfähigkeit steigern können – gerade im Bereich lang andauernder Belastung bringt das Vorteile.“
Der gewisse „Kick“ durfte aber auch beim Training nicht fehlen. Seit zwei Monaten trainiert Kaiser im Verbund mit dem „Berserker Fight Team“, einem Multi Martial Arts-Kampfsport-Club. „Was das ist? Ganz einfach: Das sind die Mädels und Jungs die ihre Kämpfe unter den Augen von Schiedsrichtern in Arenen austragen, die Käfigen ähneln. Was wie eine wüste Schlägerei ausschaut, ist in Wirklichkeit Kampfsport auf höchstem Niveau. Das Training hat mir gerade in Sachen Kondition jede Menge gebracht“, so Kaiser.
Sein persönlicher Saisonhöhepunkt ist selbstverständlich das 24h-Rennen auf dem Nürburgring und der Nordschleife. Im Quartett will Kaiser in diesem Jahr das Ergebnis deutlich verbessern, was angesichts des letztjährigen Ausfalls kurz nach Mitternacht kein wirkliches Problem sein dürfte. Kaiser: „Im letzten Jahr hatten wir wirklich Pech: Nach einem technischen Defekt und langer Reparaturzeit rutschte der Wagen auf einer Ölspur im Bereich Adenauer Forst in die Leitplanken – Feierabend. 2013 will ich die Zielflagge sehen.“
Kaiser befindet sich im Zwiespalt, fragt man ihn, welche Serie ihm die größere Vorfreude bereitet. Zum einen liebt er die anspruchsvollste Rennstrecke der Welt, die Nordschleife. „Hier wurden Helden geboren und Karrieren zerstört. Eine Strecke, der man mit höchstem Respekt begegnen muss, die keine Fehler verzeiht. Auch das bunte Fahrerfeld und die vielen Starter sind durchaus reizvoll. Was fehlt ist häufig der direkte Kampf, Rad an Rad, Stoßstange an Stoßstange. In der VLN und beim 24h-Rennen werden Klassenkämpfe häufig über die Uhr ausgetragen. Beim Sportscup hingegen geht es zwei Stunden lang mit gleichem Material um jeden Zentimeter Boden. Außerdem werde ich erstmalig auch in Spa fahren – darauf freue ich mich besonders.“
Wie dem auch sei: Der passionierte Rennfahrer aus Liechtenstein wird beweisen, dass man sehr wohl auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann – und das sehr gut sogar!