24h Le Mans
16.06.2014
Starker Auftritt der Porsche-Hybriden ohne Happy-End
Davor hatte der Wagen längere Zeit in Führung gelegen. Auch der Zweite, ebenso innovativen wie hoch komplexen Prototypen – gefahren vom Trio Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb – konnte seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, wurde aber von einem Getriebeproblem zurückgeworfen. Er überquerte die Ziellinie aus eigener Kraft.
Nach einem spannenden Rennauftakt mit wechselhaftem Wetter, zahlreichen Ausfällen und einer vergleichsweise ruhigen Nacht rückte Timo Bernhard mit dem Porsche 919 Hybrid nach 20 der 24 Stunden auf die erste Position vor. Um 12:36 Uhr übergab er sein Auto weiterhin in Führung liegend an Mark Webber. Knapp 20 Minuten später verlangsamte der Australier und rollte rein elektrisch zurück an die Box. Den Schaden im Antriebsstrang konnten die Mechaniker nicht mehr reparieren.
Kaum eine halbe Stunde später erlitt das Auto von Marc Lieb einen Getriebedefekt. Der Wagen mit der Nummer 14 wurde um 12:54 Uhr auf Rang vier liegend in die Box geschoben. Der Porsche 919 Hybrid kehrte kurz vor Rennende noch einmal auf die Strecke zurück, wurde aber ebenfalls nicht mehr gewertet.
Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG: „Wir haben bei unserer Rückkehr nach Le Mans eine hervorragende Mannschaftsleistung gezeigt. Der Traum, unseren ersten Einsatz bei diesem Langstrecken-Mythos mit dem Porsche 919 Hybrid auf einem Podestplatz zu beenden, wäre fast in Erfüllung gegangen. Über längere Zeit durften wir sogar Führungsluft atmen. Ich möchte mich bei allen im Team und bei allen, die uns unterstützt haben, ganz herzlich für die harte geleistete Arbeit bedanken. Wir blicken jetzt nach vorne und kommen 2015 umso stärker wieder.“
Wolfgang Hatz, Vorstand für Forschung und Entwicklung Porsche AG: „Unser Ziel war es, hier in Le Mans das Rennen zu beenden. Dies ist uns leider nicht gelungen. Aber wir konnten das immense Potenzial des Porsche 919 Hybrid und seiner innovativen Antriebstechnik aufzeigen. Wir glauben an uns und das mutige Konzept unseres Autos, das wir weiter optimieren werden. Die Arbeit am 2015er Rennwagen hat bereits begonnen.“
Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Dieses Ergebnis ist nicht der Lohn, den unser Team für seine intensive Vorbereitung der vergangenen Jahre verdient gehabt hätte. Wir haben ein unglaubliches Rennen mit vielen Höhen und leider auch Tiefen erlebt, das wir nie vergessen werden. Die ganze Mannschaft hat bis zur Erschöpfung gearbeitet und nie aufgegeben. Das zeichnet sie aus und dafür möchte ich mich bei allen Teammitgliedern bedanken.“
Andreas Seidl, Teamchef LMP1: „Im Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung. Aber hätte uns vor dem Rennen jemand gesagt, dass es so ausgeht, wären wir mehr als zufrieden gewesen. Wir konnten sehr sehr viel für das nächste Jahr lernen, ab morgen beginnt die Vorbereitung für 2015. Fahrer, Crew – das ganze Team hat einen sensationellen Job gemacht. Wir sind stolz darauf, ein Auto über die Ziellinie gebracht zu haben. Mit dem anderen Auto bis kurz vor Schluss um eine Spitzenposition gekämpft zu haben, das war für uns die Krönung.“
Alexander Hitzinger, Technischer Direktor LMP1: „Gratulation an Audi für den verdienten Sieg. Unsere Enttäuschung ist sicherlich groß, weil ein so gutes Ergebnis auch für Porsche in greifbarer Reichweite lag. Dennoch kann jeder von uns auf das Geleistete stolz sein. Wir haben gezeigt, dass wir ein schnelles Auto gebaut haben und dass mit dem 919 Hybrid zu rechnen ist. Wir wollten ein Auto ins Ziel bringen, das ist gelungen – aber nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich freue mich auf die nächsten Rennen der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft und Le Mans 2015. Unsere Piloten hatten zwei zeitweise schwierig zu fahrende Autos, damit sind sie phänomenal umgegangen. Hierfür ein großes Dankeschön.“
Neel Jani: „Unser Auto lief gut, phasenweise waren wir sogar ganz weit vorn. Gerade weil dieses Potenzial da war, bin ich so enttäuscht über diesen Ausgang. Andererseits war uns immer klar, dass es in diesem ersten Jahr auch auf die Standfestigkeit ankommen wird.“
Marc Lieb: „Da fehlen einem schon ein bisschen die Worte. Es ist schwer, die ganzen Vorkommnisse zu verdauen. Unser Schwesterauto – der Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 20 – fuhr ein unglaublich tolles Rennen. Unser Auto hatte im Verlaufe der 24 Stunden kleinere Defekte, die uns mehrfach zu unplanmäßigen Stopps zwangen. Wir haben trotzdem das Beste daraus gemacht. Leider trat rund anderthalb Stunden vor Rennende ein Getriebeproblem auf. Dennoch konnten wir die Ziellinie noch aus eigener Kraft überqueren.“
Timo Bernhard: „Alles in allem war es nach so langer Zeit ein starkes Comeback von Porsche hier in Le Mans. Für mich persönlich ist der Ausfall natürlich sehr enttäuschend, denn wir haben uns mit der Konkurrenz einen tollen Kampf geliefert und hatten am Ende sogar Chancen auf den Sieg – in jedem Fall lag eine Podiumsplatzierung in Reichweite. Das vorzeitige Aus ist sehr schade, denn das ganze Team hat einen super Job gemacht. Das Auto lief gut. Wir hatten zeitweise einige Probleme mit der Balance des Fahrzeugs, daher war es im Cockpit nicht immer einfach. Am Ende meines Stints bin ich bewusst sparsam gefahren und habe die Curbs gemieden. Als Mark Webber im Cockpit saß, traten plötzlich Motorenprobleme im ersten Gang auf. Trotzdem: ein starkes Comeback von Porsche.“
Mark Webber: „Der Ausfall war hart für jeden im Team. Es wäre ein toller Erfolg gewesen, ins Ziel zu kommen. Ich glaube, keiner von uns hat erwartet, dass wir zu diesem späten Zeitpunkt des Rennens in dieser Position sein würden. Was Porsche geleistet hat, ist aller Ehren wert. Denn wir sind weit gekommen. Wenn du früh ausfällst, lernst du nichts. Wenn du eine Runde vor Schluss ausfällst, ist es noch brutaler. Es war unser erster Anlauf hier in Le Mans. Und wir waren immerhin sehr nah an einem Podestplatz.“