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ADAC GT Masters
04.11.2014

Die Meister Rast und van der Linde im Interview

Nach 16 Rennen, drei Siegen, vier Pole-Positions und insgesamt neun Podestplätzen stand der Titel: Kelvin van der Linde (18, ZA) und René Rast (28, Frankfurt / Prosperia C. Abt Racing) haben im Audi R8 am Ende einer beeindruckenden Saison die Fahrerwertung des ADAC GT Masters gewonnen. Die beiden neuen Champions sprechen im Interview über ihr „Meisterstück“.

Wie habt ihr die Tage nach dem Titelgewinn erlebt? Wie waren die Reaktionen, habt ihr viel gefeiert?
René Rast: „Wir haben gefeiert, aber es hat sich in Grenzen gehalten. Die Reaktionen auf den Titel von Fans und Medien waren toll. Ich habe noch nie so viel Betrieb auf meiner Facebook-Seite gehabt, wie beim Finale. Die Reaktionen haben mir auch gezeigt, welch großen Stellenwert die Serie mittlerweile hat.“

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Kelvin van der Linde: „Es waren tolle Momente. Wir hatten eine großartige Fan-Unterstützung. Auch in Südafrika haben mir viele Fans die Daumen gedrückt und ich habe dort eine Menge Leute mit dem Titel sehr stolz gemacht. Nachdem ich nach Südafrika zurückkehrt bin, haben wir im kleinen Kreis mit Familie und einigen guten Freunden gefeiert. Der Alltag hat mich aber leider schnell wieder eingeholt, jetzt ruft erst einmal wieder die Schule.“

Ab dem Saisonstart in der etropolis Motorsport Arena Oschersleben lagt ihr permanent auf den vorderen Tabellenplätzen. Wann habt ihr erstmals so richtig an den Titel geglaubt?
René Rast: „Wir sind mit dem Titel im Hinterkopf bereits in unser erstes Rennen gestartet. Unsere Taktik war immer zu punkten und kein Risiko einzugehen. Im vergangenen Jahr konnte man mit recht vielen Nullern zum Titel fahren, wir wollten das in diesem Jahr etwas intelligenter anstellen und immer punkten. Nach dem Doppelsieg auf dem Sachsenring und dem guten Vorsprung in der Tabelle war uns klar, dass unsere Chancen sehr gut stehen.“

Kelvin van der Linde: „Wir konnten uns im Saisonverlauf nie sicher sein, denn wir wussten nicht, was der Porsche von van Lagen noch für Überraschungen bereithält. Nach dem Doppelsieg auf dem Sachsenring wussten wir allerdings, dass wohl nur noch wenig schief laufen kann. So richtig hatte ich aber auch nie Zeit, mir über die Tabellensituation Gedanken zu machen, denn die gesamte Saison ist fast wie im Flug vergangenen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das letzte Rennen schon ausgetragen gefahren wurde.“

Wie habt ihr vor dem Saisonstart reagiert, als euer Teamchef Christian Abt festgelegt hat, dass ihr beide gemeinsam im ADAC GT Masters startet?
René Rast: „Ich habe mich natürlich schon etwas gewundert, denn ich hatte zuvor noch nichts von Kelvin gehört. Aber letztendlich war es eine Entscheidung des Teams zu bestimmen, wer zusammen mit mir startet. Ich habe Kelvin nicht sofort in alle Geheimnisse eingeweiht, denn den Respekt musste er sich erst erarbeiten. Das hat er allerdings sehr schnell getan. Durch seine steile Lernkurve bin ich auch offener ihm gegenüber geworden und habe ihm immer mehr Details gezeigt.“

Kelvin van der Linde: „Das Team wollte einen Nachwuchsfahrer mit einem Profi kombinieren, daher stand für mich fest, dass ich einen sehr schnellen Teamkollegen bekomme. Als dann René mein Teamkollege wurde, hat mich das schon begeistert. Ich habe seine Karriere sehr eng verfolgt, er ist eines meiner Vorbilder im Motorsport. Mit ihm zu fahren war für mich wie ein Traum. Ich wusste, dass ich eine Menge von ihm lernen konnte und so war es dann auch. Viele Rennfahrer haben ein sehr großes Ego und geben nur ungern etwas Preis. René war aber immer sehr offen. Er hat mir viel gezeigt und erklärt. Als es in Hockenheim um alles ging, hat er mir noch einige Tricks mit auf den Weg gegeben.“

Welches war euer schwierigstes Rennwochenende?
Kelvin van der Linde: „Das war eindeutig auf dem Slovakiaring. Wir sind dort nicht richtig auf Tempo gekommen. BMW war sehr stark, wir haben auch noch eine Strafe kassiert. Drei Rennwochenende vor Saisonende haben wir nicht nur kaum gepunktet, sondern sind auch von der Tabellenspitze auf Rang drei zurückgefallen.“

Welches Rennen oder welcher Erfolg war der wichtigste auf dem Weg zum Titel?
René Rast: „Das war für mich der zweite Platz im zweiten Lauf auf dem Red Bull Ring. Damit sind wir als Tabellenführer in die Sommerpause gegangen. Ohne diese Punkte wären wir zum Start in die zweite Saisonhälfte in einer ganz anderen Lage gewesen. Wir hätten zum Saisonende deutlich mehr riskieren und attackieren müssen. Durch Platz zwei und die Tabellenführung in der Halbzeitpause war es deutlich entspannter.“

Kelvin van der Linde: „Der Doppelsieg auf dem Sachsenring war schon sehr wichtig, aber der zweite Platz auf einer für unser Fahrzeug so schwierigen Strecke wie dem Red Bull Ring war fanatisch. Wir sind die Ersten, die auf trockener Strecke in einem R8 dort auf das Podium gefahren sind. Das Ergebnis hatte große Auswirkungen auf die zweite Saisonhälfte.“

Beim Finale war es nochmals enorm spannend. Im ersten Lauf in Hockenheim ist auch euer Verfolger Jaap van Lagen zwischenzeitlich sehr nah gekommen. Wie habt ihr das erlebt?
René Rast: „Es sah danach aus, als wenn van Lagen auf dem Podium landet und viele Punkte aufholt, wir hingegen nicht punkten. Das Team hat mir dann gefunkt, das van Lagen eine Strafe nach einem Vergehen beim Boxenstopp erhält und ich habe sofort im Auto angefangen zu rechnen. Es hat lange gedauert, bis er die Strafe angetreten hat und ich habe mehrmals beim Team nachgefragt, bis sie mir recht unverständlich gesagt haben, ich solle mich auf das Rennen konzentrieren. Nachdem der Porsche die Strafe absolviert hat und hinter uns lag, war mir klar, dass wir die Meisterschaft gewinnen.“

Kelvin van der Linde: „Ich habe das alles nicht mitgekommen. Nach meinem Stint war ich sehr von meiner Leistung enttäuscht. Ich bin aus der Box gegangen und habe mich auf die Tribüne gesetzt. Dort gab es kein TV-Bild, daher wusste ich nicht so recht, was passiert. Erst als ich dann kurz vor Rennende zurück an die Box gekommen bin, hat mir jemand erzählt, was geschehen ist. Ich hatte dann schon sehr gemischte Gefühle. Uns war der Titel zwar nicht mehr zu nehmen, aber ich wollte mich nicht darüber freuen, dass jemand anderes eine Strafe bekommen hat.“

Wird der Titel im kommenden Jahr verteidigt?
René Rast: „Sollte ich wieder im ADAC GT Masters starten, ist natürlich das Ziel, den Titel zu verteidigen. Ich würde gerne wieder im ADAC GT Masters starten, aber letztendlich liegt diese Entscheidung nicht alleine in meiner Hand. Konkrete Pläne gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.“

Kelvin van der Linde: „Ich würde gerne wieder im ADAC GT Masters fahren, für Audi starten und im Team von Christian Abt bleiben und werde alles dafür geben. Aber derzeit ist es noch zu früh, um über die kommende Saison zu sprechen.“
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