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24h Daytona
27.01.2015

Ereignisreicher 24-Stunden-Klassiker für Porsche-Teams

Zum Auftakt der Motorsportsaison 2015 konnte Porsche seine Erfolgsserie bei den 24 Stunden von Daytona nicht fortsetzen. Nach dem Sieg im Vorjahr belegte der beste Porsche 911 RSR mit Nick Tandy (Großbritannien), Patrick Pilet (Frankreich) und Marc Lieb (Ludwigsburg) bei der ereignisreichen 53. Auflage des Langstreckenklassikers in Florida den fünften Platz in der Klasse GTLM.

Erfolgreicher setzten sich Porsche-Kundenteams in der Klasse GTD in Szene: Der Porsche 911 GT America von Alex Job Racing kam auf dem zweiten Platz ins Ziel, Dritter wurden Patrick Dempsey (USA) und seine Teamkollegen im 911 GT America von Dempsey / Wright Motorsports.

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Der zweite vom Werksteam Porsche North America eingesetzte 911 RSR mit Jörg Bergmeister (Langenfeld), Earl Bamber (Neuseeland) und Frédéric Makowiecki (Frankreich) beendete das Rennen auf dem siebten Platz. Der 911 RSR des Kundenteams Falken Tire, in dem sich Wolf Henzler (Nürtingen), Patrick Long (USA) und Bryan Sellers (USA) abwechselten, wurde als Achter gewertet. Alle drei 911 RSR lagen zeitweise an der Spitze des GT-Feldes. Das Rennen auf dem Daytona International Speedway war gerade erst gestartet worden, als Porsche den ersten Rückschlag wegstecken musste: In der zweiten Runde steuerte Frédéric Makowiecki den 911 RSR mit der Startnummer 912 an die Box, wo der Generator gewechselt werden musste. Während er dadurch sechs Runden auf die Spitze verlor, beeindruckte Nick Tandy die Fans mit einer sehenswerten Aufholjagd.

Nach einem schwierigen Qualifying nur vom achten Platz gestartet, kämpfte er sich im 911 RSR mit der Startnummer 911 schon in der Anfangsphase des Rennens an die Spitze. Auch seine Teamkollegen konnten sich in den ersten Rennstunden immer wieder die Führung in der traditionell besonders hart umkämpften Klasse GTLM sichern, die den Zuschauern im voll besetzten Infield der Traditionsrennstrecke besten Motorsport mit spektakulären Überholmanövern und ständigen Positionswechseln bot.

Der Kampf um die Spitze tobte auch in der Nacht. Nachdem sich auch der kurz nach dem Start zurückgefallene 911 RSR dank einer perfekten Rennstrategie und mit Hilfe zahlreicher Safety-Car-Phasen zurück in die Führungsrunde gekämpft hatte, lagen beide von Porsche North America eingesetzten Elfer kurz nach Mitternacht als Zweite und Dritte aussichtsreich auf Podiumskurs. Doch dann passierte das Missgeschick, das für den mit 22 Gesamt- und 76 Klassensiegen erfolgreichsten Hersteller in der Geschichte von Daytona alle Chancen zunichte machte.

Beim Versuch, einen langsameren Konkurrenten der GT-Daytona-Klasse zu überholen, kam Earl Bamber (Nummer 912) vor der zweiten Kurve nach Start und Ziel auf das feuchte Gras, konnte sein Auto dadurch nicht mehr kontrollieren und rutschte ausgerechnet Marc Lieb (Nummer 911) ins Auto, der gerade in die folgende Rechtskurve einlenkte. Dabei wurden die 911 RSR stark beschädigt. Die 912 verlor durch die Reparatur 18 Runden, die 911 sogar 82 Runden. Der 911 RSR mit der Startnummer 912 konnte sich bis zum Sonntagvormittag wieder auf den vierten Platz vorarbeiten, bevor sich ein Antriebsdefekt andeutete und das Team das Fahrzeug vorsorglich abstellte.

Nachdem die Werks-Elfer durch die Kollision zurückgefallen waren, sprang zunächst der 911 RSR des Kundenteams Falken Tire in die Bresche. Mit den Werksfahrern Wolf Henzler und Patrick Long an Bord zeigte auch das Siegerauto des Petit Le Mans 2014, das in den ersten Rennstunden ebenfalls schon die Führung erobert hatte, eine starke Performance und konnte sich aussichtsreich in der Spitzengruppe festsetzen. Am Sonntagmorgen übernahm Patrick Long das Auto von Wolf Henzler und behauptete lange den zweiten Platz. Doch wegen eines Motorschadens ging das Rennen auch für sie vorzeitig zu Ende.

Dr. Frank-Steffen Walliser, Porsche Motorsportchef: „Für uns war das ein sehr schwieriges Rennen mit einem enttäuschenden Ergebnis. Da gibt es nichts zu beschönigen. Wir haben über weite Strecken eine gute Performance gezeigt, leider konnten wir sie nicht in ein gutes Resultat umsetzen. Wir hatten aber auch unerwartete technische Probleme. Für den Unfall kann man keinem Fahrer die Schuld geben, so etwas kann immer passieren. Schade nur, dass wir uns dadurch selbst um alle Chancen gebracht haben. Dass es zwei 911 GT America in der Klasse GTD aufs Podium geschafft haben, zeigt, dass die Teams konstant gut gefahren sind und gut gekämpft haben. Trotzdem bleibt nach diesem Wochenende natürlich ein bitterer Beigeschmack.“

Patrick Pilet: „Als wir in Führung lagen, habe ich schon gedacht, dass wir vielleicht gewinnen können. Doch bei einem 24-Stunden-Rennen brauchst du auch sehr viel Glück. Das war einfach nicht unser Tag und nicht das Ergebnis, das wir uns erwartet haben. Doch in der Meisterschaft ist noch nichts verloren.“

Marc Lieb: „Das war natürlich sehr enttäuschend, wie das Rennen für uns verlaufen ist. Wir waren gut unterwegs, doch dann kam es zu der unglücklichen Situation, die niemals passieren sollte, die aber leider passiert ist. Das hat beide Autos das Rennen gekostet. Doch Jammern hilft nicht. Wir müssen nach vorne schauen. Mit hat es auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht, wieder mal in einem GT-Auto zu sitzen und Daytona zu fahren. Der 911 RSR ist einfach ein tolles Rennauto.“

Nick Tandy: „Das Positive ist, dass wir bis zu dem Zwischenfall sehr gut unterwegs waren. Das Ende haben wir uns so nicht vorgestellt, doch immerhin sind wir noch Fünfter und Siebter geworden. Das bringt uns wichtige Punkte für die Meisterschaft, damit müssen wir heute zufrieden sein.“

Frédéric Makowiecki: „Ich bin sehr stolz auf das ganze Team. Unglaublich, was die Mechaniker und Ingenieure in diesem Rennen geleistet haben. Wir hatten immer ein schnelles Auto und unsere Strategie hat gestimmt. Schade, dass wir nicht belohnt wurden. Vor dem Unfall hatten wir den Speed, um an der Spitze zu fahren. Das macht mich zuversichtlich für den Rest der Saison.“

Jörg Bergmeister: „Im Qualifying haben wir uns sehr schwer getan im Vergleich zum Vortest, hatten große Probleme mit dem Handling. Doch im Rennen war das Auto sehr gut. Trotz des Problems kurz nach dem Start haben wir uns zurück gekämpft und selbst nach dem Unfall waren wir schon wieder Vierter. Das hätte gute Punkte gegeben. Doch auch im letzten Jahr taten wir uns mit dem 912er-Auto in Daytona schwer und haben danach Sebring gewonnen. Das muss auch diesmal unser Ziel sein.“

Earl Bamber: „Natürlich habe ich mir mein erstes Daytona mit dem 911 RSR etwas anders vorgestellt. Doch die Kollision mit Marc war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Es tut mir leid, dass sie solche Folgen hatte. Wir sind bis dahin ein sehr gutes Rennen gefahren und hätten als Team ein besseres Resultat verdient gehabt. Jetzt müssen wir unsere Chance in Sebring nutzen.“

In der Klasse GTD fuhren zwei Porsche 911 GT America von Kundenteams in die Top 3. Alex Job Racing belegte mit den Amerikanern Cooper MacNeil, Leh Keen, Andrew Davis und dem Neuseeländer Shane van Gisbergen den zweiten Platz, Dritter wurde Dempsey / Wright Motorsports mit den Amerikanern Patrick Dempsey, Jan Heylen und Madison Snow sowie dem Österreicher Philipp Eng, dem amtierenden Meister des Porsche Carrera Cup Deutschland.