Sonstiges
28.07.2015
Den Nürburgring ganz neu erfahren
26 km Streckenlänge, 93 Kurven, 583 m Höhenunterschied, teilweise 16 Prozent Steigung und in den Abfahrten ein Top-Speed von rund 90 Stundenkilometern, das sind die schnöden Daten zu einer Radrunde über die Traditionsrennstrecke in der Eifel. Kein leichtes Terrain, auch nicht für Sportler, die generell viel an ihrer Fitness arbeiten, aber eben keine Radrennfahrer sind. Eine ungewohnte Belastung also für die Förderkandidaten der Deutsche Post Speed Academy, die als Team starteten und sich nach je einer absolvierten Runde, abwechselten. Teamchef und Speed Academy-Juror Manuel Reuter war voll des Lobes über die Einstellung und Leistung „seiner“ Schützlinge: „Die Jungs haben sich im wahrsten Sinn des Wortes gequält bis zum Umfallen. Einige von ihnen haben auf ihren Runden zwischendurch mit Krämpfen im Gras gelegen. Aber keiner hat auch nur einen einzigen Gedanken ans Aufgeben verschwendet. Die Einstellung war einfach top.“
Wo es sonst um Sekunden geht, war diesmal eine Stunde die „Schallmauer“
Im Nachhinein waren die Förderkandidaten gar nicht böse, dass dieses ursprünglich auf 24-Stunden angesetzte Rennen „nur“ über 18 Stunden ging. Wegen eines Unwetters musste der Start um sechs Stunden verschoben werden. „Ich weiß nicht, ob ich eine dritte Runde geschafft hätte“ stöhnte Marek Böckmann (18) nach der Zieldurchfahrt. Immerhin hat der Pilot aus der ADAC Formel 4 seinen ganz persönlichen Vorsatz verwirklicht. „Mit meiner Bestzeit von etwas über 50 Minuten habe ich mein Ziel, die Runde unter der Schallmauer von 60 Minuten zu bewältigen, geschafft. Jetzt bin ich zwar total platt, aber im nächsten Jahr wäre ich gern wieder dabei.“
„Ich habe überall Schmerzen“, stöhnte auch Marvin Dienst (18) am Tag nach der Eifel-Tortur. Radfahren gehört sonst nicht unbedingt zum Trainingsprogramm des Förderkandidaten. „Ich bin eher der Läufertyp“ sagt Dienst von sich. Vor allem die Steigung zum höchsten Punkt der Strecke, ein fünf Kilometer langes Bergaufstück mit 16 Prozent Steigung im finalen Anstieg zum Streckenabschnitt „Hohe Acht“, hat Dienst „als echt brutal“ empfunden. „In den nächsten Tagen steige ich garantiert auf kein Fahrrad“, gibt Dienst ehrlich zu. „Die Jungs haben den Nürburgring bei diesem Rennen ganz anders erlebt. Eine Bodenwelle, die sie im Rennauto kaum wahrnehmen, kann auf dem Fahrrad richtig weh tun“, erklärt Manuel Reuter. „Es war eine insgesamt wirklich tolle Veranstaltung“, zieht er ein zufriedenes Fazit. „Die Jungs haben richtig Blut geleckt und wollen im nächsten Jahr am liebsten wieder dabei sein.“
Förderkandidaten körperlich und mental im Grenzbereich
„Unsere Förderkandidaten haben bei diesem Radrennen eine sehr gute Figur gemacht“, findet auch Alexander Safavi, Projektleiter der Deutsche Post Speed Academy. „Sie haben als Team perfekt funktioniert und sich in einer guten Verfassung präsentiert. Dass sie dabei körperlich und mental an ihre Grenzen stoßen, war durchaus gewollt. Sie kennen jetzt bestimmte Defizite und wissen, woran sie künftig noch arbeiten müssen.“