Dienstag, 26. November 2024
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Automobilsport
11.08.2017

Alfa Romeo beim AvD Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring

Daran hat sich seit den 1960er und '70er Jahren nichts geändert. Auch beim AvD Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring (11. bis 13. August 2017) ist Alfa Romeo in den Tourenwagen-Klassen die zahlenmäßig am stärksten vertretene Marke. In der Kategorie „AvD Tourenwagen- und GT-Trophäe“ stellt der Alfa Romeo Giulia Sprint rund die Hälfte des Teilnehmerfeldes. Die Bandbreite reicht vom 1300 GTA Junior bis zum 1750 GTAm.

Die Scuderia del Portello, das nach dem ersten Firmensitz von Alfa Romeo benannte Klassik-Werksteam der Marke, bringt vier Rennfahrzeuge in die Eifel. Darunter ist mit dem Alfa Romeo 1900 TI Super von 1954 auch das älteste in der Nennliste der „AvD Tourenwagen- und GT-Trophäe“. Alfa Romeo schreibt in dieser Kategorie außerdem eine Sonderwertung für Fahrzeuge der Marke aus.

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Ausnahmeerscheinungen sind dagegen der Alfa Romeo P3 bei den „Historischen Grand Prix Fahrzeugen“, der Alfa Romeo Giulietta SZ2 bei den „Zweisitzigen Rennwagen und GT“ sowie der Alfa Romeo 155 V6 TI von 1996, der zusammen mit zeitgenössischen Konkurrenten bei den „Tourenwagen Classics“ die legendären Zeiten der Deutscher Tourenwagen Meisterschaft (DTM) wieder aufleben lässt. Alfa Romeo ist außerdem bei den Rennen der historischen Formel 3 vertreten. Mitte der 1980er Jahre vertrauten viele Teams in dieser Nachwuchsklasse auf die leistungsstarken Motoren der Marke. 


Alfaclub mit eigenem Veranstaltungszelt, Testfahrten mit Alfa Romeo Giulia und Stelvio

Traditionell können Fans, die mit einem Alfa Romeo anreisen, bis ins Innengelände der Rennstrecke fahren und dort parken. Der Alfaclub, der erneut mit einem eigenen Veranstaltungszelt am Rande des Fahrerlagers vertreten ist, erwartet rund 300 Mitglieder zu diesem Treffen. Ihre Fahrzeuge bilden einen beeindruckenden Querschnitt durch die über 100-jährige Geschichte der italienischen Traditionsmarke.

Alfa Romeo bietet darüber hinaus Probefahrten mit aktuellen Fahrzeugmodellen an. Die Besucher des AvD Oldtimer Grand Prix können so unter anderem die Sportlimousine Alfa Romeo Giulia und den Alfa Romeo Stelvio kennenlernen, das erste SUV in der über 100-jährigen Historie der Marke.


Europameister im Abonnement – der Alfa Romeo Giulia Sprint GTA

Der Alfa Romeo Giulia Sprint GTA wird 1965 für Tourenwagenrennen entwickelt. Hinter dem Zusatz „A“ in der Typenbezeichnung verbirgt sich der italienische Begriff „alleggerita“, zu Deutsch „erleichtert“. Die Ergänzung weist auf das im Vergleich zur herkömmlichen Giulia Sprint GT – die ebenfalls beim AvD Oldtimer Grand Prix startet – um rund 200 Kilogramm reduzierte Leergewicht hin. Erreicht wird das durch Karosserieteile aus Peraluman, einer sehr leichten Aluminium-Zink-Mangan-Legierung. Türen und Motorhaube sind außerdem aus Aluminium gefertigt. Der 1,6-Liter-Motor verfügt über Doppelzündung und zwei 45er Weber-Doppelvergaser. Deutlich über 125 kW (170 PS) sind das Resultat.

Schon bald ist der GTA in der Tourenwagen-Europameisterschaft in seiner Hubraumklasse beinahe unschlagbar. Werksfahrer werden 1966, 1967 und 1969 Europameister. Alfa Romeo gewinnt in diesen Jahren auch den Markentitel. Außerdem wird Herbert Schultze 1968 und 1969 Deutscher Rundstreckenmeister.

Für die 1.300-Kubikzentimeter-Klasse entsteht 1968 der GTA 1300 Junior. Auch dieser Renner hat eine auf das Stahlblechskelett genietete Leichtmetallkarosserie und den sportlichen Aluminiummotor mit Doppelzündung unter der Haube. Er leistet bis zu 118 kW (160 PS). 1972 verhilft der GTA Junior Alfa Romeo zu einem weiteren Europameister-Titel – mit neun Divisionssiegen in neun Rennen.

Mit dem Alfa Romeo Giulia Sprint GTAm stellt 1969 die Werksrennabteilung Autodelta den großen Bruder des GTA auf die Räder. Die Bezeichnung GTAm (maggiorata) weist auf den erweiterten Hubraum hin – zunächst sind es 1750 Kubikzentimeter, ab 1970 dann zwei Liter. Sie ist außerdem eine Hommage an den amerikanischen Markt. Tatsächlich wird der Motor des GTAm von einer Spica-Einspritzanlage mit Sprit versorgt, wie sie auch für die in die USA exportierten Giulia Sprint gedacht ist. Weitere rennsportspezifische Zutaten sind dicke Kotflügelverbreiterungen und Motorhaube aus Kunststoff sowie der Kofferraumdeckel aus Aluminium. 1970 wird der Niederländer Toine Hezemans mit dem Alfa Romeo Giulia Sprint GTAm Europameister, 1971 holt sich Alfa Romeo erneut den Titel in der Herstellerwertung.

Bei historischen Tourenwagen-Rennen gehören alle Motorsportvarianten des Alfa Romeo Giulia Sprint heute zu den beliebtesten Fahrzeugen. Alleine beim AvD Oldtimer Grand Prix 2017 auf dem Nürburgring sind fast zwei Dutzend Exemplare zu sehen. 


Technisch anspruchsvollster Tourenwagen aller Zeiten – der Alfa Romeo 155 V6 TI

1993 steigt Alfa Romeo in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) ein und gewinnt mit dem 155 V6 TI und Werksfahrer Nicola Larini auf Anhieb den Titel – ein Schock für die deutsche Konkurrenz. Die DTM-Renner entsprechen dem sogenannten Klasse-1-Reglement, das den Ingenieuren große Freiheiten lässt. Zu dieser Zeit ist nur die Formel 1 technisch noch anspruchsvoller. So verwendet Alfa Romeo im Zuge mehrerer Entwicklungsstufen unter anderem einen elektronisch gesteuerten Allradantrieb, ein halbautomatisches Getriebe, ein hydraulisches Fahrwerk und eine Bremsanlage mit ABS.

Ihr Maximum erreichen die Klasse-1-Boliden, als 1995 zusätzlich zur DTM die weltweit ausgetragene International Touring Car Series (ITC) hinzukommt. Der Alfa Romeo 155 V6 TI verfügt nun über ein Formel-1-Fahrwerk mit Umlenkhebeln und eine radikale Aerodynamik. So wird der Ansaugeffekt des Unterbodens durch seitliche Schürzen unterstützt, die dank hydraulischer Fahrwerksverstellung auf der Strecke beinahe auf der Fahrbahn schleifen. Die Ingenieure experimentieren außerdem mit einem vollautomatischen Getriebe. Der weit hinter die Vorderachse gerückte V6-Motor entwickelt inzwischen mehr als 338 kW (460 PS) – bei fast 12.000 Touren.

Beim AvD Oldtimer Grand Prix startet Privatfahrer Stefan Rupp in einem von der Scuderia GT eingesetzten Alfa Romeo 155 V6 TI aus der Saison 1996. Damals wurde dieses Werksauto vom Italiener Giancarlo Fisichella pilotiert. In der Tourenwagen Classics Rennserie, die im Rahmen des OGP ihren vierten von sechs Läufen austrägt, ist Rupp derzeit Tabellenzweiter.


Legendärer Sieg gegen die Silberpfeile – der Alfa Romeo P3

1925 gewinnt Alfa Romeo die allererste jemals ausgerichtete Automobil-Weltmeisterschaft. In den folgenden Jahren gehört die Marke – zeitweise mit einem echten Werksteam, zeitweise unter der Flagge der Scuderia Ferrari – zu den erfolgreichsten im Grand-Prix-Rennsport. Mitte der 1930er Jahre entwickelt sich die Vorläufer-Rennserie der heutigen Formel 1 zum Prestigekampf zwischen Alfa Romeo und den deutschen Herstellern Mercedes-Benz und Auto Union.

Alfa Romeo setzt in dieser Zeit den Tipo B ein, auch bekannt als P3. Unter der langen Motorhaube arbeitet ein Reihen-Achtzylinder mit zunächst 2,6 Liter Hubraum, der mit zwei Roots-Kompressoren rund 158 kW (215 PS) leistet. Bis 1935 steigt der Hubraum auf 3,8 Liter, die Leistung auf 243 kW (330 PS). Mit insgesamt 46 Siegen bei Grand-Prix-Rennen ist der Alfa Romeo P3 das erfolgreichste Auto dieser Ära.

Der vielleicht bemerkenswerteste Erfolg gelingt dem italienischen Werksfahrer Tazio Nuvolari beim Großen Preis von Deutschland 1935 auf dem Nürburgring. Nach 22 Runden und über vier Stunden Fahrzeit auf der legendären Nordschleife siegt der „Fliegende Mantuaner“ vor den favorisierten Lokalhelden Hans Stuck (Auto Union) und Rudolf Caracciola (Mercedes-Benz).

Insgesamt baute Alfa Romeo nur 15 Stück des P3. Ein Exemplar aus dem Baujahr 1934 ist beim AvD Oldtimer Grand Prix 2017 in der Kategorie „Historische Grand Prix Fahrzeuge“ am Start.