GTC
07.07.2017
Verrücktes Bavarian 24h sieht Honda Spirit als Sieger
Es fing schon mit der Teampräsentation an, die buchstäblich ins Wasser fiel. Dann ein Start hinter dem Safety-Kart, nicht wenige setzten trotzdem auf Slicks. Als nach ein paar Info-Runden das Feld freigegeben wurde, nutze die Schnitzelalm-Truppe ihre Pole-Position und hatte zunächst freie Sicht. Einige Motoren plagten sich bereits mit Wasser im Vergaser, doch die Strecke sollte schnell abtrocknen. Erstaunt zeigte sich die Slick-Fraktion, ob dem sehr guten Grip der im letzten Jahr neu asphaltierten Strecke. So gab es kaum Ausrutscher und die Slick bereiften Teams freuten sich über einen gelungenen Schachzug. Allen voran die Cool Runnings aus Pforzheim, die sich nach den ersten Reifenwechseln in Führung wiederfanden. Kurz vor Ende der 3h-Marke setzte erneut heftiger Regen ein. Um ein Kart zu bergen, ging das Pace-Kart auf die Strecke. Bei diesem Bummeltempo verlor der Honda Motor von Cool Runnings II die Ölablassschraube und verteilte, vom Fahrer unbemerkt, das gesamte Öl rund um die 1,2 Kilometer.
Der Rennleitung blieb nichts anders übrig als das Rennen zu stoppen, um die Strecke zu säubern. Nach knapp 50 Minuten war alles wieder startklar und dann fiel der Strom auf der Anlage aus! Dieses Problem konnte nach einer weiteren Stunde behoben werden, nur um 30 Minuten später erneut ohne Stromversorgung dazustehen. Zwischen der dritten und siebten Stunde schaffte man gerade 20 Runden unter Rennspeed. Man befürchtete schon einen Abbruch als die Lichter wieder angingen und das Rennen nun fortgesetzt werden konnte.
Bitter für einige Teams die vor dem Abbruch schon auf Regenreifen gewechselt hatten – allen voran H&R Pergande Racing, die das Rennen mit Regenreifen auf mittlerweile komplett trockener Strecke wiederaufnehmen durften. Bis zur Halbzeit sollte es nun aber trocken bleiben und auch die Stromversorgung hielt bis zur Zielflagge. Endlich war Racing angesagt und die nächsten Dramen nahmen ihren Lauf. Bei den Top-Teams verendete das Triebwerk der Scuderia Nove Rosso – deren erster Motorschaden seit 18 Jahren – und die Hausexperten.de mit der #8 verfingen sich in einer nie dagewesen „Defekt- und Schrauberkette“. Beide kegelten aus den Top-25 hinaus und lagen schon aussichtslos zurück. Der WGKC verlor auch etwas an Boden, aber sonst waren alle GTC-Top-Teams noch vorn dabei: rundengleich an der Spitze die Cool Runnings vor den Zehn Geboten, dem MSC Oberflockenbach und Shark Endurance Racing. Das beste Trophy-Team segelte sensationell auf P6 des Gesamtklassements. FirEX by Daytona hatte einen extrem guten Lauf.
Für die zweite Halbzeit wurden wieder Wetterkapriolen vorausgesagt. Die Vorhersage stimmte und es gab wieder genügend Möglichkeiten zu pokern und zu taktieren. Diese zweite Pokerrunde war dann nicht die der Cool Runnings. Die Pforzheimer hielten sich geniale 13 Stunden lang mit den Zehn Geboten an der Spitze, aber nun erneut auf Slicks zu setzen erwies sich im Nachhinein als kleiner Fehler. Zur 15. Stunde hatte man zwei Runden Rückstand. Honda Spirit hatte die Führung übernommen vor dem MSC Oberflockenbach und dem Vorjahressieger von Oberheiden Motorsport. Dahinter folgten die Zehn Gebote, Shark Endurance Racing und Coll Runnings. H&R Pergande hatte sich auch wieder herangerobbt und durfte sich noch Hoffnung auf den Sieg machen. Es ging verdammt eng zu, wobei jeder Boxenstopp die Top-Ten durcheinanderwirbelte. Die Schnitzelalm hatte noch beide Teams in den Top-Ten, genau wie der Tabellenführer von ATW-Racing. Von den Top-Teams hatten lediglich die bereits erwähnten Mannschaften der Hausexperte und der Scuderia Nove Rosso ihre Ambitionen begraben. Dazu gesellte sich dann noch DG Racing by Messebau nach einem größeren Unfallschaden; ausgerechnet bei ihrem 100. GTC Start.
Die letzten fünf Stunden sollten dann trocken bleiben und die Top-Ten machte nun Jagd auf den großen „Pott“. Ab der 22. Stunde leider ohne den Vorjahressieger von Oberheiden Motorsport. Diese mussten ein Kettenblatt ersetzten und verabschiedeten sich aus dem Kreis der Siegkandidaten. Beste Aussichten hatten dafür Honda Spirit, die Zehn Gebote H&R sowie dem MSC Oberflockenbach. Alle fuhren einen fast identischen Speed, wodurch aufholen oder davonfahren unmöglich war. Auch die Defekthexe schlug nirgendwo mehr zu. Eine Stunde vor dem Ende sah man nun die Tabellenspitze auch Boxenstopp bereinigt mit Honda Spirit an der Spitze, eine Runde vor den Zehn Geboten. Nur Sekunden dahinter der MSC Oberflockenbach, dem H&R Pergande im Genick saß. Erst danach gab es eine Lücke von fünf Runden auf die #11 der Schnitzelalm. Man zitterte zwar und betete, daas nicht noch eine Kleinigkeit alles verderben könnte, aber die Karts der Top-Teams zeigten sich bestens präpariert und waren selbst zum Ende hin noch in der Lage Bestzeiten zu gehen. Ohne dass noch etwas Entscheidendes passierte, flog man in Richtung Zielflagge. Allen voran Honda Spirit mit ihrem MS Kart. Für die Rodenbacher war es ihr 18. Bavarian-24h -Start. Zweimal wurden sie Zweiter (2006 & 2015), nun folgte ihr erster Sieg beim Bavarian 24h. Der GTC-Meister des letzten Jahres tilgte die letzte Lücke in der eigenen GTC-Erfolgsbilanz und gewann die 20. Auflage denkbar knapp, aber verdient vor den Zehn Geboten und dem MSC Oberflockenbach. Einen starken vierten Platz fuhren die Siegener von H&R Pergande nach Hause. Mit einem wahren Endspurt kämpfte die #11 der Schnitzelalm noch die Cool Runnings nieder, die mit P6 trotzdem happy waren, nachdem man in den letzten beiden Jahren auf P15 und P28 ins Ziel kam.
Shark Endurance Racing, ATW Racing folgten auf P7 und P8. Dahinter schon die besten Teams der Trophy Klasse. P9 für FirEX Racing by Daytona vor dem KSF Bosch. Keine Frage, dieser Verlauf des 20. Bavarian 24h ist ein weiterer Baustein, der Klassiker auch legendär macht.