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Sonstiges
24.06.2017

Nürburgring: Evolution einer Rennstrecke

In den 90 Jahren seiner Geschichte wurde am Nürburgring immer wieder gebaut: Fast in jedem Winter werden auch heute noch Streckenbereiche neu asphaltiert, Curbs erneuert, Leitplanken versetzt oder erhöht. Die umfangreiche Bausubstanz muss schließlich erhalten werden. Auch Umbauarbeiten gab es im Laufe der Jahrzehnte immer wieder. Die größten und wichtigsten Arbeiten haben ihren Ursprung in der Sicherheitsdiskussion der späten sechziger und siebziger Jahre. Sie gipfelte in den Planungen für eine komplett neue Rennstrecke, dem Grand-Prix-Kurs, wie man ihn heute kennt.

Den eigentlichen Startschuss markiert schon die Gründung der Grand Prix Drivers’ Association (GPDA) als Fahrergewerkschaft der Formel-1-Piloten Ende der 60er. Sie sorgte 1969 dafür, dass der Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps boykottiert wurde. Das brachte dem Ardennenkurs eine 14-jährige Formel-1-Pause und die Verkürzung von ursprünglich 14 auf rund sieben Kilometer ein. Ein Jahr später geriet dann der Nürburgring ins Visier der Fahrer.

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Am 8. Juli 1970, gerade einmal vier Wochen vor dem geplanten Rennen, legten Jochen Rindt und Graham Hill im Namen der Formel-1-Fahrer einen Katalog von Forderungen vor, der für sie die Grundlage für einen Start darstellte. Da diese Wünsche in der Kürze der Zeit nicht zu erfüllen waren und beide Seiten wenig Kompromissbereitschaft zeigten, wurde der Grand Prix drei Tage später nach Hockenheim verlegt. Auf dem Nürburgring gab es stattdessen nur ein Formel-2-Rennen. Dieser Warnschuss blieb nicht ohne Wirkung. Im Dezember 1970 wurde ein umfangreicher Umbau des Rings beschlossen, der im Februar 1971 begann und die Wünsche der Fahrer berücksichtigte. Für rund 6,5 Millionen D-Mark wurden zahlreiche Passagen begradigt, sodass die ursprüngliche Streckenführung zwar weitgehend erhalten blieb, die Zahl der Kurven aber auf nur noch 40 Rechts- und 33 Linkskurven sank. Mehrere Sprunghügel wurden abgetragen, mehr als 6 km Strecke neu asphaltiert, Seitenstreifen verbreitert, neue flache Randsteine verlegt und viele Kilometer Leitplanken und Zäune zum Schutz von Fahrern und Zuschauern installiert.


Wechselvolle Jahre

Im Sommer 1971 kehrte die Formel 1 in die Eifel zurück. Doch schon 1974 folgte der nächste Boykott, diesmal von den Piloten der Motorrad-WM. Sie sollten ihren Grand Prix wie damals noch üblich gemeinsam mit den Autos beim Eifelrennen austragen. Weil die von ihnen gewünschten zusätzlichen Strohballen nicht vor den Leitplanken platziert wurden, traten jedoch alle internationalen Motorradfahrer nicht an. Die Motorradpiloten kehrten später, im Jahr 1976, auf die Nordschleife zurück, doch für die Formel 1 war der Abschied aus der „Grünen Hölle“ da bereits beschlossen. Nachdem bereits zuvor die Entscheidung gefallen war, der Nordschleife den Rücken zu kehren, sorgte der Feuerunfall von Weltmeister Niki Lauda für das finale Drama.


Zahlreiche Streckenumbauten steigerten die Sicherheit signifikant

Der Motorrad-GP blieb noch bis 1980, das 1000-km-Rennen sogar bis 1983 auf der Nordschleife. Seitdem gehört die längste und schönste Rennstrecke der Welt ausschließlich den Tourenwagen und GT-Fahrzeugen: Sie sind bis heute, etwa beim 24h-Rennen oder im Rahmen der 1976 gegründete VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring, der Strecke treu. Immer wieder wurde seitdem auch im Bereich der Nordschleife die Sicherheit erhöht. Zusätzliche Kiesbetten, höhere Leitplanken, FIA-Zäune in allen relevanten Bereichen: Die Zeit der Hecken und Bäume, die in früheren Jahren die Streckenbegrenzung gebildet hatten, ist auch auf der Nordschleife längst passé. Für eine Rückkehr der Formel 1 musste dagegen eine andere, deutlich radikale Lösung her.

Nachdem die Nordschleife ab 1977 auch offiziell keine Formel-1-Freigabe mehr erhalten hatte, entschied sich der Aufsichtsrat der Nürburgring GmbH im Oktober 1977 für den Bau einer neuen Rennstrecke. Schnell entstanden erste Pläne einer 6,7 km langen Miniatur-Ausgabe der Nordschleife mit 17 Kurven und Steigungen von bis zu 7 Prozent. Genauso stiegen aber auch die Kalkulationen um die Baukosten von 73 bis auf 200 Millionen Mark, die Zustimmung des Bundes als damaliger Hauptgesellschafter der Nürburgring GmbH zur Finanzierung schwankte mehrfach hin und her. Und so dauerte es noch mehrere Jahre, bis die neue GP-Strecke letztlich in Angriff genommen werden konnte. Seit der Eröffnung des neuen Grand-Prix-Kurses 1984 gibt es nun zwei Streckenvarianten, die den unterschiedlichsten Fahrzeugen ganz unterschiedliche Herausforderungen bieten, aber immer 100 Prozent Nürburgring.