Samstag, 28. Dezember 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
Sonstiges
03.08.2017

Supersport gegen Serie: Worin unterscheiden sich Autoreifen?

Für das perfekte Fahrverhalten sind passende Reifen bei einem sportlichen Fahrzeug ausschlaggebend: Grip, Handling, Einlenkverhalten, Rückmeldung – sämtliche Parameter werden maßgeblich von den verwendeten Pneus beeinflusst. Aus diesem Grund sollte keinesfalls auf eine passende Bereifung verzichtet werden. Was sollten Sie bei der Auswahl des passenden Reifentyps beachten und worin liegen die Unterschiede zwischen Motorsportbereifung und serienmäßiger Straßenbereifung?

Was die Reifenbezeichnungen aussagen

Bei der Wahl des Reifens muss zunächst auf die passende Größe geachtet werden: Im Fahrzeugschein (seit einiger Zeit als Zulassungsbescheinigung Teil I bezeichnet) finden sich die für die Bereifung notwendigen Angaben, die einmal an folgendem Beispiel erklärt werden sollen: 205/70 R15 96H.

Die erste Angabe kennzeichnet die Reifenbreite in Millimetern – der Beispielreifen ist also 205 mm breit. Die folgende Zahl hinter dem Schrägstrich steht für die Höhe, in diesem Fall allerdings nicht in Millimetern, sondern in Prozent der Breite – was bei diesem Beispiel 143,5 mm entspricht. Das R sagt aus, dass es sich um einen Radialreifen handelt – und damit die seit einigen Jahren übliche Bauform der Karkasse. Die 15 weist auf die Felgengröße hin, auf der der Beispielreifen montiert werden soll – 15 Zoll erscheinen zumindest für ein sportliches Fahrzeug wenig standesgemäß. Weniger eindeutig ist die 96 zu entschlüsseln: Damit ist die Tragfähigkeit des Reifens gemeint; aus der Zahl lässt sich die Belastbarkeit aber nicht direkt ablesen. Der Beispielreifen lässt sich aber mit Maximal 710 Kg belasten. Das H als letzter Buchstabe steht für den Geschwindigkeitsindex, in diesem Fall ist eine Geschwindigkeit von 210 km/h prinzipiell zulässig. Selbsterklärend sind die Abkürzungen auch hier nicht, eine entsprechende Tabelle schlüsselt den Geschwindigkeitsindex auf.

Worin sich die Reifentypen unterscheiden

Darüber hinaus unterscheiden sich die Pneus hinsichtlich der Profilierung und der Gummimischung. Während herkömmliche Serienreifen aufgrund des großen Negativanteils im Profil auch für Regenfahrten optimal geeignet sind, verzichten Sportreifen im Interesse einer guten Trockenhaftung auf allzu viele Rillen. Weiterhin fällt die Gummimischung bei sportlichen Pneus weicher aus – was ebenso dem Grip dient. Erkauft wird die bessere Trockenhaftung aber unter anderem auch mit einer höheren Verschleißfreudigkeit; je nach Fahrweise müssen Sie die sportlichen Reifen schon nach wenigen Tausend Kilometern austauschen. Prinzipiell gilt auch hier das gesetzliche Limit von 1,6 mm, ratsam ist aber schon ein Wechsel bei 2 mm. Ab diesem Maß verschlechtern sich die Fahreigenschaften deutlich. Dennoch könnten Sportreifen eine sinnvolle Wahl sein, wenn Sie Ihr Fahrzeug auch sportlich bewegen. Zweifelsohne handelt es sich um die einfachste und günstigste Möglichkeit, die Fahreigenschaften unter passenden Witterungsbedingungen deutlich zu verbessern. Wird von Motorsportbereifung gesprochen, fallen die Eigenschaften noch einmal extremer aus: Neben dem Profil fehlt üblicherweise auch eine Straßenzulassung – die Fahrt ist also im öffentlichen Straßenverkehr gar nicht zulässig und auch hinsichtlich der Eigenschaften kaum ratsam. Reifen dieses Typs entfalten ihre prinzipiell überlegenen Fahreigenschaften erst ab einer bestimmten Temperatur, weshalb die Pneus im Rennsport mit Heizdecken vorgeheizt werden – auf öffentlichen Straßen kann von der beeindruckenden Performance also ohnehin nicht profitiert werden.

Echte Sportreifen nur an wenigen Serienfahrzeugen

Erfahrene Piloten passen den Luftdruck so an, dass der Reifen die passende Temperatur erreicht. Abseits der Rennstrecke dürfte dies allerdings kaum sinnvoll möglich sein. Problematisch ist für weniger erfahrene Hobbysportler auch die Tatsache, dass sportliche Reifen – sogenannte Semi-Slicks – über einen schmaleren Grenzbereich verfügen. Konkret bedeutet dies also, dass häufig nur wenige km/h zwischen perfekter Spurführung und Ausbrechen des Fahrzeugs liegen. Um das volle Potenzial der sportlichen Pneus auszuschöpfen, müssen bei einigen Fahrzeugen sogar die Fahrwerke angepasst werden. Nur wenige Fahrzeuge sind deshalb serienmäßig mit solchen Reifen ausgestattet, darunter der BMW M3 CSL, der Ferrari 360 CS oder der Porsche 911 GT3. Um sportlich ambitionierte Fahrer mit konventionellen Autos gar nicht erst in die Versuchung zu bringen, solche Semi-Slicks zu montieren, werden diese Reifen häufig lediglich von den Rennabteilungen der Reifenhersteller vertrieben. Der Einkauf ist dann nur mit einer gültigen Rennlizenz möglich – wodurch der Traum vom sportlichen Reifen in weite Ferne rücken kann.
Anzeige