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Sonstiges
15.12.2018

Im GTÜ-Test: Winterscheibenreiniger fürs Auto

Nach den ersten kalten Tagen wird es höchste Zeit, der Scheibenwaschanlage des Autos einen wintertauglichen Reiniger zu spendieren. Denn wer bei Frost noch mit Sommerscheibenreiniger losfährt, wird nur Frust erleben. Dann geht nämlich erst mal gar nichts. Der Wischer schmiert nur noch über die Scheibe, weil der eingefrorene Waschbehälter kein Wasser mehr liefert. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung hat zusammen mit Auto Bild zehn gängige Konzentrate getestet, die als 1:1-Mischung auch bei Minustemperaturen eine zuverlässige Scheibenreinigung versprechen.

Sieger im großen GTÜ-Vergleich mit dem Prädikat „sehr empfehlenswert“ wurde das Sonax AntiFrost &KlarSicht Konzentrat. „Empfehlenswert“ waren in der Reihenfolge ihrer Platzierung Robbyrob Klarblick Scheibenfrostschutz für Winter und Sommer, der bei A.T.U vertriebene Stockmeier Stobi Freeze SC10836 Scheibenreiniger mit Frostschutz, Aral KlareSicht Winter Konzentrat, Shell EasyClean Winter Klarsicht Konzentrat, OMV Caristal Premium Winter Windshield Cleaner und Auto XS Scheibenfrostschutz Konzentrat, das bei Aldi Süd im Regal steht. Als „bedingt empfehlenswert“ erwiesen sich Ernst Eisfrei Klare Sicht für die Scheibenwaschanlage, Nigrin Performance Scheiben-Frostschutz sowie Total wash Scheibenfrostschutz Pro+ Konzentrat (siehe Ergebnistabelle).


So hat die GTÜ getestet

Ein guter wintertüchtiger Reiniger sollte die Windschutzscheibe nicht nur vom typischen Salznebel befreien, sondern auch sogenannten Hydrophobschmutz lösen. Das ist der Schmierfilm aus Reifenabrieb, Bremsstaub, Abgasruß, Motorenöl sowie Heißwachs aus Waschanlagen und stellt für die Scheibenreiniger die eigentliche Herausforderung im Winter dar. Denn er klebt noch viel hartnäckiger als Salz auf der Scheibe.


Wisch und weg ­nur Sonax schafft’s mit dreimal wischen

Wie die Scheibenreiniger damit zurechtkommen, wurde am klimatisierten und vollautomatisierten Prüfstand getestet. Dem Testsieger Sonax reichten bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt durchschnittlich drei Wischzyklen mit jeweils fünf Wischhüben, um mit insgesamt 150 Milliliter Wischwasser die Windschutzscheibe befriedigend zu säubern. Das Gros der empfehlenswerten Konkurrenten schaffte diese Übung immerhin noch mit gut der doppelten Menge an Reinigungsflüssigkeit. Die drei bedingt empfehlenswerten Winterkonzentrate hingegen hatten ihre Aufgabe selbst mit einem halben Liter nach zehn Wischzyklen noch immer nicht bewältigt.

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Im Test ging es aber noch um mehr, etwa um die Bedienungsanleitung, die Handhabung und den Geruch. Dabei spielten für die GTÜ-Prüfer auch vermeintliche Kleinigkeiten eine Rolle. So sollten gemäß EU-Chemikalienverordnung irreführende Kennzeichnungen vermieden werden, welche „die aktive Neugier von Kindern wecken könnten oder eine ähnliche Aufmachung aufweisen, wie sie für Lebensmittel ... oder Kosmetika verwendet“ werden. Konsequenterweise gab’s deshalb für die Abbildung einer appetitlichen Zitrone auf dem Ernst-Kanister Punktabzug. Genauso wie für die werblich groß herausgestellte Eigenschaft „Konzentrat bis minus 60 °C“, die auf dem Ernst-Etikett mit der Vorschrift „Konzentrat muss verdünnt werden“ sogleich wieder relativiert wurde. Kaum lesbare Sicherheitshinweise und ein nicht der Vorschrift entsprechendes, nämlich zu kleines Flammensymbol als Warnung vor der Entzündbarkeit des Produkts komplettierten die Mängelliste, so dass in der Wertungsprüfung „Anleitung, Beschriftung“ für Ernst nur einer von fünf möglichen Punkten übrig blieb.


Kindersicherung meist Fahlanzeige

Im Hinblick auf die zielgenaue Handhabung sind kleinere Gebinde, Ausgießhilfen oder die praktischen Standbodenbeutel besser als klobige und entsprechend schwere Kanister. Top in dieser Disziplin der kleine 2-Liter-Beutel von OMV, der allerdings auch beim Preis mit sündteuren sieben Euro pro Liter Konzentrat einsame Spitze ist. Ganz grundsätzlich monierten die GTÜ-Tester, dass mit Ausnahme von Shell keines der Testprodukte über einen kindersicheren Verschluss verfügte.


Schäden auf Lack und Scheinwerfern

Selbstverständlich sollen Scheibenreiniger keine Schäden auf Lack oder Scheinwerfergläsern aus Polycarbonat hinterlassen. Zumindest unter den strengen Testbedingungen der GTÜ-Verträglichkeitsprüfungen schafften nicht alle Reiniger die Anforderungen zur vollen Zufriedenheit. Bei 80 °C im Wärmeschrank hinterließen Ernst und Total nach einer Stunde leichte, irreversible Lackquellungen auf Blech. Und auf Scheinwerfergläsern aus Polycarbonat, die zwei Tage lang bei 80 °C im Trockenschrank gelagert worden waren, verursachten Aral, Ernst, OMV und Total leichte Flecken, Nigrin und Shell sogar einzelne, feine Risse.


Bei minus 20 Grad wird es oft kritisch

Natürlich sollten Winterscheibenreiniger nicht nur bei mitteleuropäischem Schmuddelwetter um die Null Grad gut funktionieren, sondern auch noch bei arktischen minus 20 Grad nicht einfrieren und pumpfähig bleiben. Das klappte bei allen von den GTÜ-Experten getesteten Produkten noch ganz gut nach Norm ASTM D 1177-94 unter Laborbedingungen bei stetigem Rühren und Abkühlung auf minus 20 Grad. Die Simulation einer superkalten Nacht auf dem Laternenparkplatz hingegen zeigte bei Aral, Total und Aldi Auto XS durchaus Wirkung. Denn ohne Rühren nach 12-stündiger Tiefkühlung bei minus 20 Grad waren die 1:1-Mischungen von Aral und Total teilweise kristallisiert, relativ zähflüssig und somit nur noch eingeschränkt pumpfähig. Aldi ließ sich da schon so gut wie gar nicht mehr pumpen und wurde erst bei Anhebung der Temperatur auf minus 15 Grad nach weiteren 12 Stunden wieder dünnflüssig genug, aber nicht mehr völlig klar. Aral und Total hingegen hatten bei minus 15 Grad wieder den Normalzustand erreicht.

Welche Bedeutung die Kälteempfindlichkeit von Winterscheibenreinigern in der Praxis hat, ist dabei noch eine ganz andere Frage. Moderne Scheibenwaschanlagen mit beheizten Spritzdüsen und nah am Motor platziertem Flüssigkeitsbehälter dürften wohl eher selten einfrieren. Oldtimer wie der heckgetriebene Käfer haben da schon eher ihre Schwierigkeiten. Beim Blick in die Zukunft auf die hochmodernen Elektroautos ohne Abwärme eines Verbrennungsmotors könnten die Probleme von Käfer & Co. mit eingefrorenen Scheibenwaschanlagen erneut eine Rolle spielen.
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