Automobilsport
18.09.2019
Alessandro Zanardi startet in der Italian GT Championship
Mit Mugello verbindet Zanardi ganz besondere Erinnerungen. Bereits 2016 ging er dort beim Finale der Italian GT Championship an den Start. Es war sein Debüt im BMW M6 GT3, und er feierte im Sonntagsrennen einen vom gesamten Fahrerlager umjubelten Sieg. Nun kehrt Zanardi mit dem BMW M6 GT3 und dem BMW Team Italia um Teamchef Roberto Ravaglia (ITA) nach Mugello zurück.
„Wir freuen uns sehr darauf, in Mugello wieder mit Alex an den Start zu gehen“, sagt BMW Group Motorsport Direktor Jens Marquardt. „Die emotionalen Eindrücke seines Siegs dort vor drei Jahren sind uns allen noch sehr präsent. Ebenso wie die vielen Eindrücke, die sein Gaststart im Januar bei den 24 Stunden von Daytona hinterlassen hat. Es ist klasse, ihn nun wieder am Steuer eines BMW Rennwagens zu sehen, und wir sind überzeugt, dass das Wochenende in Mugello großartig wird.“
„Ich freue mich schon riesig auf das Rennwochenende in Mugello, und das aus vielen Gründen“, sagt Zanardi. „Zum einen liegt mein letztes Rennen in Daytona nun schon einige Monate zurück, und ich kann es kaum erwarten, wieder hinter das Lenkrad zu steigen. Zudem ist das BMW Team Italia meines alten Weggefährten Roberto Ravaglia wie eine zweite Familie für mich – ebenso wie die Ingenieure bei BMW M Motorsport, die seit Jahren eng an meiner Seite stehen. Nun gehen wir alle wieder gemeinsam auf die Rennstrecke. Und last but not least sind da die Erinnerungen an den Sieg 2016, bei meinem Debüt im BMW M6 GT3. Es war ein unvergessliches und unbeschreibliches Wochenende. Ich weiß jetzt schon, dass ich die Vorbereitung und das Rennen in Mugello vom ersten bis zum letzten Moment genießen werde.“
Anders als 2016, als beim Finale zwei Sprintrennen ausgetragen wurden und Zanardi das Fahrzeug allein pilotierte, steht dieses Mal ein Endurance-Rennen über drei Stunden auf dem Programm. Daher teilt sich Zanardi das Cockpit mit den beiden Stammpiloten Johansson und Comandini, die die gesamte Saison mit dem BMW Team Italia bestreiten. Dafür wird der BMW M6 GT3 von den BMW M Motorsport Ingenieuren modifiziert. Die kontinuierlich weiterentwickelten Systeme, die Zanardi das Rennfahren ermöglichen, wurden auf Basis der Erkenntnisse aus dem 24-Stunden-Rennen in Daytona (USA) weiter perfektioniert.
Zanardi wird auch in Mugello ohne Beinprothesen fahren, da sich das für ihn als optimale Option erwiesen hat. Bremsen wird er mit dem Handbremssystem, das in Daytona im BMW M8 GTE zum Einsatz kam. Dieses wird mit den Standard-Pedalen im BMW M6 GT3 kombiniert, die Eriksson und Comandini bedienen. Zanardis Lenkrad mit Gasring ist ebenfalls bereits aus seinen GT-Einsätzen sowie seinem DTM-Gaststart im vergangenen Jahr in Misano (IT) bekannt. Beim Fahrerwechsel wird das Lenkrad einfach mit ausgetauscht. Zu den Modifikationen am BMW M6 GT3 gehört auch die vollautomatische Fliehkraftkupplung, die sich in Misano und Daytona bewährt hat. Dieses System hat für Zanardi den großen Vorteil, dass er mit seinen Händen nicht auch noch einen Kupplungshebel bedienen muss. Die Software für Handbremse, Lenkrad und Fliehkraftkupplung wird an die Anforderungen des Mugello-Einsatzes angepasst. Erste Testfahrten hat Zanardi bereits absolviert.
Es sind intensive Wochen für den Italiener, denn zwischen den Tests im BMW M6 GT3 sowie dem Renneinsatz in Mugello stand für ihn ein weiteres Highlight auf dem Programm: die UCI Para-cycling Road World Championships 2019 in Emmen (NL). Dabei setzte Zanardi seine einzigartige Erfolgsserie im Paracyling eindrucksvoll fort und gewann er zwei Goldmedaillen sowie eine Silbermedaille. Gold gab es mit der italienischen Nationalmannschaft in der Teamstaffel am Mittwoch sowie dem Einzelzeitfahren am Freitag. Dies waren die Paracycling-Weltmeistertitel Nummer elf und zwölf für Zanardi. Im Straßenrennen am Sonntagabend belegte er in einem denkbar knappen Zielfinish den zweiten Platz.
„Ich bin natürlich mit großen Erwartungen nach Emmen gereist, aber diese Ergebnisse haben meine optimistischen Ziele wahrscheinlich noch übertroffen“, sagt Zanardi. „Ich bin sehr stolz, vor allem auf das Weltmeister-Trikot, das ich im Einzelzeitfahren gewonnen habe, denn das ist eines der schwierigsten Rennen überhaupt. Auch im Straßenrennen habe ich alles gegeben, es lief fantastisch und alles war perfekt, einschließlich der letzten Kurve, in der ich noch geführt hatte, aber am Ende war Tim de Vries einfach stärker als ich. Er hat den Sieg verdient, und ich bin auch sehr stolz auf den zweiten Platz.“
Mit seinen Ergebnissen in Emmen bewies Zanardi erneut, dass er im Paracycling zur absoluten Weltspitze gehört. Sein Ziel ist die Qualifikation für die Paralympischen Spiele 2020 in Tokio. Am kommenden Wochenende wird Zanardi aber zunächst einer weiteren Passion nachgehen: dem Triathlon. Am Samstag, 21. September, startet er beim „Ironman Italy Emilia-Romagna“ in Cervia (IT). Im vergangenen Jahr stellte er dort mit einer Zeit von 8:26,06 Stunden einen neuen Weltrekord auf. Dies war die schnellste bisher von einem körperlich beeinträchtigten Triathleten erreichte Zeit auf der Ironman-Distanz. Am Sonntag wird Zanardi in Cervia dann noch einen Triathlon über die halbe Ironman-Distanz bestreiten.