Samstag, 28. Dezember 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
Sonstiges
19.07.2019

Bella Italia: Wo Motorsport und Urlaub Hand in Hand gehen

Deutsche und Italien. Das ist eine Liebe, die unzerbrechlich scheint, seit sich damals in den aufkeimenden Wirtschaftswunderjahren die ersten Käfer und Borgwards samt Wohnanhänger mit schnaubendem Motor und bis unter die Decke vollgepackt über die Alpenpässe quälten, um im Land des Stiefels Sonne, Strand und Lebenskultur zu genießen.

Und natürlich wissen auch die meisten Motorsportfans: Das Land am Mittelmeer ist zumindest einer der zentralen Bausteine für Motorsportkultur und in vielerlei Hinsicht auch eine Wiege des Rennsports insgesamt – von der Bedeutung Italiens für Automobilbau und Karosseriedesign einmal ganz abgesehen.

Anzeige
Ergo: Warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und seinen nächsten Urlaub mit der Familie in Italien mit einer kräftigen Dosis Benzin würzen? Wir zeigen, wo die wichtigsten Ziele für alle Benzindurstigen liegen – mit strengem Fokus darauf, dass auch für die weniger autobegeisterten Mitreisenden genügend zu finden ist.


Monza

Einer der vielleicht stärksten Gründe, warum man in Italien absolut einen Motorsport-Urlaub verbringen kann, ist folgender: Die meisten Ziele liegen nicht irgendwo in der Einsamkeit. Man reist nicht nur ihretwegen in eine Region, sondern findet dort auch mehr als genug von den Dingen, wegen denen man auch einen normalen Urlaub bucht. Etwa attraktive Landschaften, interessante Städte, gute Küche.

Gerade in Monza, im Norden Italiens in der Lombardei gelegen, stimmt diese Philosophie perfekt. Natürlich, hier liegt mit dem Autodromo Nazionale Monza eine der ältesten, bedeutsamsten und schnellsten Rennstrecken der Welt, auf der zuletzt Kimi Räikkönen im Jahr 2005 seinen McLaren auf unglaubliche 370,1km/h katapultierte, bevor das Reglement abgeändert wurde.

Aber daneben ist Monza eben auch noch ein wirklich pittoreskes Ausflugsstädtchen mit einer wunderbaren Architektur, traditionsreicher Geschichte. Absolut perfekt, um das Angenehme mit dem „anderen Angenehmen“ zu verbinden und neben der Befriedigung des eigenen Benzindursts auch der vielleicht weniger Motorsport-affinen Familie jede Menge zu bieten.

F1-Fans sollten dabei nicht vergessen, dass der diesjährige Monza-Grand-Prix noch Anfang September ins Haus steht. Tickets für die Formel 1 in Monza sind noch erhältlich und spontane Urlaube sind ja sowieso derzeit mächtig im Trend.


Maranello

Maranello – dieser Ortsname, der wie so viele in Italien wie Musik klingt, ist für jeden, der sich auch nur im Entferntesten mit der Leidenschaft Auto befasst, gleichbedeutend mit einem der vielleicht wichtigsten „Heiligtümer“ des Rennsports.

Auch in dieser Stadt bzw. unmittelbar jenseits ihrer Grenzen zur Provinz Modena gilt, dass man hier einen herrlichen „Normalo-Urlaub“ verbringen kann. Es lockt der Palazzo Ducale, ein Schmuckstück barocker Bauweisen, das Casa Museo Licuano Pavarotti, das dem berühmten Tenor gewidmet ist und dazu noch eine wunderbare Landschaft.

Aber jenseits der Kultur warten dort eben auch:
 
  • Der Firmensitz und das Werk von Ferrari.
  • Die Galleria Ferrari. Das werkseigene Museum mit allem, was jemals das Pferd auf der Haube trug.
  • Die Scuderia Ferrari, der hauseigene Rennstall.
  • Die Pista di Fiorano, Ferraris eigene Rennstrecke, die heute vor allem für Forschung und Entwicklung eingesetzt wird.
  • Das Museo Enzo Ferrari, das im nahen Modena nur dem Gründer der Marke huldigt.
     
Bedenkt man dann, dass neben diesen automobilen Feuerwerken dort auch noch dicht an dicht die Karosseriedesign-Labors von Carrozzeria Caglietti und der Sitz von Maserati liegen, kann man hier sogar einen mehrwöchigen Urlaub verbringen und ihn nur dem Motorsport widmen.

Haben wir schon erwähnt, dass nur wenige Dutzend Autobahnkilometer weiter mit Parma und Bologna auch noch zwei weitere kulturelle Highlights warten? Und dazu natürlich auch noch:


Sant’Agata Bolognese

Dieser Name ist schon weit weniger Menschen ein solcher Begriff wie Modena und Maranello – obwohl die Orte nur rund 35 Fahrtkilometer voneinander entfernt liegen.

Gut, vom kulturellen Standpunkt aus handelt es sich bei Sant’Agata Bolognese um ein typisches kleines Städtchen in der Emilia-Romagna. Gut 7000 Einwohner, enge Gassen mit bunten Häusern, eine Kirche.

Unauffällig – wenn sich am Ortsrand nicht ein eingezäuntes Gelände mit lauter Werkshallen und Glasbauten befände. Dort residiert der Dritte im Bunde der großen italienischen Sportwagenhersteller, Lamborghini.

Im Gegensatz zu Ferrari ist das Tamtam, das man hier rings um die Marke mit dem Stier betreibt, ungleich kleiner, allerdings nicht weniger leidenschaftlich. Pflichttermin für Besucher ist definitiv das Museo Lamborghini, dessen Sammlung zur Herleitung der Firmengeschichte nicht weniger exquisit ist. 

Turin

Region Piemont, nordöstlichster Teil des italienischen Stiefels. Eine Landschaft, die vielleicht noch schöner als die so häufig hervorgehobene Toskana ist – zumindest aber weit weniger touristisch überlaufen.

Hier Urlaub zu machen, wäre schon schön, wenn es hier keine Spur von automobiler Kultur gäbe. Mit ihr jedoch wird dieser Flecken Italien zu einem Reiseziel auf einem ähnlichen Level wie Maranello, vielleicht sogar noch mehr.

Denn besonders Turin, diese Stadt, die regelrecht explodiert vor kulturellen, architektonischen und historischen Highlights, ist auch einer der wichtigsten Orte für Rennsport im Allgemeinen und italienische Automobilkultur im Besonderen, auch wenn die Stadt in letztgenannter Hinsicht in allerjüngster Vergangenheit an Bedeutung verlor, nachdem Fiat seiner Wege ging.

Dennoch findet sich hier fast alles, was Rang und Namen hat:
 
  • Fiat wurde in Turin gegründet, hatte seinen Stammsitz bis 2014 hier (jetzt in den Niederlanden und Großbritannien), unterhält nach wie vor das wichtige Werk Mirafiori und mit dem Centro Storico Fiat sein Werksmuseum
  • Lancia wurde ebenfalls in Turin gegründet. Das Werksmuseum des nur noch ein Modell produzierenden Herstellers liegt allerdings gut 130 Kilometer nördlich in Fobello, weil dort Vincenzo Lancia und sein Sohn Gianni geboren wurden.  
  • Mit dem Museo Nazionale dell’Automobile liegt hier das vielleicht wichtigste Automobilmuseum des ganzen Landes, das sich nicht nur mit den Werken italienischer Schmieden befasst, sondern auch historisch bedeutsame Stücke aus vielen anderen Ländern besitzt.
 
Wer übrigens auf dem Hin- oder Rückweg an Mailand vorbeikommt, sollte dort unbedingt einen kleinen Zwischenstopp in Arese machen. Dort findet sich mit dem Museo storico Alfa Romeo nämlich das Werksmuseum des zweiten großen italienischen Autoherstellers.


Fazit

Seinen Urlaub mit einem Fokus auf Motorsport und Automobilkultur auszurichten, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Rest der Familie die Augen verdreht, weil er auf andere Dinge verzichten muss. Gerade in Italien schafft man es so nonchalant wie vielleicht nirgendwo sonst, Landschaft, Architektur, Kultur und Auto unter einen Hut zu bekommen. Und das ist definitiv einen Urlaub wert.
Anzeige