Nach dem Sechsstundenrennen Anfang August ist es für den Rennstall aus Barweiler der bereits zweite Klassensieg in der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) in Folge. Auch das 24-Stunden-Rennen auf dem Eifelkurs und das Qualifaktionsrennen für den Langstreckenklassiker beendete die Mannschaft von Ralf Zensen jeweils auf Rang eins in der Klasse. In der Meisterschaftswertung haben Zensen, Nachwuchstalent Peitzmeier und Büllesbach nun die Führung in der VT3 übernommen.
Schon beim 90-minütigen Qualifying zeigte sich die Nordschleife von ihrer herbstlich unangenehmen Seite: Es goss mitunter wie aus Eimern. Zeitrunden drehten nur Andreas Schettler – neu auf dem Mittelmotor-Turbo-Sportwagen – und sein langjähriger Fahrerkollege Christian Büllesbach, der in seiner letzten gezeiteten Runde nur knapp einem Unfall entging, als ihn ein langsamerer Teilnehmer in den schnellen Wechselkurven hinter dem „Pflanzgarten“ übersah.
Von Klassen-Startplatz zwei ließ sich Büllesbach auf weiterhin pitschnasser Strecke nicht lange bremsen und holte sich noch in der ersten Runde die Führung in der VT3-Wertung. Zensen übernahm den Porsche planmäßig und setzte das Rennen zunächst auf Regenpneus fort. Als sich eine zunehmend trockene Spur entwickelte, kam er vorzeitig an die Box, ließ Slicks aufziehen und reichte den Cayman an Schettler weiter. Doch es blieb nicht lange trocken und das Team erwischte exakt den richtigen Zeitpunkt für einen weiteren vorgezogenen Reifenwechsel, als der Himmel im hinteren Streckenabschnitt erneut seine Schleusen öffnete – einer der Schlüssel für den Erfolg. Schettler fuhr seinen Stint brillant zu Ende und übergab bei schwierigen Strecken- und Sichtverhältnissen an den 22-jährigen Peitzmeier, der in der letzten Rennstunde ebenfalls eine hervorragende Vorstellung ablieferte: Der frischgebackene Ingenieur und Master-Student war zum ersten Mal mit dem NEXEN-Porsche im Regen unterwegs, überzeugte aber aus dem Stand mit konstant schnellen Rundenzeiten und holte innerhalb von sechs Runden in der Gesamtwertung noch 16 Plätze auf.
Stimmen nach dem Rennen
„Beim Start bin ich zunächst in einem Pulk hängengeblieben, konnte die Autos vor mir aber auf der Döttinger Höhe überholen und habe wenig später auch das bis dahin führende Auto unserer Klasse kassiert“, so Christian Büllesbach, der den Rennwagen zwischen den VLN-Läufen auch technisch betreut. „Dann begann es extrem abzutrocknen und ich musste den Spagat finden, einerseits die Reifen am Leben zu halten und andererseits noch immer schnell zu fahren – ansonsten war mein Stint recht unspektakulär. Aufregung hatte ich ja schon im Qualifying genug…“„Das Rennen war extrem abwechslungsreich“,so Andreas Schettler. „Als der Regen wieder einsetzte, bin ich frühzeitig an die Box gekommen und habe die Reifen wechseln lassen – die goldrichtige Entscheidung! Danach konnte ich auf der Strecke sogar GT3-Fahrzeuge aufmischen, das hat richtig Spaß gemacht. Am Ende der gleichen Runde habe ich mir auch den Klassenführenden wieder geschnappt, der noch auf Slicks unterwegs war. Mitunter war die Sicht im Platzregen wirklich schlecht, dann trocknete es an anderen Stellen wieder ab, alles in allem ein sehr spannendes Rennen.“
„Meine ersten Rennrunden im Regen haben extrem viel Spaß gemacht, auch wenn die Sicht mitunter sehr schlecht war“, strahlt Fabian Peitzmeier. „Ich musste erstmal eine gut funktionierende Linie finden, denn auf dem Reifenabrieb ist es schon ziemlich rutschig – aber da habe ich recht schnell eine gut funktionierende Lösung entdeckt, und damit kam dann auch sofort die Konstanz in den Rundenzeiten. Unser Cayman 718 S fährt sich auch dank des von uns entwickelten H&R-Fahrwerks extrem stabil im Regen. Die Traktion war extrem gut – ich konnte fast eine Runde lang einen 911 Cup hinter mir halten, weil er schlechter aus den Ecken herauskam. Schön zu sehen, dass wir trotz des vom Reglement vorgeschriebenen hohen Gewichts unseres Porsche auch mit solchen Autos mithalten können.“
„Dieses Mal haben wir den Klassensieg zwar auch mit etwas Glück, vor allem aber dank meiner bärenstarken Mitfahrer gewonnen: Sie haben die schwierigen Streckenbedingungen top gemeistert“, betont NEXEN TIRE Motorsport-Teamchef und -Fahrer Ralf Zensen. „Ohne das kleine technische Problem, das uns kurzfristig gebremst hat, wären wir auch in der Gesamtwertung deutlich weiter nach vorne gekommen. Fabian war zum ersten Mal im Regen auf der Strecke und hat das erstklassig gemacht. Er fuhr Spitzenzeiten und fühlte sich im Auto sicher und wohl – damit haben wir das nächste Ziel erreicht.“