Kartsport Allgemein
14.09.2020
Schweizer Kart-Meisterschaft: Wohlen bot Motorsport vom Feinsten
Fangen wir mit der Kategorie an, bei der die Rennen am ehesten früh entschieden waren: die Super Mini. Bei den jüngsten Teilnehmern hatte sich in Abwesenheit von Enea Frey der bereits in 7 Laghi positiv aufgefallene Tiziano Kuzhnini in beiden Vorläufen souverän durchgesetzt und seinen ärgsten Widersacher Matt Corbi jeweils um mehr als zwei Sekunden distanziert. Auch im Finale wurde Kuzhnini als Sieger abgewunken. Doch die Freude war getrübt. Weil der 11-Jährige aus Eich im Kanton Luzern am Vorstart unerlaubterweise technische Hilfe in Anspruch nahm, wurde er disqualifiziert. Der Sieg ging an Elia Epifanio, der damit zum ersten Mal ganz oben stand. „Wir müssen das so akzeptieren”, sagte Kuzhninis Teamchef Ken Allemann. „Regeln sind Regeln. Aber für einen Elfjährigen, der in allen drei Läufen top war, ist es schon hart.” Kleines Trostpflaster: Mit dem Speed, den Kuzhnini in Wohlen an den Tag legte, gilt er für das nächste Rennen erneut als Favorit. Außerdem führt er die Meisterschaft trotz der Disqualifikation an – sieben Punkte vor Sergio Koch und 15 vor Epifanio.
In der OK Junior, dort, wo die zweitjüngsten Kartpiloten ihre Sporen abverdienen, tobte in Wohlen ein spannender Dreikampf zwischen Elia Sperandio, Ekaterina Lüscher und Dario Cabanelas. Obwohl alle drei auf verschiedenen Chassis unterwegs waren, konnte man sie in fast jeder Phase aller Rennen mit einem Badetuch zudecken, so nahe lagen sie beieinander. Der amtierende Meister Sperandio spielte in beiden Vorläufen seine Erfahrung aus und sicherte sich jeweils 20 Punkte für die beiden Siege. Im Finale musste er den beiden anderen Kontrahenten den Vortritt lassen. Bis 100 Meter vor dem Ziel lag Lüscher in Führung. Doch in der letzten Kurve drängte sich Cabanelas erfolgreich vorbei. „Ich hatte mir die Linie von Ekaterina schon die Runden zuvor genau eingeprägt und bin dann in die Lücke reingestossen”, sagt der 14-Jährige aus Pully, der seine Ausbildung in der Academy von Fernando Alonso genoss. In der Meisterschaft bleibt Lüscher auch ohne Triumph in Wohlen in Führung – 24 Punkte vor Sperandio und 35 vor Cabanelas.
Auch das grösste Feld, jenes der X30 Challenge Switzerland, bot attraktiven Motorsport. Der Spannung kam dabei zugute, dass der Vorjahresmeister und Gesamtleader Savio Moccia im Qualifying nur auf Platz 15 landete. Der Lysser liess sich dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen. Platz für Platz arbeitete er sich nach vorne. Im ersten Vorlauf (Sieger Danny Buntschu) wurde er Neunter, im zweiten Durchgang (Sieger erneut Buntschu) bereits Zweiter. Im Finale stellte der KR-Pilot die Hackordnung von Startplatz 5 aus wieder her – dicht gefolgt von Buntschu, der in Wohlen mit 65 Zählern die fetteste Punkteausbeute machte, und Michael Sauter. „Ich weiss nicht, ob es die Wärme war”, sagt Moccia, der in der Gesamtwertung 22 Punkte Vorsprung auf Yoshindo Baumgartner hat. „Wir hatten schon am Freitag bei den Trainingsläufen gemerkt, dass es immer besser lief, je wärmer es wurde und je mehr Gummi auf der Strecke lag. Am Morgen im Qualifying fehlten mir drei Zehntel für einen Platz in der ersten Startreihe.”
Auch bei den OK Senioren war die Ausgangslage vor jedem Rennen offen. Patrick Näscher, Gesamtleader nach dem Saisonauftakt in Italien und Meister von 2018, erwischte nicht das beste Wochenende. Mit den Plätzen 4, 6 und 3 hielt er den „Schaden” allerdings in Grenzen. Besser machte es Lukas Muth. Mit einem Sieg und zwei zweiten Plätzen katapultierte sich der 20-jährige Luzerner aus dem Stand auf Platz 7. Bester OK Senior in Wohlen war Nathan Neuhaus. Im Vorjahr noch in der X30 Challenge Switzerland unterwegs zeigte der Jurassier eine bärenstarke Leistung und sicherte sich mit Platz 2 im ersten Vorlauf und den Siegen im zweiten Durchgang sowie im Finale 61 Punkte. „Ich hatte eigentlich schon in 7 Laghi den Speed”, sagte der stolze Sieger. „Aber dort hat noch nicht alles gepasst. Hier in Wohlen lief es für mich sehr gut.” Pech hatte Dominik Weibel. Der Frauenfelder lag im ersten Rennen souverän in Führung, als sich ein Kerzenstecker löste und so sämtliche Siegchancen zunichte machte. „Ich hatte noch versucht, das Problem zu beheben. Aber bergauf bekam ich das Kart nicht mehr in Gang”, so ein enttäuschter Weibel.
Von Langeweile war auch bei den Schaltkarts nichts zu spüren. Wie in der OK Junior war es ein Dreikampf, der über die beiden Vorläufe für viel Unterhaltung sorgte. Im ersten Heat setzte sich Théo Vaucher durch. Nicolas Rohrbasser und André Reinhard belegten die Plätze 2 respektive 3. Im zweiten Vorlauf hatte dann Rohrbasser, Meister von 2017, die Nase vorn. Genauso wie im Finale. „Im ersten Durchgang war ich trotzt Platz 2 nicht zufrieden”, sagte der grossgewachsene Romand mit der Startnummer 122. „Danach lief es besser und ich konnte beide Läufe für mich entscheiden.” Hinter Rohrbasser, der die Gesamtwertung vor Marco Bellanca und Reinhard anführt, überquerte Reinhard als Zweiter die Ziellinie. Platz 3 ging an Timo Moser, der sich über diese Platzierung sichtlich freute.
Weiter geht’s mit der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft am 3./4. Oktober im französischen Mirecourt. Bleibt zu hoffen, dass die aktuelle Corona-Situation bis dann unverändert bleibt. Denn die Kart-SM 2020 hat soeben erst richtig Fahrt aufgenommen.