Fit bleiben in der Saisonvorbereitung
Die BMW Werksfahrer nutzen aktuell die Zeit, um sich fit zu halten und damit bestens vorbereitet zu sein auf die ersten Rennen. Der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann (GER) zum Beispiel lässt seine Fans regelmäßig über seine Social-Media-Kanäle an seinen Übungseinheiten zuhause teilhaben. „Im Moment mache ich tatsächlich sehr, sehr viel Sport – ob Ausdauertraining, Kraft, Koordination oder auch Mentaltraining“, bestätigt Wittmann. Auch bei Lucas Auer (AUT), neu im BMW DTM-Kader, steht der Sport wie bei fast allen im Vordergrund: „Ich mache zwei Einheiten am Tag. Es hält dich fit und du fühlst dich gut. Ich habe hier zuhause in Kufstein ein Laufband, ein Ergometer und eine Armkurbel für meine Ausdauerübungen. Dazu mache ich alle meine speziellen Nacken-, Core- und sonstigen Übungen, die ich brauche, um mich fit zu halten.“Beim Training zuhause werden die Fahrer auch von Formula Medicine unterstützt und bekommen speziell abgestimmte Trainingspläne. So zum Beispiel BMW Motorsport Junior Dan Harper (GBR), der derzeit zuhause bei seiner Familie in Nordirland ist: „Ich trainiere vier bis fünf Mal in der Woche nach einem Trainingsplan, den ich von Formula Medicine bekommen habe.“
Bruno Spengler (CAN), der für das BMW Team RLL in der IMSA WeatherTech SportsCar Championship an den Start geht, nutzt sogar das Training zuhause für Wettbewerbe: „Ich fahre zuhause Rad, und das kann ich auch gemeinsam mit Freunden über Swift machen. Da treten wir auch online in Rennen gegeneinander an. Diese Online-Rennen sind sehr schwierig, aber machen riesigen Spaß.“ Dazu kommt das Krafttraining, das Spengler in dem kleinen Fitnessraum absolviert, den er wie viele andere BMW Rennfahrer zuhause eingerichtet hat.
BMW DTM-Fahrer Sheldon van der Linde (RSA) ist zuhause in Südafrika ebenfalls mit einigen Trainingsgeräten ausgestattet. „Ich bin nun fitter als je zuvor und fühle mich noch besser auf die Saison vorbereitet als in den vergangenen Jahren. Denn durch die Pause habe ich die Zeit, konstant an meiner Fitness zu arbeiten und mich darauf zu konzentrieren“, sagt van der Linde – so wie viele seiner BMW Kollegen.
Sim-Racing: virtuell auf die Realität vorbereiten
Eine Disziplin nimmt bei fast allen BMW Werksfahrern viel Raum ein: das Sim-Racing, das eine der Säulen der Aktivitäten des BMW Group Motorsports ist. „Das erlebt gerade in der jetzigen Zeit einen wahnsinnigen Boom“, bestätigt Martin Tomczyk (GER), BMW Werksfahrer im GT-Sport. „Fast jeder Werksfahrer hat mittlerweile einen Simulator zuhause, und wer ihn noch nicht hat, kauft ihn wahrscheinlich in den nächsten Wochen. Die Simulationen sind mittlerweile auf einem sehr hohen Standard, die Rennserien, die auch von den verschiedenen Veranstaltern organisiert werden, sind toll, und der Zuspruch ist einfach wahnsinnig. Mittlerweile sind sie so realistisch, dass man den Ehrgeiz als Rennfahrer auch da wirklich spürt und sich auch über einen Sieg wahnsinnig freut. Da geht es auch um Set-up-Arbeit, Disziplin, Konzentration und Teamarbeit.“Durch das Sim-Racing bleiben die Fahrer nicht nur im „Rennmodus“ sondern auch in Kontakt mit den Fans. „Wir können trotz der Pause eine Show abliefern, die die Fans live verfolgen können. Es ist toll gemacht, es gibt bei den Rennen verschiedene Livestreams, und es macht allen großen Spaß. Ich finde es auch super, dass sich BMW so im Sim-Racing engagiert“, sagt Spengler. Und Nick Catsburg (NED) pflichtet bei: „Das ist für uns alle zusammen in der Rennsport-Community toll, für uns Fahrer und für die Fans“. Tomczyk, Spengler, Catsburg, van der Linde und Philipp Eng (AUT) gehören zu den „alten Hasen“ im Sim-Racing. BMW Kollegen wie Timo Glock (GER), Connor De Phillippi (USA) und Auer sind nun ebenfalls eingestiegen und haben sich einen Simulator zugelegt.
Zeit für die Familie
Ein positiver Aspekt der aktuellen Situation ist für viele BMW Werksfahrer, dass sie nun viel Zeit mit ihren Familien verbringen können. Und dies tun sie über die ganze Welt verteilt. GT-Fahrer Augusto Farfus (BRA) zum Beispiel ist mit Frau und Kindern in Brasilien: „Es ist sehr schön, dass ich in der Nähe meiner Familie bin. Das war in den vergangenen 20 Jahren meines Lebens nicht mehr der Fall. Leider ist der Anlass alles andere als erfreulich, aber wenigstens kann ich viel mehr als sonst in der Nähe meiner Eltern und meiner Familie sein.“ Auch van der Linde verbringt in Südafrika so viel Zeit wie möglich mit seinen Eltern: „Sonst wohne ich während der Saison in Deutschland. Ich habe zuletzt vor drei Jahren so viel gemeinsame Zeit mit ihnen verbracht, von daher ist das trotz der aktuellen weltweiten Krise schön.“GT-Experte Catsburg genießt die Zeit, die er nun mit seiner kleinen Tochter verbringen kann, die gerade ein Jahr alt geworden ist: „Es ist sehr schön, mehr Zeit mit ihr zu verbringen und mitzuerleben, wie sie die verschiedensten Dinge entdeckt und lernt. Sie lernt jetzt so schnell, und es ist ehrlich gesagt großartig, dabei zu sein.“
BMW DTM-Fahrer Glock erklärt zwar mit einem Schmunzeln, dass es als Familienvater manchmal „eine Challenge ist, die Kinder von morgens bis abends bei Laune zu halten“, bestätigt aber ebenfalls: „Es ist schön, jetzt viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Die Kinder genießen es auch. Es ist natürlich auch für sie etwas ungewohnt, weil sie wissen, dass ich eigentlich viel unterwegs bin, aber sie freuen sich, dass ich jetzt da bin.“ Und Tomczyk, wie Glock Vater von zwei Kindern, ergänzt: „Es ist momentan eine sehr intensive Zeit mit der Familie. Man spürt auch bei den Kindern, dass sie die Situation gut annehmen und dass die Gesamtbeziehung der Familie sich noch einmal stärkt und kräftigt.“
Bei aller Freude über das deutlich intensivere Familienleben, das auch BMW i Andretti Motorsport Fahrer Alexander Sims (GBR) gerade mit seinen drei Kindern genießt, gibt er zu bedenken: „Angesichts der weltweiten Ausnahmesituation fühlt es sich merkwürdig an, so viel Freude am Familienleben zu haben, aber ehrlich gesagt ist es in dieser schwierigen Zeit genau das, was ich brauche.“
Neue Rolle: Rennfahrer als Heim-Lehrer
Diejenigen BMW Werksfahrer, die schulpflichtige Kinder haben, schlüpfen aktuell auch noch in eine andere Rolle – so wie dies unzählige Eltern im Moment überall auf der Welt tun. Denn für die Kinder steht zuhause Heimunterricht, oder „Home Schooling“ auf dem Programm. „Das heißt, dass Mama und Papa derzeit den Lehrer spielen müssen. Man bekommt Aufgaben von der Lehrerin, und da sitzt man vormittags schon mal zwei Stunden mit der Kleinen zusammen und unterrichtet. Denn die Zeit kann ja im Endeffekt nicht nachgeholt werden – deshalb ist ‚Home Schooling' angesagt. Es ist sehr interessant“, sagt Tomczyk und fügt mit einem Lachen an: „Es beansprucht von dem jeweiligen Elternteil aber auch viel Energie.“Heimunterricht gehört auch bei Familie Farfus in Brasilien derzeit fest zum Tagesablauf. Farfus’ Tochter geht in Monaco in die Schule, nun hilft er ihr beim Lernen: „Es gibt viele Hausaufgaben zu erledigen, auf Englisch und auf Französisch, und das ist eine ziemliche Herausforderung. Sie ist in der vierten Jahrgangsstufe und lernt viel in Fächern wie Mathematik, Erdkunde und Geschichte. Es ist wirklich toll, nun wesentlich enger in die schulische Entwicklung meiner Tochter eingebunden zu sein. Aber es nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir stehen jeden Morgen um sechs Uhr brasilianischer Zeit auf und verbringen dann erst einmal mindestens drei Stunden mit Unterricht. Am Mittag machen wir dann noch einmal eine Lerneinheit, denn wir versuchen, an dem Thema dranzubleiben.“
Alte und neue Hobbys
Abseits von Fitnesstraining, Sim-Racing, Familienleben und Heimunterricht nutzen die BMW Fahrer die momentane Pause auch, um ganz alltägliche Dinge zu erledigen. „Zum Beispiel Gartenarbeit, oder mal die Hofeinfahrt zu kehren – all solche Dinge, die man sonst hektisch zwischendrin einschiebt, wenn man mal zuhause ist“, erklärt Wittmann. Auch Catsburg hat in den letzten Wochen viel Zeit in seinem Garten verbracht: „Ich bin eigentlich wirklich nicht der größte Fan von Gartenarbeit, aber ich finde mich derzeit so oft im Garten wieder, dass der noch nie so gut ausgehen hat wie jetzt“, berichtet er. Sims verbringt mit seinen Kindern ebenfalls viel Zeit im Garten, und hat die Zeit genutzt, um eine Gartenhütte zu bauen.Darüber hinaus haben die BMW Werksfahrer nun die Gelegenheit, sich alten und auch neuen Hobbys zu widmen. So verbindet zum Beispiel Farfus in Brasilien seine Leidenschaft für Modellflugzeuge mit Familienzeit: „In Europa komme ich nicht oft dazu, denn ich habe dort nicht viel Zeit, und rund um Monaco gibt es auch nicht viele Felder. Hier in Brasilien haben wir ein leeres Feld, auf dem auch sonst niemand ist. Ich nehme meine Kinder mit, damit sie auch ein bisschen draußen in der Natur und im Freien sein können, und dabei trotzdem isoliert bleiben, was in diesen Tagen extrem wichtig ist. Und ich kann meine Flugzeuge fliegen. Mein Sohn liebt das auch, er ist ein riesiger Flugzeugfan.“
Ein neues Hobby hat Glock für sich entdeckt: Er macht einen Online-Kochkurs. „Das hatte ich schon lange vor. Jetzt habe ich es endlich geschafft“, so Glock. „Das macht viel Spaß, ist aber auch eine große Challenge und komplettes Neuland für mich. Aber es klappt schon ganz gut.“ Auch Spengler verbringt derzeit mehr Zeit als sonst in der Küche und kocht gemeinsam mit seiner Frau. Er gibt aber zu: „Da meine Frau das wesentlich besser kann als ich, ist es eher so, dass ich ihr dabei helfe.“
In eine vollkommen andere Richtung geht das Thema, das De Phillippi für sich entdeckt hat. Während er darauf wartet, wieder in der IMSA-Serie und auf der Nordschleife an den Start zu gehen, beschäftigt er sich mit Börsen- und Finanzmärkten: „Ich habe während dieser Zeit großes Interesse dafür entwickelt. Ich habe sehr viel über Aktien, Obligationen und ETFs gelesen, um zu lernen, wie sie miteinander funktionieren. Das ist also eine Art neues Hobby für mich. Da muss man viel lesen, und da gibt es viele komplizierte Dinge, aber ich interessiere mich sehr für alles, was mit Zahlen zu tun hat.“
Formel-E-Pilot Sims engagiert sich darüber hinaus für den guten Zweck und unterstützt den NHS, den nationalen Gesundheitsdienst in Großbritannien. „Meine Dateningenieurin hatte die Idee, Leute und Teams im Motorsport um Schutzequipment zu bitten, das sie vorrätig haben, dieses zu sammeln und dann an die Krankenhäuser zu spenden“, berichtet Sims. „Dabei handelt es sich vor allem um Handschuhe, die wir von allen möglichen Teams bekommen haben, Masken, Brillen, Reinigungstücher, Reinigungsmittel und Ganzkörperanzüge. Es war eine tolle Idee von ihr, und ich bin dankbar dafür, dass ich meinen Teil dazu beitragen und in dieser schwierigen Zeit etwas Gutes tun kann. Viel mehr kann man im Moment nicht machen, um zu helfen – außer zuhause zu bleiben und so die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.“