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23.05.2021

Boss GP: Ein Wochenende, das in Erinnerung bleibt

24 der schnellsten Formel-Rennwagen der Welt versammelten sich dieses Wochenende in Spielberg, um was zu tun? Rennen fahren!

Ansonsten spulen auf dem Red Bull Ring F1 und MotoGP ihre Runden ab, doch dieses Wochenende war die BOSS GP Racing Series in der Steiermark zu Gast. Die schnellste Rennserie Europas sorgte für ein Mega-Spektakel auf der 4,3 Kilometer langen Strecke rund um den ikonischen Bullen. Ein unvergleichlicher Mix an Monopostos vom IndyCar bis zum Formel 3000 sowie Youngsters und Gentleman-Fahrern zeigte im Trockenen und auch im Regen lautstark, was sie draufhaben.

Rennen 1

Das Feld war in der Reifenwahl zwischen Pirellis P-Zero-Slicks und Cinturato-Regenreifen gespalten. Rekord-Meister Ingo Gerstl (AUT, Top Speed) zog, wie viele seiner Konkurrenten im Vorderfeld, die Trockenreifen auf. Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig herausstellen sollte. Da kein weiterer Regen mehr einsetzte, waren Piloten mit Regenreifen auf verlorenem Posten. Phil Stratford (USA, Penn Elcom Racing) bei seiner Rückkehr in die Serie im Berger-Benetton von 1997 und Mugello-Doppelsieger Marco Ghiotto (ITA, Scuderia Palladio) im Formel 2 verfolgten den Führenden wie sein Schatten. Eine wirkliche Überholmöglichkeit ergab sich im Laufe des Rennens jedoch nicht. So siegte in der OPEN-Wertung Gerstl vor Stratford und dem Italiener Riccardo Ponzio (Adriatica Competition) im Jaguar R3, der sich von weit hinten in der Startaufstellung schön nach vorne arbeiten konnte. Der Sensationsmann aus dem Qualifying, BOSS GP-Rookie Harald Schlegelmilch (LVA, HS Engineering), konnte das Anfangstempo nicht mitgehen und fiel auf Rang 2 in der FORMULA-Wertung hinter Ghiotto zurück. Das Podium komplettierte Luca Martucci (ITA, MM International). Ebenfalls am Start gewesen, aber von der Technik gebremst: die österreichische Formel-1-TV-Expertin Bianca Steiner.

Rennen 2

Ghiotto attackierte beim Start, musste aber die Strecke mit blockierenden Vorderrädern verlassen und verlor Positionen. Schlimmer traf es Stratford im Benetton, er verlor den Wagen ausgangs Kurve 1 und musste sein Rennen beenden. Dasselbe Schicksal ereilte Titelkandidat Martucci nach einem Dreher zwischen Kurve sechs und sieben – dieser Zwischenfall verursachte eine Safety-Car-Phase. Beim Restart konnte der Führende, Ingo Gerstl, seine Spitzenposition behalten. Dahinter war jedoch einiges los: Ghiotto drehte sich ausgangs der letzten Kurve beim Beschleunigen, konnte den GP2-Dallara aber wieder selbst in Fahrt bringen. An der Spitze duellierten sich derweil Gerstl und Schlegelmilch, der Lette konnte jedoch im vergleichsweise langsameren WSbR-Boliden nie ganz aufschließen. 

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Dennoch reichte es locker für den Sieg in der FORMULA-Klasse vor Andreas Fiedler (GER, Fiedler Racing), der in beiden Rennen Kampfgeist bewies und dem famosen Walter Steding (GER, Scuderia Palladio). Auf das OPEN-Podest kletterten neben Gerstl auch Ulf Ehninger (GER, ESBA-Racing) im zweiten Benetton B197 und Anton Werner (GER, Ryschka Motorsport), der damit direkt beim ersten BOSS GP-Renneinsatz mit dem Dallara-IndyCar einen Pokal gewann.

In der OPEN Class führt nun Ingo Gerstl vor Ulf Ehninger die Gesamtwertung an. In der FORMULA Class ist Titelverteidiger Ghiotto nun schon 34 Punkte vor Andreas Fiedler und weitere sechs Punkte vor Simone Colombo. Das nächste BOSS GP-Wochenende steigt Ende Juni in Misano. Es ist das erste Antreten der Big Open Single Seater auf dem World Circuit Marco Simoncelli.

Ingo Gerstl, Spielberg-Doppelsieger
„Bei den wechselhaften Bedingungen übers Wochenende mussten wir erst einmal ein gutes Setup zusammenbekommen – das hat funktioniert! Der ‚Toro‘ ist dann natürlich eine Macht. Für BOSS GP war das ein Mega-Wochenende mit den vielen Startern und den vielen begeisterten Gesichtern. Hoffentlich dürfen demnächst endlich auch wieder Zuschauer an die Strecke kommen.“

Harald Schlegelmilch, Premierensieger beim Debüt
„So ein schnelles Auto bin ich seit 14 Jahren nicht mehr gefahren, außerdem war ich das erste Mal am Red Bull Ring. In den Trainings habe ich kaum Runden fahren können. Im Qualifying hatten wir Glück mit dem Regen – das Auto ist da schnell und ich war auch nicht so schlecht (lacht). In den Rennen haben wir dann jede Menge Erfahrung gesammelt und es zeigte sich wieder einmal: je schwieriger der Anfang, desto besser das Ergebnis! Ich bedanke mich auch bei meinem Team HS Engineering, mit denen ich schon in der Formel 3 zusammengearbeitet habe.“
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