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Auto & Straße
05.09.2022

MPU: So bereitet man sich vor

Steht ein Autofahrer kurz davor, seinen Führerschein abgeben zu müssen, stellt dies selbstverständlich eine überaus schwerwiegende emotionale Belastung und große Stresssituation dar. Mit dem verlorenen Führerschein geht schließlich nicht nur eine große Einschränkung der Mobilität einher, sondern oft ergeben sich noch zusätzliche persönliche Konsequenzen, beispielsweise hinsichtlich des Arbeitsplatzes.
 
Vor der medizinisch psychologische Untersuchung fragen sich demnach viele Betroffene, wie sie sich am besten auf diese vorbereiten können. Grundsätzlich gilt, dass die Chancen auf eine erfolgreiche Absolvierung der Untersuchung umso besser stehen, desto frühzeitiger sich auf sie eingestellt wird.

Rechtzeitig mit der Vorbereitung beginnen

Dass für den Erhalt der Fahrerlaubnis das Durchlaufen einer MPU nötig ist, wissen die meisten Betroffenen bereits zu dem Zeitpunkt der Tatbegehung. Spätestens bei erfolgter Verurteilung steht es jedoch fest, dass sie um die medizinisch psychologische Untersuchung nicht herumkommen werden, sofern sie ihren Führerschein behalten möchten.
 
In dieser Situation sollte schnellstmöglich mit den nötigen Vorbereitungen begonnen werden, da so die Chance auf ein erfolgreiches Bestehen der Untersuchung wesentlich höher ausfallen. Wird erst kurz vor dem Termin der MPU Hilfe in Anspruch genommen und so zu lange mit der Vorbereitung abgewartet, lässt sich die nachhaltige Veränderung des Verhaltens – welche in den meisten Fällen eine Voraussetzung für das Bestehen darstellt – nicht nachgewiesen werden.
 
Auch, wenn grundsätzlich gute Vorsätze vorhanden sind, wird die MPU dann in vielen Fällen nicht bestanden. Aus diesem Grund sollte bereits frühzeitig Kontakt zu einer seriösen Beratungsstelle aufgenommen werden.

MPU aufgrund von Trunkenheitsfahrt

Diejenigen, die befürchten, wegen einer Trunkenheitsfahrt belangt zu werden, sollten umgehend abklären, ob in dem individuellen Fall die Anordnung einer MPU drohen würde.
 
Wird ein Fahrzeug unter dem Einfluss von zu viel Alkohol geführt, ist eine MPU immer zwingend erforderlich, wenn die Blutalkoholkonzentration bei oder über 1,6 ‰ liegt. Mit dem Thema der MPU sollte sich jedoch bereits beschäftigt werden, wenn ein Strafverfahren ab einem Promillewert von 1,1 eingeleitet wurde.
 
 Sollte es in der Vergangenheit bereits schon einmal zu einer alkoholisierten Fahrt gekommen sein, ist dies auch der Fall, wenn es sich nur um eine Ordnungswidrigkeit wegen alkoholisierten Fahrens handelt.

Beratung durch einen unabhängigen Verkehrspsychologen

Für diejenigen, die eine MPU absolvieren müssen, ist es grundsätzlich empfehlenswert, sich von einem Verkehrspsychologen beraten zu lassen. Oft hängt eine erfolgreiche Begutachtung im Rahmen der MPU in hohem Maße von der Unterstützung des Verkehrspsychologen ab.
 
Allerdings darf die Begutachtung für die MPU an sich nicht von dem selbst ausgewählten Psychologen vorgenommen werden. Daher ist es im Rahmen der Untersuchung nötig, einen weiteren Experten von der persönlichen Eignung für die Teilnahme am Straßenverkehr zu überzeugen. Durch diese Trennung soll gewährleistet werden, dass ein unabhängiges Urteil gefällt werden kann und es zu keinen Interessenskonflikten kommt. Daneben dürfen ohnehin ausschließlich akkreditierte Institutionen die MPU durchführen.

Verschiedene Möglichkeiten der MPU-Vorbereitung

Es stehen grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um sich auf die MPU vorzubereiten. Welche Option dabei gewählt wird, ist vor allem von den individuellen Präferenzen, den regionalen Angeboten, der persönlichen Flexibilität und den verbundenen Kosten abhängig.

Besuch von Informationsabenden

Kostenfreie Informationsabende stellen in der Regel einen guten Einstieg in die MPU-Vorbereitung dar. Organisiert werden diese von anerkannten Beratungsstellen.
 
Es kann in diesem Zusammenhang durchaus sinnvoll sein, die Veranstaltungen von unterschiedlichen Anbietern zu besuchen, um verschiedene Perspektiven zu beleuchten. Im Zuge dieser Informationsabende lässt sich bereits ein guter Überblick über die zur Verfügung stehenden MPU-Vorbereitungskurse gewinnen.

Erstgespräch beim Psychologen

Idealerweise besteht der nächste Schritt nach dem Besuch der Informationsveranstaltung in einem Einzelgespräch mit einem Verkehrspsychologen – dieses ist jedoch kostenpflichtig. Der Psychologe verschafft sich im Zuge des Gesprächs einen ersten Eindruck von der persönlichen Geschichte und der Persönlichkeit des Betroffenen. Für ein Einzelberatungsgespräch von circa einer Stunde werden Kosten in Höhe von rund 130 Euro fällig.

Besuch von Gruppen- oder Einzelkursen

Im Anschluss kann die individuelle Vorbereitung auf die MPU in Form von Gruppen- und Einzelkursen erfolgen. Beide Varianten zeichnen sich dabei durch spezifische Vor- und Nachteile aus.
 
Im Bereich der Gruppenkurse sind teilweise große Unterschiede hinsichtlich ihrer Dauer und ihrer Zusammensetzung zu berücksichtigen. In der Regel werden die Angebote jedoch nach den verschiedenen Problemstellungen unterteilt, also nach Punkt-, Drogen- oder Alkoholdelikten. Ein Kurs, der 18 Sitzungen beinhaltet, wird zu Preisen zwischen 500 und 600 Euro angeboten.
Sollte es bereits zu einem Entzug der Fahrerlaubnis gekommen sein, sollten sich die Betroffenen idealerweise für einen Kurs entscheiden, der genutzt werden kann, um die Sperrzeit zu verkürzen.

Anlässe für eine MPU

Grundsätzlich kann eine MPU aus vielen unterschiedlichen Gründen angeordnet werden. Ihre Anordnung geht jedoch in der Regel mit einer Antragsstellung auf die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis durch den Betroffenen einher. Ratsam ist es, diesen Antrag bei dem zuständigen Gericht rund drei Monate im Vorfeld des Ablaufs der festgelegten Sperrfrist zu stellen. So wird sichergestellt, dass der Antrag zum Ende der Frist bewilligt werden kann – sofern das Gutachten im Rahmen der MPU positiv ausfällt.
 
Die Situation kann sich jedoch auch so gestalten, dass eine Aufforderung des Führerscheininhabers zu der Teilnahme an einer MPU erfolgt. Dies ist der Fall, wenn die jeweilige Behörde der Meinung ist, dass es konkrete Hinweise auf eine mangelnde Eignung für die Teilnahme am Straßenverkehr gibt.
 
Solche Anhaltspunkte können beispielsweise in einer auffälligen Verkehrskontrolle oder dem Vorliegen von acht Punkten im Fahreignungsregister in Flensburg bestehen. Daneben wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine Fahrt mit dem Fahrrad oder dem Auto bei einem Blutalkoholwert von mindestens 1,6 ‰ dazu führen, dass es zu der Anordnung einer MPU kommt.
 
Darüber hinaus führen eine Teilnahme am Verkehr unter dem Einfluss von Drogen, eine wiederholte Teilnahme am Straßenverkehr unter dem Einfluss von Alkohol, das Vorliegen von mehr als acht Punkten im Fahreignungsregister sowie körperliche oder geistige Mängel in der Regel dazu, dass eine medizinisch psychologischen Untersuchung angeordnet wird.

MPU bestehen: Problem anerkennen und Verhalten nachhaltig ändern

Doch unabhängig von dem Grund der Anordnung der MPU: Um ein positives Begutachtungsergebnis zu erzielen, muss der Betroffene den Grund beziehungsweise das Problem seiner Auffälligkeit selbst erkannt haben. Damit geht auch einher, dass er sein Verhalten in einer ausreichenden und angemessenen Art und Weise verändert und außerdem sicherstellen kann, dass das Risiko eines Rückfalls maßgeblich reduziert wird. Der Gutachter muss davon selbstverständlich ebenfalls überzeugt werden.
 
Die Betroffenen können keinerlei Rechtsmittel nutzen, um gegen die Anordnung einer MPU vorzugehen. Dies ist erst der Fall, wenn eine erneute Erteilung der Fahrerlaubnis verweigert oder der Führerschein tatsächlich entzogen wird. Im Rahmen eines Verwaltungsverfahren können dann entsprechende Rechtsmittel eingelegt werden.
 
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