Rallye Allgemein
22.09.2022
Erste Härteprüfung für den Audi RS Q e-tron E2
„In unserem Plan standen neun Testtage, sodass jede Fahrer-Beifahrer-Paarung drei Tage mit dem Versuchsträger arbeiten konnte“, sagt Arnau Niubó Bosch, Projektleiter Fahrzeugeinsatz. „Zwei Ziele standen im Vordergrund: Die zweite Evolutionsstufe für die Rallye Dakar zu entwickeln und die Fahrermannschaften mit den Neuentwicklungen vertraut zu machen. Durch die Gewichtserleichterung entstehen neue Möglichkeiten bei der Fahrwerksabstimmung, die wir nutzen wollen. Wir bewegen uns in eine gute Richtung. Ebenso funktioniert der elektrische Antrieb mit all seinen Systemen reibungsloser als noch beim Test vor einem Jahr.“
In Marokko traf Uwe Breuling, Leiter Fahrzeugeinsatz Audi Sport, mit seiner Mannschaft auf ungewöhnlich harte Bedingungen. „Mit fast 40 Grad Celsius sind die Temperaturen extrem und bringen das Auto, aber auch die Besatzungen an ihre Grenzen“, berichtet er. „Ebenso sind die Teststrecken in diesem Jahr sehr brüchig, was die Technik sichtbar enorm beansprucht. Aber es gibt nichts, was das Auto stoppen würde, lediglich kleinere Beschädigungen, die wir reparieren müssen.“
Positiv überrascht sind alle Fahrer und Beifahrer von Audi Sport vom geringeren Gewicht des Prototyps mit einem elektrischen Antrieb. „Nicht nur das Gewicht, auch seine Verteilung ist jetzt günstiger“, berichtet Carlos Sainz. „Dadurch driftet das Auto weniger, es fühlt sich agiler an und es ist leichter zu kontrollieren.“ Ein Eindruck, den Stéphane Peterhansel bestätigt: „Wenn wir durch lange, schnelle Kurven fahren, wirken weniger Fliehkräfte. Es ist also viel einfacher, auf der Innenseite der Kurve zu bleiben. Ebenso ist unsere Sitzposition besser als vorher.“ Mattias Ekström, der nach seiner erfolgreichen Karriere auf der Rundstrecke und im Rallycross noch immer ein Neuling im Offroad-Rallyesport ist, bringt seine Kenntnisse ein und profitiert zugleich vom Wissensvorsprung der beiden Dakar-Sieger im Team. „Bei der Abstimmung helfen uns die Erfahrungen von Carlos und Stéphane enorm“, sagt Mattias Ekström. „Es geht nicht wie auf Asphaltkursen um Rundenzeiten, sondern darum, ein berechenbares Auto zu haben. Neben dem niedrigeren Gewicht ist auch die verbesserte Aerodynamik deutlich spürbar. Sie wirkt sich vor allem bei höheren Geschwindigkeiten positiv aus.“
Die Ingenieure von Audi Sport hatten bei ihrer Arbeit keineswegs nur die Bedingungen für die Fahrer im Blick. Auch die drei Beifahrer profitieren von einem optimierten Arbeitsumfeld. „Wir haben uns gewünscht, die komplexen Systeme leichter bedienen zu können“, sagt Emil Bergkvist. „Das ist mit der neuen Baustufe gut gelungen. Teilweise reagieren die Systeme jetzt ohne manuellen Eingriff auf Warnungen.“ Lucas Cruz ergänzt: „Die Ergonomie im Cockpit ist jetzt besser und verschiedene Bedienelemente sind logisch neu gruppiert worden, was uns definitiv hilft. So können wir uns besser konzentrieren und haben mehr Zeit für unsere Kernaufgabe: die Navigation.“ Für Edouard Boulanger stand ein weiterer Aspekt im Vordergrund: „Das Auto fühlt sich ganz anders an als bisher. Durch das geringere Gewicht können wir uns bei der Dämpferabstimmung etwas mehr in Richtung Komfort bewegen. Das ist wichtig, wenn man so viel Zeit im Cockpit verbringt wie wir und stundenlang konzentriert bleiben muss.“
Insgesamt hat Audi Sport in Marokko 4.218 Kilometer absolviert. Zusammen mit den vorherigen Testfahrten in Europa ergibt sich daraus bereits eine Gesamtdistanz von 6.424 Kilometern für den Audi RS Q e-tron E2. Zeit für eine Pause bleibt der Mannschaft allerdings nicht: In weniger als zwei Wochen erlebt die zweite Baustufe des Rallye-Prototyps ihre Feuertaufe. Mattias Ekström/Emil Bergkvist, Stéphane Peterhansel/Edouard Boulanger und Carlos Sainz/Lucas Cruz bestreiten vom 1. bis 6. Oktober die Rallye Marokko im Südwesten des Landes. Sie gilt mit ihrem vielfältigen Terrain als ideale Veranstaltung zur Vorbereitung auf die Rallye Dakar.