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Sportwagen Allgemein
25.11.2022

12 Nachwuchs-Rennfahrer wollen der neue Porsche-Junior werden

Das beispielhafte Nachwuchsprogramm des Sportwagenherstellers zählt seit fast 26 Jahren zu den erfolgreichsten seiner Art im Motorsport. Es hat vielen Teilnehmern den Weg zu einer professionellen Laufbahn als Werksfahrer geebnet und dabei zahlreiche Weltmeister und Le-Mans-Sieger hervorgebracht. Der Gewinner darf sich über ein Förderpaket von bis zu 225.000 Euro freuen. Die Bekanntgabe des neuen Porsche-Juniors wird im Rahmen der „Night of Champions“ am 17. Dezember im Porsche-Entwicklungszentrum Weissach erfolgen.

Größter gemeinsamer Nenner aller eingeladenen Kandidaten: Sie sind höchstens 24 Jahre alt und haben im laufenden Jahr mit dem rund 375 kW (510 PS) starken 911 GT3 Cup einen der über 30 Markenpokalserien von Porsche auf der ganzen Welt unter den ersten Fünf abgeschlossen. Auf weitgehend trockener Strecke mussten sie ihre Fähigkeiten auf und abseits des 4,428 Kilometer langen Grand-Prix-Kurses unter Beweis stellen: Für die Jury kommt es neben den reinen Rundenzeiten und der generellen Performance auf der Strecke auch auf die Zusammenarbeit mit den Renningenieuren, das Technikverständnis der Teilnehmer, ihre Interaktion mit Medien und das Resultat von mentalen und physischen Fitnesstests an. Die intensive Analyse der gesammelten Ergebnisse und Erkenntnisse dient in den kommenden Tagen als Basis für die Entscheidung, wer 2023 als neuer Porsche-Junior an den Start gehen darf.

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Die weiteste Reise aller zwölf Nachwuchsfahrer aus zehn Ländern trat der Australier Harri Jones an. Der 23-Jährige hat 2022 den Carrera Cup seiner Heimat gewonnen. Der gleichaltrige Luo Kailuo kam als Vizemeister des Carrera Cup Asien aus China nach Spanien. Dorian Boccolacci hat im Carrera Cup Frankreich den zweiten Platz belegt. Der 24 Jahre alte Franzose kann bereits auf Erfahrung im Porsche Mobil 1 Supercup zurückblicken, den er in diesem Jahr als Siebter beendete. Das Gleiche gilt für Bastian Buus. Der Vielfahrer aus Dänemark ist vom deutschen Carrera Cup als Viertplatzierter für das Junior-Shootout nominiert worden, war zeitgleich aber auch im Carrera Cup Frankreich sowie im Supercup unterwegs. In letzterem konnte der 19-Jährige zwei Siege einfahren und den Rookie-Titel für den besten Neueinsteiger erringen. Mit 20 Jahren hat Kiern Jewiss daheim den Carrera Cup Großbritannien gewonnen. Keagan Masters aus Südafrika, 22 Jahre alt, vertrat den Carrera Cup Italien als Vizemeister. Der Niederländer Kay van Berlo, Enzo Elias aus Brasilien und Harry King (Großbritannien) nahmen zum zweiten Mal an dem Auswahlverfahren teil. Der 21-jährige van Berlo hat seine Saison im Carrera Cup Nordamerika auf Platz zwei abgeschlossen. Elias darf mit 20 Jahren bereits auf zwei Carrera Cup-Titel in seiner Heimat zurückblicken, während Harry King (21) den Carrera Cup Benelux gewonnen hat und im Porsche Mobil 1 Supercup auf Rang fünf gefahren ist. Als Wildcard-Teilnehmer runden der Niederländer Loek Hartog, Giorgio Amati aus Italien und der Schweizer Jasin Ferati das schnelle Dutzend ab. Hartog, 20 Jahre alt und fast zwei Meter groß, belegte im Carrera Cup Deutschland den fünften und im Supercup als zweitbester Rookie den achten Platz. Amati (23) hat seine zweite Saison im Carrera Cup Italien als Vierter beendet, während Ferati der jüngste unter den zwölf Nachwuchsfahrern war. Der 19-Jährige hat in der Porsche Sprint Challenge Schweiz die GT3 Cup-Wertung für sich entschieden.

Das erfolgreiche Porsche-Junior-Programm geht weit über die finanzielle Unterstützung hinaus. Das ganzheitliche Konzept rückt alle Aspekte einer professionellen Motorsportkarriere in den Mittelpunkt. Hierzu gehört zum Beispiel die intensive Betreuung durch Sascha Maassen. Der ehemalige Porsche-Werksfahrer steht den Junioren vor, während und nach den Rennwochenenden als Coach zur Seite. Die sportmedizinische Begleitung liegt in den Händen der Universität Potsdam. Auch Mentaltrainings, Medienseminare, PR-Termine und weitere Marketing-Aktivitäten gehören zu den Ausbildungsinhalten.

„Porsche hat in Jerez für größtmögliche Chancengleichheit gesorgt, damit es die Teilnehmer unserer Sichtung sind, die den Unterschied machen“, betont Maassen. „Wir tragen bei der Wahl des neuen Porsche-Juniors eine große Verantwortung, der wir mit besonderer Sorgfalt nachgehen. Selbstverständlich kommt es für uns auf schnelle Rundenzeiten und eine möglichst fehlerfreie Vorstellung mit dem 911 GT3 Cup an – das ist die Grundlage. Ebenso genau betrachten wir aber auch, wie sich die Talente darüber hinaus verhalten: Welche Rückmeldungen sie den Ingenieuren geben und wie lernfähig sie sind, ob sie ein Team motivieren und Porsche repräsentieren können, wie sie mit Medienaufgaben umgehen und ob sie sich mental entwicklungsfähig zeigen. Am Ende geht es um das Gesamtpaket, das uns die Teilnehmer anbieten.“

Seit 1997 hat das Junior-Programm von Porsche die Karriere von 28 Rennfahrern beflügelt. Als besonders stechen dabei die Laufbahnen des heutigen Porsche-Markenbotschafters Timo Bernhard (Porsche-Junior von 2000 bis 2001), Marc Lieb (2000 bis 2002) und Earl Bamber (2014) hervor: Alle drei konnten mit dem Porsche 919 Hybrid mindestens einmal das legendäre 24-Stunden-Rennen in Le Mans sowie Titel in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft gewinnen. Thomas Preining, Porsche-Junior von 2017 bis 2018, fuhr in diesem Jahr mit dem 911 GT3 R zwei Siege in der DTM ein. Ende 2021 hat Laurin Heinrich aus Würzburg die Sichtung für sich entschieden. Der heute 21-Jährige beendete in der laufenden Saison den Carrera Cup Deutschland als Meister und den Porsche Mobil 1 Supercup als Dritter. In Jerez war Heinrich als Referenzfahrer im Einsatz.

„Wir sind sehr stolz auf das Porsche-Junior-Konzept, denn es gehört zu den erfolgreichsten Nachwuchsprogrammen im Motorsport“, unterstreicht Marc Lieb, einer der ersten Teilnehmer dieser Talentförderung und heute Teamleiter der Sportkommunikation von Porsche. „Dieses Programm hat auch für meine Karriere eine wichtige Rolle gespielt und mir vor 22 Jahren die Tür in den professionellen Motorsport geöffnet. Ohne diese Unterstützung wäre mein Traum, die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, wohl niemals in Erfüllung gegangen.“