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VLN
31.03.2022

X85racing: Rundenrekord bleibt unbelohnt

Endlich war es wieder soweit, die lange Wartezeit über die Winterpause hatte endlich ein Ende und der Nürburgring rief zahlreiche Teams zum ersten Lauf der Nürburgring Langstrecken Serie (NLS) in die Eifel. Auch das Team X85racing hatte sich bestens auf den Saisonstart vorbereitet. Akribisch wurde der geliebte Renault Clio zerlegt und komplett neu aufgebaut. Carchef Louis Walter schraubte noch bis zu den letzten Stunden vor Anreise am Fahrzeug. 

„Nachdem wir ja nicht an den Test und Einstellfahrten teilgenommen haben, war ich so gespannt auf die Auftaktveranstaltung NLS1. Endlich. Anders kann ich meine Gefühle nicht ausdrücken. Im Kopf musste man sich als ein wenig an die ,alte‘ neue Situation umgewöhnen. Gab es doch zwei Jahre lang zum Beispiel keine Fahrzeugabnahme im herkömmlichen Sinne. An vieles musste gedacht werden, aber es ist fantastisch dies vor einer solch großartigen Kulisse zu tun.“

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Auch die Zuschauer waren wieder zurück und strömten bei bestem Wetter zahlreich an die Strecke. Selbst am Freitag beim freien Training war das Fahrerlager gut gefüllt. Die Fahrerbesetzung auf dem X85Racing Clio setzt sich zusammen aus Gerrit Holthaus (Lüdenscheid), Marc Wylach (Wuppertal) und Michael Bohrer (Merzig). Das Trio hat sich viel vorgenommen und möchte, wie bereits im vergangenen Jahr, den Klassenmeistertitel einfahren.

Am Samstagmorgen (26. März 2022) stand das erste Qualifikationstraining an und die Strecke zeigte sich im hervorragenden Zustand. Der Saarländer Michael Bohrer zeigte die Qualität seines Rennwagens und setzte das Fahrzeug nicht nur auf die Poleposition in der Klasse, sondern stellte mit 9,15.220 einen neuen Rundenrekord für die Renault Clios auf.

Den anschließenden Start ins vierstündige Rennen übernahm ebenfalls Michael Bohrer und er zeigte sich sichtlich begeistert: „Es war ein Gefühl wie Nachhause zukommen. Man hat mit der Rückkehr der Zuschauer so viel Freunde getroffen und die Einführungsrunde vor dieser Traumkulisse hat mich überwältigt. Vom Start an lief es super. Zunächst hatte ich einen schönen Kampf mit Stephan Epp (Team aufkleben.de), anschließend konnte ich mich dann immer weiter vom Feld absetzen. Natürlich hatte ich früh gemerkt das richtig viel Potenzial im Auto und der Strecke liegt. Ich glaube auch die Zuschauer haben einen echt Motiviert und somit habe ich immer weiter gepuscht. Das ich somit im Rennen nochmals den bestehenden Clio Rundenrekord um 6 Sekunden unterbieten konnte, macht mich wirklich stolz. Vielen Dank an das ganze Team für den mega Job hinter den Kulissen.“

In Führung liegend, griff als zweiter Teamchef und Fahrer Gerrit Holthaus ins Steuer und baute ebenfalls den Vorsprung zur Konkurrenz immer weiter aus. Auch der zweite Boxenstopp verlief bei der eingespielten Truppe nach Plan und die von Pascal Grancher perfekt vorbereiteten Reifen wurden zum Schlusssprint aufgezogen. Glücklich übergab auch er den Clio an Schlussfahrer Marc Wylach.

Nun galt es, das Fahrzeug ins Ziel zu tragen und nichts zu riskieren. Dabei wurde der Abstand zum nächsten Platzierten mit bereits sechs Minuten gemessen. Doch dann kam in den letzten vier Minuten vor Ablauf der vier Stunden die traurige Nachricht von Marc Wylach. Marc berichtete Anfang der Döttinger Höhe von Zündaussetzern und der Clio musste an der Box abgestellt werden. Sichtlich zerknickt sagte Wylach: „Es ist sehr bitter, mit solch einem Vorsprung auszufallen. Auch wenn man nichts falsch gemacht hat, tut es sehr weh. Dabei hatte alles so toll funktioniert.“ 

Nun heißt es für das Team, vollen Fokus auf das nächste Rennen zu legen, das bereits am 9. April stattfindet. Teamchef Gerrit Holthaus ist zuversichtlich: „Wie wir mittlerweile wissen, lag es an einem Cent-Artikel, der uns das Rennen versaute. Es liegt einiges an Arbeit vor uns, aber wir bekommen das hin und möchten dann wieder an diese Performance anknüpfen.“


Die Stimmen zur Veranstaltung

Michael Bohrer: „Es war bis kurz vor Schluss ein fantastisches Rennwochende. Schon am Freitag, als die Abläufe wieder so ausgeführt werden konnten wie vor Beginn der Pandemie, war es nach der langen Winterpause ein Gefühl, als würde man nachhause kommen. Dazu kam, dass die Zuschauer endlich wieder bei perfektem Wetter ins Fahrerlager strömten. Da macht es doch gleich viel mehr Spaß und die Zuschauer-Kulisse in der Einführungsrunde hat mich wirklich überwältigt. Man kann nicht genug danke sagen. Danke an die vielen Partner, die uns unterstützen und vor allem danke an Louis Walter, der detailverliebt ein wahnsinns Auto an die Strecke gebracht hat. Schon meine erste Runde des Jahres lief perfekt und ich hatte das Gefühl, keine Rennpause gehabt zu haben. Dies konnte ich mit einem neuen Rundenrekord für die Clios – sowohl im Qualifying als auch im Rennen – unter Beweis stellen. Vielen Dank auch an Pascal Grancher, der mir es ermöglichte, im perfekten Reifenfenster unterwegs zu sein. Die Boxenstopps haben mit der X85racing Mannschaft perfekt funktioniert. Vom Start weg das Rennen zu bestimmen, war zu schön um wahr zu sein. Dass wir den Clio wenige Minuten vor Rennende mit Motorproblemen abstellen mussten, tut dann doch weh und es tut mir echt leid für die ganze Mannschaft. Dafür konnte leider niemand was und wir werden gestärkt wiederkommen.“

Marc Wylach: „Man kann jetzt natürlich versuchen, das Positive hervorzuheben – das Team hat wieder super funktioniert, das Auto lief wie die Feuerwehr und das Wetter hat auch perfekt mitgespielt zum Saisonauftakt. Im Endeffekt ist es natürlich trotzdem sehr bitter, mit einem Vorsprung von gut sechs Minuten auf den Zweitplatzierten eine Runde vor Rennende auszufallen. Man muss so eine Leistung dann halt doch erst mal über die Ziellinie bringen. Aber wie sagt man so schön: ,That’s racing‘. Wäre das Problem beim nächsten Lauf am Samstagmorgen aufgetreten, wäre das noch ärgerlicher. Ich glaube, wir sollten das jetzt abhaken und nach vorne schauen. Ich bin sicher, Louis bekommt den Motor bis in zwei Wochen repariert. Dass wir ein Team und ein Auto haben, welches trotz der starken Konkurrenz absolut siegfähig ist, haben wir wohl mehr als bewiesen. Ich freue mich auf jeden Fall auf NLS 2!“

Gerrit Holthaus: „99,7 Prozent des Rennens liefen nach Plan – dann kam der Ausfall und wie wir mittlerweile wissen, lag es an einem Cent-Artikel. Nach dem souveränen Auftritt im Training setzten wir diesen im Rennen fort. Michael konnte in seinen neun Runden einen Vorsprung auf über zweieinhalb Minuten herausfahren. Marc und ich konnten den Vorsprung nochmal auf gut sechs Minuten erhöhen. Das Auto machte ohne Ende Spaß! Louis hatte sich mal wieder selber übertroffen. Alles lief perfekt bis Marc in seiner vorletzten Runde Motoraussetzer Anfang der DöHö meldete. Zum Glück entschieden wir uns, ihn an die Box zu holen. Dort mussten wir dann leider feststellen, dass wir nur aufgeben konnten. Wie sich später herausstellte, hat sich eine kleine Klammer in der Airbox gelöst und wurde vom Motor angesaugt. Auf der Uhr standen noch vier Minuten Restzeit, als wir den Clio in die Box schoben…“

Oliver Reyle: „Endlich wieder ,normale Leute‘. Nachdem wir ja nicht an den T&E Fahrten teilgenommen haben, war ich so gespannt auf die Auftaktveranstaltung NLS1 – endlich. Anders kann ich meine Gefühle nicht ausdrücken. Im Kopf musste man sich als ein wenig an die ,alte‘ neue Situation umgewöhnen. Gab es doch zwei Jahre lang zum Beispiel keine Fahrzeugabnahme im herkömmlichen Sinne. An vieles musste gedacht werden und am Ende als unser Clio endlich die ersten Meter auf der Rennstrecke unterwegs war, stellte man fest, dass man vergessen hat, den Einschaltknopf vom Funk Repeater einzuschalten. Aber das waren nur die kleinen Dinge, die man schnell beheben konnte. Am Ende war alles wie immer. Plötzlich ist so ein Rennwochenende da. Alle Teammitglieder funktionieren auf den Punkt. Das Rennen selber verlief vollkommen nach Plan. Louis Walter hat über den Winter ein phantastisches Auto vorbereitet. Leider hat ein kleines Bauteil am Ende unseren ersten Sieg verhindert, aber so bitter es ist – that’s Motorsport. Und die gute Nachricht: Der Motor wird zum nächsten Lauf wieder einsatzbereit sein, dann greifen wir wieder an!“