Früh mit dem „Motorsport-Virus“ infiziert
Seit Finn denken kann, waren Autos seine Leidenschaft. Sein Vater Holger Zulauf ist in seiner Freizeit seit Jahrzehnten selbst in verschiedenen Boliden unterwegs und unterstützt Finn auf seinem Weg zum Profi-Rennfahrer. Mit etwa sieben Jahren stieg Finn in den Kartsport ein. „Mein Papa hat mich mit dem Motorsport-Virus infiziert, oder es steckte schon in den Genen“, erinnert sich Finn lachend. Zuerst fuhr er auf Leih-Karts, dann ging es ab etwa 2011 rasch mit dem eigenen Fahrzeug weiter. So lernte er den Umgang mit dem Sportgerät auf der Strecke und verbuchte erste Siege bei großen Wettbewerben. Gemeinsam mit dem Vater reiste er zu Kartrennen sogar bis nach Brasilien. Als Teenager wagte er im Jahr 2020 den Wechsel in den Tourenwagensport und trat im BMW 318ti Cup an.2021 stieg er erstmals in den Porsche 718 Cayman GT4 bei W&S Motorsport ein und startete im GTC Race. Dort sicherte er sich mit überzeugenden Leistungen zum Saisonende den Förderplatz der Serie im GT3-Boliden für die Saison 2022, in der er an der Seite von Profis wie Markus Winkelhock oder Stefan Mücke Erfahrung sammelte. Mit dem Team aus Ofterdingen bestritt Finn die Saison 2022 in der ADAC GT4 Germany, feierte Podien und einen Gesamtsieg und erlangte in der Nürburgring Langstrecken-Serie sein Permit für die Nordschleife.
„Alles, was vier Räder und einen Motor hat, faszinierte mich schon immer. Schnell unterwegs zu sein und dabei noch die sportliche Herausforderung zu suchen, ist einfach das Schönste“, erzählt er und erklärt weiter: „Bis heute fahre ich, wenn es die Zeit zulässt, Kart. Denn das ist Rennsport pur und macht richtig Spaß! Aktuell kommt dieses Hobby jedoch zu kurz, denn ich bereite mich auf mein Abitur vor, das ich in diesem Jahr schreiben werde. Und natürlich haben 2023 die Einsätze in der ADAC GT4 Germany und in der NLS Priorität, denn ich möchte weiter an meiner Fahrerkarriere arbeiten.“
Fitness für die Rennstrecke
Wie professionell Finn seine Karriere aufbaut, zeigt er in seiner Freizeit. Zur körperlichen Fitness geht er mehrmals pro Woche ins Studio oder macht Krafttraining zuhause. Dazu übt er seine Agilität und Reaktionszeiten. Skifahren und Fußball sind seine weiteren Sportarten, die er, wann immer er Zeit hat, aktiv betreibt. Jedoch betont er: „Es wird immer gesagt, dass Motorsport gefährlich sei. Das trifft sicherlich auch zu. Aber so gerne ich Fußball spiele, so vorsichtig muss ich sein. Vergangenen Herbst, direkt nach dem letzten Rennen, war ich seit langem wieder auf dem Platz und habe mich gleich verletzt. Bis heute arbeite ich an der Rehabilitation. Zum Glück bin ich zum Saisonstart wieder zu hundert Prozent fit! Daher war es in diesem Winter nicht möglich, auf die Skipiste zu gehen. Dafür trainierte ich sehr viel in meinem Simulator.“
Auch virtuell schnell unterwegs
Simracing ist für Finn enorm wertvoll und ein weiterer Teil seines Fahreralltags. Er erklärt: „Zur Verbesserung der Reaktionszeiten und zum Erhöhen der Aufmerksamkeit hilft mir Simracing sehr. Dazu kommt natürlich, dass ich alle Strecken, die ich real fahre, vorher im Simulator über Stunden übe, um mir Brems- und Einlenkpunkte vorab zu erarbeiten. Klar weicht es dann im richtigen Auto nochmals ab, aber zur Vorbereitung – besonders für neue Strecken – hilft es mir.“Er verrät auch, dass er sich für den Start auf dem Sachsenring, der im vergangenen Jahr für ihn Neuland war, viel im Simulator vorbereitet hat. Auch viele Stunden auf der Nordschleife halfen ihm, im Rennwagen auf Anhieb schnelle Runden zu erzielen. Mit einem Augenzwinkern sagt er: „Bathurst im Simulator ist einfach super und ich bin sehr flott unterwegs. Irgendwann kann ich diese Erfahrung vielleicht in echt beweisen. So wie in Le Mans oder Daytona – träumen darf ich ja und vielleicht wird einer dieser Träume mal wahr.“
Er führt dazu weiter aus: „In den letzten Jahren fuhr ich zahllose Runden auf der virtuellen Nordschleife, als ich dann mit 18 dort endlich im echten Porsche fahren durfte, konnte ich schon sehr von diesen Übungen profitieren.“
Der W&S Motorsport-Fahrer beschränkt sich fast ausnahmslos auf die Simulation Assetto Corsa, denn seiner Ansicht nach ist diese schon sehr realitätsnah und ausgereift. Wenn möglich schaut er nach den Setupdaten des echten Rennautos und nimmt diese als Basis. Seiner Erfahrung nach hilft es ihm sehr, um im Simulator die richtigen Einstellungen zu finden: „Sim- und Realracing gehen Hand in Hand und ich denke, beides lässt sich auch nicht mehr trennen. Vorbereitungen und Nacharbeit können ohne großen Kostenaufwand und vor allem ohne Materialverschleiß und Unfallrisiko betrieben werden. Übertreibe ich es im Simulator, kann ich neu starten. Ein leichtsinniger Fehler im echten Rennwagen kostet schnell viel Geld und das Team hat unnötig mehr Arbeit!“
W&S Motorsport ist wie eine Familie
Finn ist ein Familienmensch und reist wann immer möglich mit seinem Vater zu den Veranstaltungen. Auch wenn er nicht mehr direkt im Elternhaus wohnt, so ist er nahezu täglich da. Dieses familiäre Gefühl hatte er ab dem ersten Kontakt mit W&S Motorsport ebenfalls sofort. Hierzu sagt er: „Vom ersten Moment an fühlte ich mich beim Team unbeschreiblich wohl und sehr gut aufgenommen. Wie sagt man so schön, die Chemie stimmte auf Anhieb. Die gesamte Crew von Patrick Wagner und Daniel Schellhaas ist mit so viel Leidenschaft und Freude im Einsatz und die Stimmung ist immer perfekt. Wir arbeiten hochkonzentriert auf professionellem Level und lachen doch unglaublich viel. Der Zusammenhalt, auch unter den Fahrern, ist einzigartig und das Team ist wie eine große Familie. Zwischen den Fahrern ist kein Konkurrenzdenken, sondern wir tauschen uns aus, profitieren dadurch immer voneinander und pushen uns gegenseitig. Diese Chemie ist, neben dem anstehenden Abitur, auch mein Hauptgrund, warum ich für 2023 attraktive GT3-Angebote anderer Rennställe abgelehnt habe. Ich weiß, was ich an W&S Motorsport habe und ich kann mich trotz der Termine auf meinen Schulabschluss konzentrieren. Das war mir und meinen Eltern wichtig.“Aktuell steckt der 18-Jährige mitten im Lernstress zum Abitur und in den Vorbereitungen zur bevorstehenden Rennsaison. Er wird die zweite Saison im AVIA racing Porsche Cayman GT4 RS Clubsport in der ADAC GT4 Germany mit AVIA W&S Motorsport bestreiten, um weiterhin um Podien und Siege zu kämpfen. Sein persönliches Ziel in der stark besetzten Serie ist es die Junior-Trophy zu gewinnen und dem Team in der Teamwertung möglichst viele Punkte zu bescheren. Außerdem wird er in der Nürburgring Langstrecken-Serie im AVIA racing Porsche Cayman GT4 CS in der Cup3 der Porsche Endurance Trophy Nürburgring starten.
Für die weitere Zukunft wünscht er sich: „Ein Vertrag als Entwicklungs- oder sogar Werksfahrer wäre natürlich die Erfüllung eines Traumes, daran arbeite ich weiterhin. Was ich nach dem Abitur mache, werde ich noch entscheiden. Gut möglich, dass ich den Rest des Jahres meinen Fokus auf den Rennsport lege. Jetzt muss ich zuerst den Abschluss mit guten Noten machen, das ist mir wichtig. Ein großer Traum ist es, nachdem ich mein Nordschleifen-Permit habe, beim legendären 24h-Rennen auf dem Nürburgring zu starten. Mal sehen, wann ich dazu die Chance bekomme.“
Abschließend betont er: „Ich zähle bereits die Tage, bis ich wieder in den Porsche Cayman GT4 steigen und Rennen fahren kann. Wie bereits erwähnt ist die Atmosphäre im Team einmalig, daher freue ich mich sehr alle wieder zu sehen. Ich merkte nach Saisonende schnell, wie sehr ich die Truppe vermisse. Vor Weihnachten war ich in Ofterdingen, das fühlte sich an wie ein Familienbesuch. Was ich dort machte? Das verrät W&S Motorsport in den nächsten Wochen!“