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Sportwagen Allgemein
18.09.2023

Porsche Penske Motorsport feiert hart erkämpften Doppelsieg in Indianapolis

Die beiden Porsche 963 des Werksteams Porsche Penske Motorsport haben beim zehnten Saisonlauf der IMSA WeatherTech SportsCar Championship erstmals einen Doppelsieg errungen. Die Werksfahrer Nick Tandy aus Großbritannien und Mathieu Jaminet aus Frankreich gewannen das 2:40-Stunden-Rennen auf dem Indianapolis Motor Speedway. Die Markenkollegen Matt Campbell aus Australien und Felipe Nasr aus Brasilien erreichten Rang zwei. Mit dem Triumph auf dem sogenannten „Brickyard“ hat Porsche die Führung in der Hersteller-Meisterschaft übernommen. Die beiden Porsche 963 der Kundenteams JDC-Miller MotorSports und Proton Competition beendeten das vorletzte Rennen des Jahres auf den Positionen acht und neun.

Stuttgart. Nach der starken Vorstellung im Qualifying am Samstag mit der Fahrt beider Autos in die erste Startreihe wurde Porsche Penske Motorsport seiner Favoritenrolle in Indianapolis auch am Renntag gerecht. Auf dem Weg zum ersten Doppelsieg des Porsche 963 überwanden Team und Fahrer jedoch zahlreiche hohe Hürden. Direkt beim Start begann das große Spektakel: Mathieu Jaminet schob sich beim Anbremsen der ersten Kurve am von der Pole-Position gestarteten Schwesterauto von Matt Campbell vorbei. Diese Reihenfolge hatte bis zum ersten Boxenstopp nach rund 35 Minuten Bestand. Während einer Gelbphase kamen beide Porsche 963 zum Service und reihten sich anschließend an der Spitze hinter dem Safety-Car ein.

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Wenig später eine überraschende Entscheidung der Rennleitung: Weil sich Felipe Nasr und Nick Tandy am Steuer der beiden Porsche 963 nicht an die Vorgaben während des sogenannten „Class Split“ (Sortierung der Fahrzeugklassen während einer Safety-Car-Phase) gehalten hatten, beorderte die Rennleitung den drittplatzierten Cadillac an die Spitze. Ein Kuriosum, das bei vielen Beobachtern für Kopfschütteln sorgte, am Ende jedoch nichts am Rennergebnis änderte.

Beim Restart schob sich zunächst Nasr am Markenkollegen Tandy vorbei und eröffnete die Jagd auf das führende Fahrzeug. Fast 30 Minuten lang attackierte die Startnummer 7 nahezu in jeder Runde und setzte den Spitzenreiter maximal unter Druck. Mit Erfolg: Ein kleiner Fahrfehler bot 63 Minuten vor dem Ende die Chance, die beide Porsche 963 zu einem gemeinsamen Überholmanöver nutzten. Nach dem letzten Boxenstopp unterlief Nasr im führenden, über 515 kW (700 PS) starken Hybrid-Prototypen ein kleiner Fauxpas. Auf kalten Reifen rutschte der Brasilianer ins Gras und verlor entscheidende Sekunden, die dem Schwesterauto die Führung schenkten. Tandy geriet anschließend nicht mehr in Gefahr und führte den ersten Doppelsieg von Porsche Penske Motorsport sicher ins Ziel.

„Was für ein perfekter Tag für Porsche, unser Team, die Entwicklungsmannschaft und die beteiligten Partner“, jubelt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Der Auftritt unserer beiden Porsche 963 war faszinierend. Wir haben tollen Sport auf allerhöchstem Niveau und den ersten Doppelsieg von Porsche Penske Motorsport erlebt. Und das zu einem optimalen Zeitpunkt: Vor dem Saisonfinale auf der Road Atlanta hat Porsche die Spitze in der Herstellerwertung übernommen. Auch in der Team- und Fahrermeisterschaft sind unsere Titelchancen intakt. Das Saisonfinale kann kommen. Wir sind bereit!“

„Die Plätze eins und zwei sind das beste Resultat, das vorstellbar ist“, freut sich Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Einen solchen Erfolg in Indianapolis beim Heimrennen von Roger Penske gemeinsam mit ihm an der Box erleben zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes. Das Rennen war nahezu perfekt für uns. Wir sind in der Safety-Car-Phase kurz zurückgefallen, haben dies aber auf der Strecke wieder korrigiert. In der Herstellermeisterschaft führen wir nun, in der Team- und Fahrermeisterschaft haben wir als aktuell Dritte ebenfalls noch gute Titelchancen. Es war ein traumhaftes Wochenende. Vielen Dank an alle, die daran mitgewirkt haben.“

Für die Porsche-Kundenteams in der Topklasse GTP brachte das Rennen nicht die gewünschten Ergebnisse. Der Porsche 963 von JDC-Miller MotorSports beendete den Lauf auf Rang acht, das baugleiche Auto von Proton Competition wurde auf Platz neun gewertet.


GTD-Klassen: Pfaff Motorsport verliert Siegchancen direkt beim Start

In der GTD-Pro-Kategorie war der Porsche 911 GT3 R von Pfaff Motorsports von der Pole-Position ins Rennen gegangen. Die Chancen auf einen weiteren Klassensieg waren jedoch wenige Sekunden nach dem Start verloren. Kurz vor der Freigabe des Wettbewerbs wechselte der Österreicher Klaus Bachler am Steuer der Nummer 9 die Linie. Die Rennleitung verhängte aufgrund dieses Regelverstoßes eine Durchfahrtsstrafe. Der dabei entstandene Rückstand war nicht mehr aufzuholen. Bachler und sein französischer Teamkollege Patrick Pilet beendeten den „Battle on the Bricks“ auf dem vierten Platz. In der GTD-Klasse erreichten die Kundenautos von Wright Motorsports, AO Racing und Kellymoss with Riley Positionen im Mittelfeld.

In der Herstellerwertung hat Porsche vor dem finalen Rennen im kommenden Monat an der Spitze einen Vorsprung von acht Punkten. In der Fahrermeisterschaft liegen Tandy/Jaminet auf Rang drei. Der Rückstand auf die Führenden beträgt nur fünf Zähler. Der elfte Lauf zur IMSA WeatherTech SportsCar Championship findet am 14. Oktober auf der Road Atlanta im US-Bundesstaat Georgia statt. Das Saisonfinale über zehn Stunden trägt den Titel „Petit Le Mans“.


Fahrerstimmen zum Rennen

Mathieu Jaminet (Porsche 963 #6): „Beim Start ging es wie erwartet eng und spektakulär zu. Ich war zwischen unserem Schwesterauto und dem Cadillac eingeklemmt. Ich habe überlegt, welches die beste Lösung in dieser Situation ist. Ich habe mich dazu entschieden, etwas früher zu bremsen. Das war genau richtig. Ich habe die Kurve gut erwischt, die anderen nicht. Während meines Stints konnte ich die Führung kontrollieren. Später wurde es kurz einmal spannend, aber am Ende steht der Doppelsieg. Es ist ein großartiger Tag für Porsche und das gesamte Team.“

Nick Tandy (Porsche 963 #6): „Für das Team und die gesamte Unternehmensgruppe Penske ist der Event in Indianapolis ein absolutes Highlight. Ausgerechnet an diesem Schauplatz einen Doppelsieg einzufahren, ist schlichtweg unschlagbar. Ebenso großartig ist die Tatsache, dass wir in der Herstellermeisterschaft nun an der Spitze stehen. Durch unseren Erfolg haben wir auch in der Fahrerwertung noch realistische Titelchancen. Ich bin unglaublich glücklich über diesen Triumph – es war sehr emotional.“

Felipe Nasr (Porsche 963 #7): „Ein Doppelerfolg beim Heimrennen ist natürlich ein ideales Ergebnis. Ich habe unser Auto an die Spitze gefahren, diese Position allerdings später beim Boxenstopp verloren. Im letzten Stint konnte ich nicht mehr richtig angreifen und musste mich mit Platz zwei zufriedengeben. Es hat viel Spaß gemacht, im dichten Überrundungsverkehr unterwegs zu sein. Da war viel Action drin – toll für die Zuschauer.“

Mike Rockenfeller (Porsche 963 #5): „Es war ein schwieriges Wochenende für uns. Das hat sich vom ersten Training bis zum Zielstrich durchgezogen. Im Rennen bin ich von einem Acura in die Wiese geschickt worden. Das war völlig unverständlich und blöd. Mich hat das zwei Positionen gekostet. Ich kenne den Kollegen, der dort am Steuer saß, schon sehr lange. Wir sehen uns in Atlanta!“

Harry Tincknell (Porsche 963 #59): „Ich bin sehr stolz auf alle in unserem Team. Wir hatten nach den beiden Werksautos das drittschnellste Fahrzeug im Wettbewerb. Unser Tempo war beeindruckend. Im Rennen galt es, sich jederzeit sauber durch das riesige Feld von Autos zu manövrieren. Ich liebe das! Genau dieses Fahren im dichten Verkehr macht für mich eine große Faszination im Langstreckensport aus. Leider hat uns eine Durchfahrtsstrafe um rund 45 Sekunden zurückgeworfen. Somit sind wir auf Platz neun ins Ziel gekommen. Ich freue mich jetzt schon auf das ‚Petit Le Mans’.“
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