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Auto & Straße
20.10.2024

AvD Ratgeber: Wildunfälle vermeiden

Am 27. Oktober beginnt die Winterzeit. Die Tage werden kürzer, weniger Tageslicht und längere Dämmerungsphasen machen Wildunfälle zu einer größeren Gefahr für Fahrer von motorisierten Fahrzeugen. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) gibt Tipps, um Unfälle zu vermeiden.

Auch 2023 war die Zahl der gemeldeten Wildunfälle auf deutschen Straßen mit über 280.000 auf einem hohen Niveau. Leider kamen bei ca. 2.351 Wildunfällen auch Personen zu Schaden. Nach Angaben der Versicherer ist im Frühjahr und jetzt im Herbst das Risiko für Autofahrer am größten, dass Schäden eintreten können. Die Fallzahlen gehen über die Jahre betrachtet nicht zurück. Erstmals überschritten die zu leistenden Schadenzahlungen eine Milliarde Euro, bei einem durchschnittlich zu ersetzenden Betrag in Höhe von 3.850 Euro. Damit bleibt festzuhalten, dass Wildunfälle ein beständiges Problem für die Verkehrssicherheit sind.

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Mit entsprechend angepasster Fahrweise und einer Portion Vorsicht lassen sich gefährliche Begegnungen vermeiden. Vor allem zwischen 6 und 8 Uhr sind viele Wildtiere aktiv. Aber auch die längeren Dämmerungsphasen mit der dann schlechteren Sicht erfordern viel Aufmerksamkeit von jedem, der sich als Verkehrsteilnehmer auf den Straßen bewegt. Die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung ist besonders auf Landstraßen entlang von Wiesen, Feldern und Waldgebieten gegeben. Aber auch städtische Räume werden mittlerweile von Wildschweinen, Füchsen und anderen Tieren besiedelt, deshalb ist dort zumindest auf Straßen ohne Bebauung ebenfalls Vorsicht geboten.

Die Wucht eines Aufpralls ist hoch

Man darf die Aufprallwucht eines Wildtiers mit einem fahrenden Auto nicht unterschätzen. Es wird eine große Energie dabei freigesetzt. Die sich entfaltende Zerstörungskraft ist erheblich. Wegen des exponentiellen Anstiegs in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit wird etwa bei Tempo 60 aus etwa 20 Kilogramm Gewicht eines Rehbocks rund 800 Kilogramm bei Kollision mit einem Auto. Hochbeiniges Reh-, Dam- und Rotwild kann infolge des Zusammenstoßes auf der Motorhaube aufschlagen. Ein Tierkörper rutscht dann nahezu ungebremst in die Windschutzscheibe, mit der Wahrscheinlichkeit, dass sie durchschlagen wird. Die Wucht reicht aus, um die bewegte Masse bis auf die Rückbank oder den Kofferraum gelangen zu lassen. Mit entsprechenden Folgen für Insassen.

AvD gibt Tipps für sicheres Fahren

Um das Risiko eines Wildunfalls zu vermindern gibt der AvD Autofahrern die folgenden Tipps. Warnschilder vor Wildwechsel strikt beachten. Sie werden an bekannten Querungen aufgestellt. Das sind nicht immer Waldgebiete. Felder und Wiesen an Waldrändern konzentriert passieren. Erhöhte Aufmerksamkeit auch entlang von städtischen Grünanlagen an den Tag legen.

Die eingeschränkte Sicht bei Dunkelheit, während den Dämmerungsphasen, aber auch bei Nebel berücksichtigen und entsprechend angepasst fahren. Mit Bewegung von Wild von beiden Seiten der Straße in die Fahrbahn rechnen. Wird Gelände mit Straßen und Gebäuden neu bebaut, behalten Tiere zunächst ihre vertrauten Pfade bei. Auch hier besteht ein Risiko für unerwünschte Begegnungen. Der AvD rät: Nur so schnell fahren, dass innerhalb der von Scheinwerfern ausgeleuchteten Strecke angehalten werden kann. Nur so erfüllt man die Vorgabe der Straßenverkehrs-Ordnung, dass die Geschwindigkeit und Fahrweise immer den Sicht- und Witterungsverhältnissen angepasst sein müssen.

Bremsen und hupen hilft, wenn Wild wie Rehe oder Wildschweine im Scheinwerferlicht auftauchen. Sie lassen sich so vertreiben. Immer zu bedenken ist, dass die Tiere in Rudel oder Rotten unterwegs sind, wobei mit Nachzüglern zu rechnen ist. Fernlicht bei Dunkelheit ohne Gegenverkehr benutzen. Moderne Lichtanlagen blenden selbsttätig ab, ansonsten immer auf Fahrlicht schalten. Helle Punkte im Seitenbereich der Fahrbahn könnten Tieraugen sein, dann sofort abblenden. Rehe und anderes Wild bewegen sich instinktiv auf Lichtquellen zu oder bleiben überrascht auf der Fahrbahn stehen. Die Fahrzeugbeherrschung ist wichtig, Ausweichmanöver und Schreckreaktionen am Steuer minimieren. Bleibt keine andere Möglichkeit, einen Aufprall zu vermeiden, stark abbremsen und das Lenkrad gerade halten. Dadurch wird die Energie bei der Kollision vermindert.

Was nach einem Wildunfall zu tun ist

Ist der Unfall passiert, Auto anhalten, Licht nicht ausschalten, Warnblinker betätigen, Warnweste überstreifen und dann die Unfallstelle absichern. Warndreieck in mindestens 100 Meter Entfernung aufstellen. Sind Personen verletzt, ihnen helfen und einen Notruf absetzen (Notruf: 112; Polizei: 110).

Angefahrenes Wild bitte nicht anfassen, es besteht Tollwutgefahr. Förster oder Jagdpächter sind zuständig für den Abtransport. Deshalb später auch den Förster informieren. Laufen verletzte Tiere weg, sollte man sich die Bewegungsrichtung merken. Mit dem Mobiltelefon Fotos von der Unfallstelle und dem Tier machen. Wegen der Dunkelheit die Blitzfunktion des Geräts nutzen. Per Smartphone unbedingt auch Spuren am Fahrzeug (Blut, Haare an der Stoßstange) fotografisch dokumentieren. Der AvD rät, auf keinen Fall Unfallspuren vor Ende der Unfallaufnahme zu beseitigen. Der Nachweis ist wichtig, wenn Schäden über Versicherer beglichen werden. Die eigene Versicherung ist dann zu informieren.

Schäden sind über die Teilkasko versichert

Wildschäden sind in der Teilkasko versichert. Ist sie abgeschlossen, sind Schäden am Auto bei einer Kollision mit „Haarwild“ abgesichert. Definiert ist „Haarwild" in den Versicherungsbedingungen. Rehe, Wildschweine, Hirsche, Füchse, Hasen fallen darunter, nicht aber Vögel. Manche Versicherer decken auch Schäden beim Zusammenstoß mit Wirbeltieren. Ist der Umfang des Schutzes nicht zu klären, beim eigenen Versicherer anfragen. Viele Versicherer verlangen die Vorlage einer Wildunfallbescheinigung. Solche Bescheinigungen stellen Förster bzw. Jagdpächter oder die Polizei aus.

Schadenersatz auch dann, wenn es nicht zur Kollision kommt

Der AvD weist darauf hin, dass ein Wildschaden auch dann vorliegen kann, wenn kein Zusammenstoß mit einem Wildtier erfolgt ist. Weicht man aus und fährt in den Graben oder kollidiert mit einem Baum, können Sachschäden ersetzt werden. Dass die Beschädigungen durch ein Ausweichen vor dem Wild entstanden ist, muss der Versicherungsnehmer gegenüber seiner Teilkasko beweisen.

Deshalb: Direkt nach dem Unfall Namen und Adressen von Insassen und anderen Helfern notieren. Wildspuren am Fahrzeug sind ja nicht vorhanden. Belegt wird die Schadensursache durch die Aussagen von Augenzeugen.
Mündet ein Ausweichen vor einem Kleintier, wie einem Fuchs, in einem Unfall, kann es ebenfalls Ersatz geben. Die Rechtsprechung urteilt in solchen Fällen häufig zu Gunsten von Geschädigten. Allerdings darf die Versicherung nach der bestehenden Gesetzeslage Ansprüche kürzen.
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