Freitag, 27. Dezember 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
Automobilsport
30.09.2010

Gedlich glänzt in Brünn

Der Frankfurter Markus Gedlich, Tourenwagen Champion und zuletzt in der Deutschen Langstreckenmeisterschaft unterwegs, startete am vergangenen Wochenende bei einem Gasteinsatz zur tschechischen Tourenwagen Meisterschaft. Eigentlich als Test- und Entwicklungseinsatz geplant, sprang neben der Pole-Position ein glanzvoller Auftritt heraus.

Interessantes Auto - interessante Meisterschaft

„Die tschechische Tourenwagenmeisterschaft hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt“, so Gedlichs Teamchef Robert Senkyr. Senkyr, einst selbst Berg-Europameister und an diesem Wochenende Markus Gedlichs Teamkollege, setzt insgesamt 4 Renn-BMWs ein und stellt nicht selten den Sieger der heißumkämpften Klasse bis 3,5 Liter Hubraum. „In dieser Meisterschaft können 7 oder 8 Autos gewinnen, so hoch ist die Leistungsdichte“, betont Gedlich. „Ich als Außenseiter rechnete mir eigentlich nur geringe Chancen aus, vorn mitzufahren.“

Anzeige
Gedlichs Einsatzgerät an diesem Wochenende war der neue BMW M3 E92 GTR, den das Team Senkyr Motorsport komplett in Eigenregie entwickelt hatte. Noch nicht ganz konkurrenzfähig, befindet sich das Auto noch in der Entwicklungsphase. Fahrwerksauslegung und Gewicht sind die Punkte im Lastenheft, an denen das Team derzeit feilt.

Vortests mit aufschlußreichen Ergebnissen

Bereits am Mittwoch vor dem Meisterschaftslauf war Gedlich nach Tschechien gereist, um auf einer seiner Lieblingsstrecken zu testen, der GP-Strecke von Brünn. „Ziel war, mich selbst einzuschießen und das Setup des Wagens zu beurteilen.“ Bereits nach wenigen Runden war Gedlich schnell unterwegs und versorgte das Team mit ersten Infos rund um das Fahrverhalten.

Pole-Position im Qualifying

Im Qualifying am Freitag dann gelang die Überraschung: mit einer Fabelzeit von nur 2:05,9 stellte Gedlich den Senkyr-M3 auf die Pole-Position. „Ich hatte gehofft, daß dies möglich ist, war mir aber nicht sicher. Wir haben ein extrem aggressives Setup verbaut, das wirklich nur auf eine oder zwei Runden funktionierte, dafür aber sehr guten Grip produzierte. Die Rechnung ging auf. Mit dem neuen Drexler-Differential konnte ich extrem früh auf´s Gas gehen, das hat den entscheidenden Vorteil gebracht!“

Auffallend war, daß die Pole-Position gleich eine Sekunde schneller war als der Rest des Feldes. Teamchef Robert Senkyr: „So schnell ist mit diesem Auto noch niemand gefahren.“

Langstreckenrennen mit Fahrerwechsel - guter Start, später Ausfall im Regen

Nach dem Start zum 3 Stunden dauernden Langstreckenrennen am Samstagnachmittag lief zunächst alles nach Plan. Gedlich fuhr ganz vorn und mußte sich lediglich den leistungsmäßig deutlich stärkeren Porsche RSR ergeben. „Ich konnte sogar mit den GT2 Autos mithalten und war erstaunt, wie gut unser M3 lief. Nach etwa 15 Runden merkte ich allerdings den Entwicklungsrückstand unseres M3 gegenüber den etablierten Autos. Der Grip ließ nach und ich tat mich schwer, mich in der Spitze zu halten.“ Nach einer Safetycar Phase sowie rund 42 Runden Renngeschehen übergab Gedlich den problemlos laufenden M3 dennoch auf P3 an Kollege Robert Senkyr.

Kurze Zeit nach dem Fahrerwechsel begann es zu regnen. „Diese Bedingungen paßten so gar nicht zu unserem reinen Trocken-Setup. Das Auto war unfahrbar“, gibt Senkyr zu Protokoll, nachdem er zum Reifenwechsel an die Box gekommen war. Kein Grip sowie unkontrollierbare Heckausbrüche waren die Folge. Das Ergebnis: Robert drehte sich nach dem Reifenstop bereits in der ersten Kurve und wurde von einem nachfolgenden Fahrzeug getroffen. „Ich habe unter diesen Bedingungen mit total stumpfen Waffen gekämpft“, so Senkyr, der über den Ausfall sichtlich geknickt war. Gedlich erklärt: „Robert konnte nichts dafür. Wenn beim Regen nicht alles am Setup wirklich paßt, dann rutschst Du da draußen herum und es geht gar nichts.“

Gedlich für weitere Einsätze im Gespräch

Nach dem tollen Einsatz vom vergangenen Wochenende denken Team und Fahrer bereits laut über eine weitere Zusammenarbeit nach. Gedlich: „Ich habe mich schon lange nicht mehr so wohlgefühlt wie bei Senkyr Motorsport. Eine tolle Truppe mit viel Menschlichkeit und technischem Verstand. Ich hätte große Lust, in der Saison 2011 die ganze Meisterschaft mit den Jungs zu bestreiten.“ Auch Senkyr ist am Knowhow und Speed des Tourenwagen Champions interessiert. Die Verhandlungen laufen.
Anzeige