AvD 100 Meilen
29.09.2010
Favoritensterben in Monza
Das Duo im Ligier JS51 Honda siegte beim fünften Saisonlauf der AvD 100 Meilen nach zahlreichen Ausfällen mit 46,409 Sekunden auf Jürgen Bender und Martin Dechent (Porsche 997 GT3 Cup). Die zwei Porschepiloten sicherten sich mit ihrem fünften Sieg in der Division 3.5 vorzeitig den Meistertitel in der Wertung der GT- und Tourenwagen. Dritte wurden Hans-Peter Koller und Manfred Thumann auf einem weiteren Porsche 997 GT3 Cup.
Die erste Position schien im Rennen wie verflucht zu sein. Zunächst hielt Gerd Beisel, der mit seinem Norma Nissan die Pole eingefahren hatte, die erste Position vor Mauro Barisone. Der Italiener erwies sich beim Heimspiel als ein ernstzunehmender Gegner. Im Quali hatte Barisone, der für das AvD 100 Meilen in den Langstrecken-Lucchini BMW umgestiegen war, mit einer Bestzeit von 1.49,824 die zweite Startposition geholt.
Da Beisel aber zunächst nichts riskieren wollte und mit viel Sprit losgefahren war, ging Barisone am Norma vorbei in Führung. In der fünften Runden holte sich Beisel die erste Position zurück und brachte sogleich Abstand zwischen sich und Barisone. Dahinter folgte Federico Glorioso im leichtgewichtigen Gloria C8P, der von Startposition drei aus ins Rennen gegangen war. Schon beim AvD 100 Meilen Finale der letzten Saison hatte sich der nur 400kg schwere Renner mit einem Suzuki Hayabusa Motor ausgestattet als ein ernstzunehmender Gegner präsentiert.
Glorioso musste sich aber schon in der vierten Runde dem Druck von Siegmar Pfeifer beugen, der bei seiner ersten Vorstellung im PRC Turbo eine starke Leistung ablieferte. Nach Problemen im Qualifying von ganz hinten gestartet, ging es gleich nach dem Start flott nach vorne. In Runde zwölf kassierte Pfeifer dann noch den Zweitplatzierten Mauro Barisone. Für Gerd Beisel wurde die Luft zunehmend dünner und es schien auf ein interessantes Duell um den Gesamtsieg hinauszulaufen, als Beisel vor der zweiten Schikane bei Tempo 260 plötzlich der linke Hinterreifen platzte. „Ich konnte noch etwas verzögern und habe Glück gehabt, dass ich nicht eingeschlagen bin. Bis zu dem Zeitpunkt lief es richtig gut“ so Beisel nach dem Rennen.
Doch auch Pfeifer/Payr sollte die Führung kein Glück bringen. Nachdem schon zuvor Mauro Barisone mit hörbar technischen Problemen zu kämpfen hatte und in Runde 27 den Lucchini endgültig abstellen musste, kam für Wolfgang Payr ebenfalls das Aus. Der Österreicher hatte nach 19 Runden das Steuer von Pfeifer übernommen und den PRC Turbo sieben Runden später wieder in Führung gebracht. „Bei der Antriebswelle hat sich die Manschette gelöst, dann ist das Fett raus und sie ist zusammengeschmort. Ende der Vorstellung. Kleines Teil große Wirkung“, zeigte sich Payr enttäuscht. „Das wäre natürlich das Sahnehäubchen zu diesem Wochenende gewesen“, so der Österreicher weiter.
Damit lagen Sven Barth und Tommy Tulpe sieben Runden vor Schluss in Führung. Barth war lange bis zur 21. Runde auf der Strecke geblieben und übergab den Ligier in Führung liegend an Tommy Tulpe. „Der Start verlief relativ gut, ich konnte einen Platz gut machen und den Gloria vor mir halten. Der fiel dann genau wie Beisel aus, so dass ich nach vorne gespült wurde“, so Barth. Nach dem Boxenstopp kam Tommy Tulpe hinter Pfeifer/Payr, sowie dem PRC Honda mit Mirco Schultis und Bruno Küng, wieder raus. Für die zwei PRC Piloten hatte es anfangs nicht schlecht ausgesehen, als Schultis auf Position die Box zum Fahrerwechsel und fünfminütigen Pflichtstopp ansteuerte. Vier Umläufe steuerte Küng erneut die Box an, war dabei aber zu schnell, so dass er zusätzlich eine Drive-Through-Strafe aufgebrummt bekam. „Zunächst lief alles ganz gut. Dann kam Bruno Küng an die Box und teilte mit, immer wenn er bremst gibt er Gas. Wir wissen aber noch nicht was die Ursache dafür war.“ Damit waren Schultis/Küng beim Kampf um den Sieg endgültig aus dem Rennen. „.Aber für vier Mal an der Box noch zweiter werden, damit können wir zufrieden sein, wenn man sieht was für Sportwagen heute am Start waren“, so Schultis. Da der schnelle Gloria C8P seit der zwölften Runde an der Box stand, war der Weg zum Sieg von Sven Barth und Tommy Tulpe nun endgültig frei. „Wir hatten natürlich das Glück, dass vor uns so viele Fahrzeuge ausgefallen sind. Normalerweise wären wir mit unserem Auto auf dieser Strecke nicht wettbewerbsfähig. Dafür fehlen uns so an die 20 PS, auf die große Klasse um die 60. Im Prinzip war es ein geschenkter Sieg, anders kann man es nicht sagen. Das Auto war aber standhaft, dafür haben wir ja gearbeitet und somit sind wir eben doch vorne“, zeigte sich Tommy Tulpe zufrieden.
Jürgen Bender und Martin Dechent machten dahinter auf dem zweiten Gesamtplatz die Meisterschaft bei den GT- und Tourenwagen vorzeitig perfekt. In einem packenden Finale fing Jürgen Bender, der den zweiten Stint übernommen hatte, die Klassenführenden Koller/Thumann in Runde 33 noch ab. „Am Schluss war es dann sehr eng und ich habe mächtig gefightet und den Sieg noch eingefahren„, freute sich der neue Meister. Leittragender war Manfred Thumann der sich bis zum Schluss nicht geschlagen gab. „Am Ende haben die Reifen abgebaut. In der Parabolica hatte ich dann noch einen Quersteher und da ist der Jürgen Bender wieder vorbeigekommen. Ich habe dann versucht nochmals aufzuholen, aber es hat nicht mehr gereicht“, so Thumann. Die Partner der beiden Porschepiloten hatten sich bereits vor den Stopps beharkt und die Zuschauer auf den Tribünen mit ihrem Zweikampf gefesselt. Während sich Martin Dechent mit Reifenproblemen herumärgern musste, ließ es Hans-Peter Koller gut angehen. Dabei hielt er sowohl die deutlich leistungsstärkere Chrysler Viper GTS-R vom italienischen Lanza Motorsport Team, als auch K-1 Attack mit Dick Kvetnansky am Steuer in Schach. Spannend wurde es, als Dechent immer größer im Rückspiegel auftauchte und in Runde 13 vorbeikam. Zeitgleich bogen die beiden Cup Porsche nach 22 Rennrunden in die Boxengasse ein. Zunächst blieb Bender vorne, doch Manfred Thumann schnappte sich den Neckarsulmer zwei Umläufe später. „Zunächst hatten wir Probleme mit den Reifen. Zum Glück konnten wir rechtzeitig zum Wechseln an die Box und haben auf einen anderen Reifentyp umgestellt. Ich musste dann mit kalten Reifen rausfahren, was natürlich nicht so gut war“ erklärte Bender die Situation.
Während die Lanza Viper ebenfalls ausfiel, zeigte Dick Kvetnansky mit seinem K-1 Attack das Potential des seltenen GT-Sportwagens. „Es war ein tolles Wochenende und ich hatte viel Spaß. Ich war zum ersten Mal in einem deutschen Cup dabei. Es war ein hohes Niveau. Vielleicht fahre ich auch in Hockenheim, denn die Strecke dort passt sehr gut zu unserem Auto“, so Kvetnansky. Das Rennfahrzeug wurde in den letzten zwei Jahren mit vielen Modifikationen an der Aerodynamik und am Rahmen aufgebaut und leistet mit seinem 2,8 Liter Powertec-Motor 420 PS. „Wir möchten zeigen, dass das Fahrzeug konkurrenzfähig ist“, was mit dem vierten Gesamtplatz auch gelang. Der Attack mit K-1 Firmengründer Kvetnansky am Steuer holte obendrein in der GT4-Division vor dem Schweizer Lorenz Frey im Mitsubishi Evo 10 und den beiden Italienern Simoncini/Meroni im Nissanz 350 Z noch den Klassensieg.
Während vor dem Finale in Hockenheim vom 08.-09. Oktober mit Jürgen Bender und Martin Dechent die Meister der GT- und Tourenwagen schon feststehen, wird es bei den Sportwagen zwischen Tabellenführer Mirco Schultis und Gerd Beisel noch spannend.