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04.10.2011

Enttäuschendes „Petit Le Mans“ für Audi

Extrem enttäuschend verlief für Audi das 1.000-Meilen-Rennen "Petit Le Mans" in Road Atlanta (US-Bundesstaat Georgia). Im Kampf um die Führung wurde Romain Dumas im Audi R18 TDI #1 in Runde 297 unverschuldet in einen Unfall verwickelt, der zum Ausfall führte. Den zweiten Audi R18 TDI nahm das Audi Sport Team Joest nach mehreren Kollisionen aus Sicherheitsgründen vorzeitig aus dem Rennen.

Sieben Stunden lang durften die Audi-Fans auf den zehnten Sieg der Marke mit den vier Ringen beim prestigeträchtigen US-Langstrecken-Klassiker hoffen. Timo Bernhard, Romain Dumas und Marcel Fässler lieferten sich im Audi R18 TDI mit der Startnummer "1" packende Duelle mit der Konkurrenz. Nur acht Runden benötigte Marcel Fässler, den von der Pole-Position gestarteten Peugeot erstmals von Platz eins zu verdrängen.

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Obwohl das Audi-Trio im extrem dichten Verkehr auf der nur 4,088 Kilometer langen Rennstrecke sehr behutsam agierte und Berührungen vermied, konnten sich die drei Audi-Piloten zeitweise eine volle Runde Vorsprung auf die Verfolger erarbeiten. Dieser wurde zunichte gemacht, als auf der Strecke liegende Teile eines anderen Fahrzeugs einen Kühlluftschacht des R18 TDI verstopften und ein außerplanmäßiger Boxenstopp notwendig wurde. Eine 20-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe kostete zusätzliche Zeit.

Trotzdem blieben Bernhard/Dumas/Fässler immer in der Führungsrunde und konnten mit schnellen Rundenzeiten wieder zum führenden Peugeot aufschließen. Am Ende der siebten Stunde startete Romain Dumas einen ersten Angriff auf Franck Montagny, bei dem es in der Schikane vor Start und Ziel zu einer leichten Berührung kam und der Audi-Pilot fünf Sekunden verlor. Nur wenige Runden später holte Dumas den Peugeot erneut ein. Als dieser ein GT-Fahrzeug touchierte, konnte sich Dumas am Anfang der Gegengeraden neben Montagny setzen, wurde jedoch vom Peugeot-Pilot in der Beschleunigungsphase abgedrängt. Beim Versuch, eine Kollision mit dem Peugeot zu vermeiden, touchierte Dumas ein GT-Fahrzeug und prallte vehement gegen die Streckenbegrenzung. Damit fand das bis dahin großartige Rennen des Audi R18 TDI mit der Startnummer "1" ein enttäuschendes Ende.

Das Schwesterauto mit der Startnummer "2" verlor bereits in der Anfangsphase alle Chancen auf den Sieg. Tom Kristensen hatte gleich zu Beginn zwei Berührungen mit langsameren Fahrzeugen. Folge der ersten waren ein Reifenschaden und eine beschädigte Fronthaube. Später wurde Allan McNish am Heck von einem GT-Fahrzeug getroffen. Neben Fahrwerks- und Karosserieteilen musste die Kupplung gewechselt werden, wodurch die Startnummer "2" insgesamt über eine Stunde verlor und aussichtslos zurückfiel. Weil aufgrund der diversen Berührungen zudem Probleme mit der Lenkung auftraten, entschied das Audi Sport Team Joest, das Fahrzeug von Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish nach 302 Runden aus Sicherheitsgründen aus dem Rennen zu nehmen.

Stimmen nach dem Rennen

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): "Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben sieben Stunden lang um den Sieg gekämpft und lagen mehrmals in Führung. Unser bestes Auto und den besten Peugeot haben stets nur ein paar Sekunden getrennt. Leider wurde Romain Dumas vom führenden Peugeot abgedrängt, als er versucht hat, ihn zu überholen. Dabei kam es zu einem Kontakt mit einem zu überrundenden GT-Fahrzeug und einem Unfall, der zum Ausfall führte. Das war extrem schade, denn wir hatten die Performance, um dieses Rennen zu gewinnen. Ich denke, es war nicht notwendig, den Angriff von Romain so brutal abzuwehren – so etwas gehört schon gar nicht in den Langstrecken-Sport, vor allem nicht bei diesen hohen Geschwindigkeiten. Das zweite Auto ist schon früh in mehrere kleine Kollisionen verwickelt worden und war nach einer längeren Reparatur aus dem Rennen um den Sieg, obwohl es Zeiten der Spitzengruppe fuhr. Wir gratulieren Peugeot zum Sieg und zum ILMC-Titel. Es bleibt heute aber ein nicht ganz so schöner Beigeschmack."

Dindo Capello (Audi R18 TDI #2): "Audi hat generell einmal mehr eine starke Leistung abgeliefert. Wir haben gezeigt, dass wir ein schnelles Auto haben. Doch unvorhersehbare Zwischenfälle haben dafür gesorgt, dass wir das Ergebnis dafür nicht ernten konnten. Was unser Auto angeht, so haben wir heute einige Kollisionen gehabt, die durch die Fahrer langsamerer Fahrzeuge hätten vermieden werden können. Das hat uns schön früh unser Rennen gekostet. Nach einer langen Reparatur habe ich einen Dreifachstint absolviert, der meiner Meinung nach ein gutes Comeback nach dem Rennen in Le Mans darstellte. In dieser Hinsicht bin ich zufrieden, doch die Enttäuschung für das gesamte Team überwiegt natürlich. Unser ‚Schwesterauto‘ hatte die Chance, das Rennen zu gewinnen. Schade für Timo (Bernhard), Romain (Dumas) und Marcel (Fässler), die mehr verdient gehabt hätten."

Tom Kristensen (Audi R18 TDI #2): "Ich bin extrem enttäuscht. Vor allem tun mir alle im Audi-Team leid, die unheimlich hart gearbeitet haben. Wir hatten mit unserem Auto gleich zu Beginn ein paar Zwischenfälle, die uns etwas zurückgeworfen haben. Besonders hart getroffen hat uns der Kupplungswechsel. Auch dabei haben die Mechaniker einen tollen Job gemacht, ohne dafür belohnt zu werden. Ich denke, dass es fantastisch gewesen sein muss, dieses Rennen zu beobachten – zumindest über weite Phasen. Aber einige Zwischenfälle waren aus meiner Sicht heute etwas zu viel des Guten. Wir müssen nachdenken, was man in Zukunft in dieser Beziehung verbessern kann."

Allan McNish (Audi R18 TDI #2): "Es waren hier viele Autos auf der Strecke und wir wussten, dass der Verkehr zu Problemen führen würde. Tom (Kristensen) hatte sehr früh eine leichte Berührung, die uns etwas zurückgeworfen hat. Wir hatten aber schon wieder ganz gut aufgeholt, als ich einige GT-Fahrzeuge überholt habe und mich ein LMP etwas geschnitten hat. Ich habe gebremst und wurde von hinten von einem der GT-Fahrzeuge getroffen. Dadurch wurde ich herumgedreht und das Auto war ziemlich beschädigt. Auf dem Weg zurück zur Box ging auch noch die Kupplung kaputt. Aufgeben mussten wir schließlich, weil wir wegen all der Treffer, die das arme Auto in diesem Rennen einstecken musste, Probleme mit der Lenkung bekamen. Es war enttäuschend für Tom (Kristensen), Dindo (Capello) und mich. Wir hatten das Gefühl, ein gut balanciertes Fahrzeug zu haben, mit dem wir um den Sieg hätten kämpfen können."

Timo Bernhard (Audi R18 TDI #1): "Ich denke, dass das gesamte Team rund um das Auto mit der Startnummer ‚1‘ heute einen außerordentlich guten Job gemacht hat. Das trifft auf die Boxenmannschaft aber auch auf uns Fahrer – Romain (Dumas), Marcel (Fässer) und mich – zu. Wir haben keine Fehler gemacht, uns trotz einer Stop-and-Go-Strafe immer in der Runde mit dem Führenden gehalten und waren stets in Schlagdistanz zum Sieg. Das Ende kam leider sehr abrupt. Das haben wir nicht verdient, denn wir haben hart gekämpft und sind dabei immer fair gefahren. Wir hatten einen guten Rhythmus und das richtige, kalkulierte Risiko gefunden. Leider hat es Franck Montagny übertrieben, Romain (Dumas) abgedrängt, der ein langsameres Auto getroffen hat. Das war unfair. Ich bin sehr enttäuscht von Montagny."

Romain Dumas (Audi R18 TDI #1): "Vom Start an hatten wir ein gut ausbalanciertes Auto. Wir wussten, dass wir trotz des dichten Verkehrs Unfälle vermeiden mussten. Das hat gut funktioniert. Alle drei haben wir gute Stints absolviert, obwohl wir vorsichtig gefahren sind. Ich bin auf den führenden Peugeot aufgelaufen und habe versucht ihn ein erstes Mal zu überholen. Schon da haben wir uns leicht berührt. Beim zweiten Mal hatte er zuvor eine Berührung mit einem GT-Porsche und hat an Tempo verloren. Ich wollte die Chance nutzen. Franck Montagny hat gewusst, dass ich ihn überholen werde und ist absichtlich auf meine Linie gefahren. Vielleicht war ich zu nett, denn ich habe nach links gelenkt, um eine Berührung zu vermeiden. Dabei habe ich den langsameren Porsche getroffen. Ein sehr dummes Manöver von Montagny."

Marcel Fässler (Audi R18 TDI #1): "Ich hatte einen guten Start, musste aber in den ersten drei Runden Sébastien Bourdais im Peugeot ziehen lassen. Danach war mein Auto aber so gut, dass ich ihn einholen und sogar überholen konnte. Alles in allem hatten wir ein sehr konkurrenzfähiges Auto, das nicht nur bei mir sondern auch bei Timo (Bernhard) und Romain (Dumas) gut funktioniert hat. Selbst nach kleineren Problemen konnten wir uns immer wieder heranarbeiten. Ich denke, das gesamte Team und auch wir Fahrer haben in dieser Hinsicht alles richtig gemacht. Das Manöver von Franck Montagny war ganz klar nicht sauber. Dieses Wegdrängen ist nicht korrekt und man hat das Resultat daraus gesehen. Das ist schade, denn die Zuschauer hätten ein gutes Finale verdient. Und wir, bis zum Ende mit um den Sieg mitzukämpfen."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest): "Das war ohne Frage eines der enttäuschendsten Rennen, das ich jemals erlebt habe. Das Auto mit der Nummer ‚2‘ stand sich heute etwas selbst im Weg und war in Kollisionen verwickelt. Das hat zu langen Reparaturen geführt und es war früh aus dem Kampf um vordere Plätze raus. Wir haben es danach als Reifen-Testauto für die Nummer ‚1‘ verwendet. Die war immer vorn dabei, hat immer um die Führung gekämpft und das Rennen phasenweise angeführt. Gerade als Romain (Dumas) die Führung zurückholen wollte, hat sich Franck Montagny im Peugeot mit einem – wie ich meine – fragwürdigen Manöver verteidigt. Das endete für Romain in der Mauer. Danach haben wir auch die Nummer ‚2‘ aus Sicherheitsgründen zurückgezogen, nachdem wir auf der Telemetrie Probleme mit der Lenkung gesehen haben. Schade, denn wir hatten heute ganz klar die Pace, um zu siegen."