Automobilsport
25.02.2011
Audi-Piloten im Fitness-Check
Eine Woche lang standen Mattias Ekström, Tom Kristensen, Timo Scheider & Co auf dem Prüfstand des Allgäuer Sport- und Wellnesshotels. Dabei ging es nicht nur darum, den körperlichen und mentalen Zustand der Profi-Rennfahrer unter medizinischer Aufsicht zu analysieren. "Ein ganz wichtiges Ziel unseres Wintercamps war es, die Mannschaft zusammenzuschweißen und die vier neuen Fahrer, die unser Team in diesem Jahr verstärken werden, gut zu integrieren", betont Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. "Deshalb sind traditionell auch die Teamchefs beim Wintercamp dabei."
"Die Kernmannschaft ist inzwischen auf rund 20 Personen angewachsen", sagt Dr. Christian John. "Das ist schon eine recht große Mannschaft und nicht mit jener Handvoll Fahrer zu vergleichen, mit der wir früher beim Fitness-Training im Engadin waren. Damals ging es noch in erster Linie darum, die Kondition zu verbessern. Heute haben alle Piloten eine hohe Grundfitness. Wir sehen das Ergebnis unserer jahrelangen Arbeit."
Zu Beginn des Wintercamps mussten sich die Fahrer einer medizinischen Untersuchung unterziehen, bei der die Blutwerte und die Ausdauer auf dem Fahrrad-Ergometer überprüft wurden. "Bei jenen Piloten, die schon länger bei uns sind, kann man so gute Vergleiche über die Jahre ziehen und aufzeigen, wo es vielleicht noch Defizite gibt", so Dr. John. Aber die gibt es kaum: "Wir haben in den vergangenen Jahren gerade in Le Mans oft Rennen gewonnen, weil unsere Fahrer fit waren und nachts problemlos vier Stints am Stück fahren konnten. Die Konkurrenz hat in dieser Beziehung etwas aufgeholt - aber ich glaube, wir sind da noch immer ein kleines Stück voraus."
Das Tagesprogramm auf der Sonnenalp war jeweils zweigeteilt: morgens 30 Minuten Stretching, anschließend Ausdauertraining mit den Schwerpunkten Skating, Langlaufen und Schneeschuhwandern, und am Nachmittag Mannschafts-Sport wie Fußball-Tennis und Volleyball.
Dass Rennfahrer Hochleistungssportler sind und extrem fit sein müssen, hat sich inzwischen herumgesprochen. "Vor allem Ausdauer und Kraftausdauer sind im Motorsport wichtig", erklärt Dr. John. "Und zwar in der DTM genauso wie in Le Mans. In der DTM müssen die Piloten mit den hohen Temperaturen im Cockpit klarkommen. Dafür ist das Rennen nicht so lang. In Le Mans ist Ausdauer über mehrere Stunden gefragt."
Bei den Le-Mans-Piloten hat der Teamarzt aktuell im Blick, dass Audi in diesem Jahr erstmals seit 1999 mit einem geschlossenen Sportwagen an den Start geht. "Das Reglement schreibt zwar vor, dass die Temperaturen einen gewissen Wert nicht überschreiten dürfen", sagt Dr. John. "Aber trotzdem ist die Luft im Cockpit trockener und wärmer als bei einem offenen Sport-Prototyp. Deshalb wird es wichtig sein, eine Trinkflasche am Bord zu haben."
Generell müssen Rennfahrer vor einem Rennen viel Flüssigkeit aufnehmen können und Hitze vertragen. "Ausdauertraining hilft dem Körper, diese Belastungen besser wegzustecken", so Dr. John. Das zweite große Thema sei die Nackenwirbelsäule. "Die ist bei einem Rennfahrer stark beansprucht. Deshalb muss die Nacken- und Schultermuskulatur speziell trainiert werden. Dafür gibt es Übungen und Geräte, die alle unsere Fahrer zuhause haben."
Generell sei es jedoch wichtig, dass die Fahrer den Körper insgesamt fit halten und trainieren. "Arme, Beine, Nacken, dass muss alles im Ganzen gesehen werden", erklärt Dr. John. "Ein besonders gutes Training für Rennfahrer sind langes Laufen. Deshalb bin ich sehr froh, dass viele unserer Piloten regelmäßig an Marathons teilnehmen."
Seine Bilanz nach einer Woche auf der Sonnenalp fällt positiv aus: "Wir haben ein sehr hohes Fitness-Niveau gesehen", so Dr. Christian John. "Und die Fahrer, die neu zu uns stoßen sollen, haben sich schnell und gut integriert. Aus meiner Sicht kann die Saison 2011 beginnen."