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Kartsport Allgemein
24.08.2011

Show, Sport und Spaß beim Kerpener Jubiläumsrennen

50 Jahre Kart-Club Kerpen-Manheim feierte man am vergangenen Mittwoch (24. August 2011) im rheinländischen Motorsport-Mekka. Dabei hätte es doch eigentlich vielmehr 50 Jahre Rennsportfreunde Graf Berghe von Trips heißen müssen, dem ursprünglichen Vereinstitel am Gründungstag des 9. August 1961.

Wer hätte damals gedacht, dass die eigentlich als Fanclub ins Leben gerufene Gemeinschaft einmal zu einer der bekanntesten Motorsport-Schulen überhaupt werden würde? Wahrscheinlich niemand. Auch die längst vergessene clubeigene Kartbahn in Horrem, die 1965 das Licht der Welt erblickte, kennt heute keiner mehr – ganz zu Schweigen vom langjährigen Vereinsnamen Go-Kart-Club Horrem. Und doch gehört all dies zu einem halben Jahrhundert Kartsportgeschichte des heutigen Kart-Club Kerpen-Manheims, die erst im März 1980 so richtig Fahrt aufnahm. Denn vor 31 Jahren wurde der heutige Erftlandring, damals die größte Kartbahn Deutschlands, in Betrieb genommen. Fortan ging es steil bergauf. In unzähligen Rennen, darunter auch Welt- und Europameisterschaften, verdienten Tausende von Kartfahrern ihre ersten Sporen in Kerpen. Motorsport-Legende Ayrton Senna drehte auf dem 1.107 Meter langen Kurs ebenso seine ersten Runden wie Christian Fittipaldi, Mika Häkkinen oder Allan McNish.

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Die Nachwuchsarbeit war schon früh ein Grundstein für den bis heute andauernden Erfolg des Kart-Club Kerpen-Manheims. Schon in den 90er Jahren war man mit dem äußerst populären NRW-Cup wegweisend im Bereich der Förderung unterwegs. Bis heute sind hochdotierte Preisgeld-Rennen wie das traditionelle Memorial, die Bambini-Kartschule und die Kerpener Kart-Challenge ein Zeugnis für vorbildliche Basisarbeit des Clubs.

Und diese hat sich bekanntlich bezahlt gemacht: So kommen die aktuellen und ehemaligen Former 1-Fahrer und Weltmeister Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Ralf Schumacher, Heinz Harald Frentzen und Nick Heidfeld nicht von ungefähr aus den Reihen des Kart-Club Kerpen-Manheims. Namen wie Jörg Müller, Frank Biela, Sven Heidfeld, Claudia Hürtgen, Lucas Luhr, Christian Menzel oder Bernd Schneider bilden nur einen kleinen Auszug aus einer langen Liste von Rennsportgrößen die 50 Jahre Clubgeschichte auf ihre Art geprägt haben.

Stellvertretend für die vielen erfolgreichen Sportler, die in der Chronik des Clubs ihre Würdigung finden, gehörten F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher, der amtierende F1-Champion Sebastian Vettel, DTM-Star Ralf Schumacher und BMW-Werksfahrer Jörg Müller zu den prominentesten Gratulanten, die am 24. August in der Steinheide den 50. Club-Geburtstag feierten. Und nicht nur das: Ralf Schumacher und Jörg Müller ließen es sich nicht nehmen, sogar in den ausgeschriebenen Rennen selbst ins Lenkrad zu greifen. Michael Schumacher und Sebastian Vettel blieb dies leider verwehrt, zu groß das Risiko und zu knapp die Zeit bis zum nächsten Formel 1 Grand Prix in Spa-Francorchamps. Dennoch juckte es die beiden F1-Stars ganz offensichtlich im Gasfuß und letztlich kamen sie nicht drum herum, sich doch für einige spektakuläre Showrunden ins Kart zu setzen. Zusammen mit Weggefährten ihrer Kartzeit fuhren sie im KZ2-Kart ein „Mini-Rennen“ und stellten sich im Anschluss den Fragen der Presse, während die historischen Karts die Zuschauer mit ihren Demo-Runden auf eine Zeitreise mitnahmen.

Die 1.500 Zuschauer bekamen jedoch nicht nur ihre Idole zu sehen. Vor ausverkauften Tribünen hatten auch die Stars von morgen ihren großen Auftritt. Viele namhafte Vertreter von Hörfunkanstalten, TV-Stationen, Tageszeitungen und Fachmagazinen machten das Event zum medialen Großereignis, was den rund 100 Nachwuchspiloten aus den Klassen der Bambini, KF3, KF2 und KZ2 eine besonders attraktive Plattform bot.

Bambini: Julian Shirazi setzt sich im Finale durch
Manuel Klein trumpfte bei den Jüngsten mächtig auf. Nachdem er schon im Zeittraining ganz vorne rangierte, führte auch im ersten Vorlauf kein Weg an ihm vorbei. Hinter dem Sieger komplettierten David Brinkmann und Gilian Lipinski den Zieleinlauf. Erst im zweiten Vorlauf wurde Klein entthront. Bei teilweise feuchten Streckenbedingungen kam nun die Stunde von Kevin Hilgenhövel (KSM Racing Team), der sich mit Slicks hervorragend in Szene setzte und das Rennen gewann. Klein sicherte sich dahinter den zweiten Platz vor Brinkmann.

Das Finale mischte das Klassement noch einmal kräftig durch. Pole-Setter Manuel Klein wurde schon am Start einige Positionen zurück gereicht und musste zusehen, wie sich vorne Gilian Lipinski, Julian Shirazi und Kevin Hilgenhövel um die Spitze stritten. Das Trio löste sich vom Rest des Feldes und bot den Zuschauern einen atemberaubenden Dreikampf um den Sieg, in welchem die Positionen ständig wechselten. In der letzten Runde war dann auch Klein plötzlich wieder dran. Die Entscheidung fiel erst in der letzten Kurve und im Fotofinish war es Shirazi, der sich haudünn vor Hilgenhövel, Klein und Lipinski den Jubiläumssieg sichern konnte.

KF3: Marvin Dienst jubelt über Tagessieg
Leonardo Momcilovic (Schwabe Motorsport) glänzte im Zeittraining mit der Bestzeit von 45.004 Sekunden und konnte auch im ersten Vorlauf seinen Vorteil nutzen. Er verteidigte seinen Platz an der Sonne vor Kirill Karpov (Team Zinner) und Marvin Dienst (ADAC Nordbaden). Anders das Bild im Finale: Bei leichtem Nieselregen kam diesmal Marvin Dienst am Besten zurecht und kreuzte vor Kim-Luis Schramm (KSM Racing Team) und Leonardo Momcilovic als Erster den Zielstrich. In der Addition der Vorläufe stand somit Momcilovic auf der Pole-Position fürs Finale der 31 Junioren.

Diesen Vorteil verspielte er jedoch schon am Start und rutschte einige Positionen zurück, während vorne Marvin Dienst und Kim-Luis Schramm die Pace diktierten. Bei zunehmender Renndistanz setzten sich beide deutlich von den Verfolgern ab und machten den Sieg unter sich aus. Nach mehreren Positionswechseln sollte Dienst am Ende knapp die Nase vorn haben. Das Podium komplettierte am Abend Alex Lambertz (Jedi Racing Team), der sich in den 23 Runden auf Position drei vorschieben konnte.

KF2: Marvin Kirchhöfer feiert Sieg
David Detmers (KSM Racing Team) trumpfte im Zeittraining mit der Bestzeit auf. Diese konnte er im ersten Vorlauf jedoch nicht ganz umsetzen und fiel bis auf Rang drei zurück. Vorne holte sich Marvin Kirhchhöfer (dp-RK official Racing Team) den Sieg vor Hendrik Grapp (KSM Racing Team). Der zweite Vorlauf mischte die Karten bei einsetzendem Nieselregen neu und das slickbereifte Feld hatte entsprechend Mühe sich den neuen Bedingungen anzupassen. Am besten kam Maximilian Klos (DR Germany) zurecht, der die Rutschpartie vor Christian Voß (CV-Racing) und Tom Lorkowski (Jedi Racing Team) für sich entschied.

Für das Finale stand Kirchhöfer vor Lorkowski, Klos und Voß damit auf der besten Startposition. Der Pole-Setter setzte sich am Start auch gleich in Führung und setzte sich zusammen mit Lorkowski im Schlepptau schnell von den Verfolgern ab. Über die gesamte Renndistanz wechselten sich beide in der Führungsarbeit ab bevor Kirchhöfer im Schlussspurt die besseren Nerven hatte und sich haudünn den Sieg vor dem Rösrather holte. Hinter dem Führungsduo wehrte sich Voß zu Rennbeginn gegen die Verfolger, musste aber schnell das KSM-Duo David Detmers und Hendrik Grapp passieren lassen, welches in erwähnter Reihenfolge den Zieleinlauf der ersten vier komplettierte.

KZ2: Heimsieg für Marcel Jeleniowski
Lokalmatador Marcel Jeleniowski (KSM Racing Team) und das internationale Schaltkart-Ass Bas Lammers (Intrepid) gaben den Ton in der KZ2 an. Im Zeittraining markierte Marcel Jeleniowski die Bestzeit. Doch im ersten Vorlauf konnte der Bornheimer den ersten Platz nicht halten. Lammers entschied den Lauf für sich und verdrängte Marcel Jeleniowski und Michele Di Martimo (Jedi Racing Tream) auf die weiteren Positionen. Auch im zweiten Heat ließ der Niederländer nichts anbrennen und gewann vor Riccardo Negro (DR Germany) und Marcel Jeleniowski.

Lammers stand somit auf der Pole-Position fürs Finale. Diese konnte ihm Jeleniowski aber schon unmittelbar nach dem Start streitig machen bevor beide erst einmal einen Waffenstillstand schlossen und sich weit vom Rest des Feldes absetzten. Bis zum Fallen der Zielflagge war nicht klar, wer von beiden das Rennen machen sollte. Nnach mehreren Führungswechseln setzte sich Jeleniowski durch und sicherte sich den Heimsieg vor Lammers. Auch die Entscheidung um den dritten Podestplatz verlief spannend. Riccardo Negro und Michele Di Martino meldeten hier ihre Ansprüche an und behakten sich über die gesamte Renndistanz bevor Negro am letztlich das bessere Ende für sich verbuch konnte. Ralf Schumacher lag im Finale unter den Top Ten, musste sein Kart aber vorzeitig abstellen. Dennoch war der DTM-Pilot gut gelaunt: „Eigentlich habe ich ja gedacht, dass ich hier ein kleines Spaßrennen fahre, aber das Fahrerfeld ist so hochkarätig, was im Übrigen für die gesamte Veranstaltung gilt, dass es gar nicht so einfach ist, ganz vorne mitzumischen. Trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht und das ist die Hauptsache.“

Am Abend war das Organisationstrio um Club-Präsident Gerhard Noack, Sportleiterin Christa Fritzsche und Pressesprecher Willi Neffgen äußerst zufrieden mit dem Ablauf der Veranstaltung, aber auch sichtlich erleichtert, das Event erfolgreich über die Bühne gebracht zu haben. „Der Kart-Club Kerpen-Manheim ist natürlich sehr erfahren in der Organisation von Kartveranstaltungen, aber ein solches Großereignis wie heute hält ganz andere Herausforderungen parat. Wir sind uns sicher, dass sowohl die Fahrer, als auch die Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sind und wir eine tolle Veranstaltung erlebt haben. Ein großer Dank an alle Beteiligten, Sponsoren und Helfer, die so tatkräftig zum Gelingen unseres 50. Geburtstags beigetragen haben.“ Und auch die F1-Stars zeigten sich begeistert vom Jubiläumsrennen: „Es ist immer wieder toll zurück zu den Wurzeln zu kommen und alte Gesichter und Freunde zu treffen“, erklärte Sebastian Vettel und Kollege Michael Schumacher ergänzte: „Dass so viele Zuschauer erschienen sind, um sich mit uns zusammen am Kartsport zu erfreuen und das Jubiläum zu feiern, macht das Event zu einem unvergesslichen Ereignis.“
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