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ADAC Procar
01.11.2012

Florian Mai: „Man sollte seine Augen überall haben!“

Das Reglement der ADAC Procar wird jeweils zu Beginn der Saison festgelegt und ist – bis auf wenige Änderungen – in den letzten Jahren gleich geblieben. Dass das Reglement auch eingehalten wird, kontrollieren Florian Mai und Gerhard Gräber, die Technischen Kommissare der ADAC Procar an den Rennstrecken. Florian Mai hat in diesem Jahr sein erste komplette Saison mit der ADAC Procar erlebt und gibt einen Einblick in seine Arbeit.

Florian, dein erstes komplettes Jahr in der ADAC Procar liegt hinter dir. Gab es aus Technikersicht große Fehltritte oder hast du zusammen mit deinem Kollegen Gerhard Gräber die Teams im Griff?

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Florian Mai: „Große Fehltritte gab es in der Saison eigentlich nicht. Natürlich ist hier und da mal etwas nicht zu 100% dem Reglement entsprechend, aber meistens nicht einmal absichtlich. Die Teams werden dann von uns während der technischen Abnahme darauf hingewiesen und ändern es. Wenn es nicht geändert wird, müssen sie nach dem Zeittraining oder den Rennen mit einer Bestrafung rechnen. Betrugsversuche gab es aber aus unserer Sicht keine.“

Was sind die wichtigsten Eigenschaften eines Technikers, um eventuelle Reglementverstöße frühzeitig zu erkennen?

„Eine gute Kenntnis des Reglements ist Voraussetzung. Manchmal muss man schon noch einmal nachlesen, aber so lange man weiß, wo der entsprechende Passus steht, ist das ok. Außerdem sollte man am besten seine Augen überall haben und die Fahrzeuge möglichst häufig miteinander vergleichen. Bei uns ist es schwieriger, Verstöße zu sehen als z.B. in einem Cup, in dem alle Fahrzeuge identisch sind. In der ADAC Procar gibt es mehrere Marken und Typen, was ja auch gut so ist und für Abwechslung sorgt, aber für uns als Techniker ist es eine große Herausforderung.“

Was wurde in diesem Jahr besonders kontrolliert und warum?

„Eigentlich haben wir kein besonderes Augenmerk auf ein bestimmtes Teil gelegt. Wir haben aus allen Bereichen Stichproben genommen und darauf geachtet, dass jedes Team mal bei einer Kontrolle dabei war. Es kam auch vor, dass wir alle Fahrzeuge einer Division kontrolliert haben. So wurde zum Beispiel beim Rennen am Nürburgring bei allen Division-2-Fahrzeugen die Gesamtübersetzung geprüft. So schließen wir auch aus, dass einzelne Teams sich benachteiligt fühlen, weil sie häufiger kontrolliert werden als andere.“

Die ADAC Procar hat ein festes, am Anfang des Jahres festgelegtes, Reglement. Welche Vorteile bringt dies für die Teams mit sich?

„Planungssicherheit! Vor allem für die Teams, die neu in die ADAC Procar einsteigen wollen. Sie können ihre Fahrzeuge über einen längeren Zeitraum aufbauen und müssen nicht während der Aufbauphase wieder bestimmte Teile ändern. Dies gilt aber auch für unsere eingeschriebenen Teams. Änderungen während der Saison können einen sonst ziemlich zurück werfen.“

Durch das feste Reglement sind die Fahrzeuge in den beiden Divisionen auf einem Leistungslevel. Ausschlaggebend ist der Fahrer, der – je nachdem wie erfolgreich er war – mit Zusatzgewicht bedacht wird. Wann muss sich dieses Zusatzgewicht im Auto befinden? Und wozu ist es gut?

„Das Zusatzgewicht ist für uns eine einfache aber effektive Methode die Chancengleichheit während der Saison in Balance zu halten. So bekommen die drei schnellsten Fahrer des Rennens jeweils ein bestimmtes Gewicht zugeteilt, bis zur Reglements-Obergrenze. Dieses muss während der gesamten Veranstaltung fest im Fahrzeug verbaut sein. Die Fahrer bauen das Gewicht erst wieder ab, wenn sie nicht mehr die Top-Drei erreicht haben. Hier spielt auch das Leergewicht des Fahrzeuges keine Rolle, da das Zusatzgewicht immer fahrerbezogen ist. Bei einer Kontrolle werden also Zusatzgewicht und Fahrzeuggewicht extra gewogen.“

Man sieht dich und deinen Kollegen Gerhard Gräber bei den Sessions und während der Reparaturpause mit Argusaugen durch die Boxengasse laufen. Seid ihr stille Beobachter oder auch Ansprechpartner für die Teams bei kurzfristig auftretenden Fragen?

„Wir sind natürlich auch für die Teams bei Fragen da. Aber grundsätzlich sind wir während des Zeittrainings und der Rennen dafür da, die Einhaltung des Reglements sicherzustellen. Besonders achten wir auf die Reifen, wann geschraubt wird und ob alle Vorschriften des Tankvorganges eingehalten werden.“

In der Division 1 darf nachgetankt werden, in der Division 2 nicht. Warum?

„Das ist unter anderem auch eine Kostenfrage. Beim Tankvorgang müssen gewisse Vorschriften eingehalten werden, die auch wieder bestimmte Ausrüstung erfordern. So sind für die Teamhelfer ein FIA-homologierter Overall, eine Kopfhaube und feuerhemmende Handschuhe notwendig. Es muss ein zusätzlicher Helfer mit einem Feuerlöscher bereit stehen und es dürfen nur genehmigte Betankungssysteme verwendet werden.“

Wie kontrolliert ihr, ob die Rennfahrzeuge auch mit den vorgeschriebenen Reifen von Dunlop unterwegs sind?

„Die Teams haben die Möglichkeit eine bestimmte Anzahl an Reifen zu kaufen. Diese sind mit einem Zahlencode versehen, welche von den Teams bis vor dem Zeittraining an die Serien-Organisation gemeldet werden müssen. Wir haben somit die Codes aller gezeichneten Reifen eines jeden Fahrzeuges über die gesamte Saison. Und diese Zahlencodes werden von uns während des Zeittrainings und der Rennen überprüft.“

Ein wichtiges Kontrollinstrument ist der Datalogger, der in jedem Fahrzeug verbaut sein muss. Was könnt ihr damit kontrollieren und wie kommt ihr an die Daten?

„Der Datalogger zeichnet die Motordrehzahl in Abhängigkeit von der Drosselklappenstellung auf. Damit kann kontrolliert werden, ob die maximal zulässige Motordrehzahl eingehalten wird. Bei den Fahrzeugen der Division 1 T könnte auch noch der Ladedruck aufgezeichnet werden. Die Datalogger werden also während der Veranstaltung eingesammelt und mittels einer speziellen Software ausgelesen.“

Du bist nicht nur in der ADAC Procar im Einsatz sondern warst auch beim Rallye WM-Lauf in Trier. Was sind die größten Unterschiede bei der Arbeit im Rahmen einer Rallye und auf der Rundstrecke?

„Leider hat der Einsatz bei der ADAC Rallye Deutschland dieses Jahr nicht geklappt, da es zeitliche Überscheidungen mit dem dem ADAC Masters Weekend am Lausitzring gab. Normalerweise bin ich aber schon noch bei einigen Rallyes tätig. Der große Unterschied bei einer Rallye liegt in dem zeitlichen Ablauf der Tätigkeit. Da man die Fahrzeuge eigentlich nur bei der Technischen Abnahme und dem Regrouping sieht, konzentriert sich die Arbeit auch auf diese Punkte. Bei Rundstreckenrennen hat man über die ganzen drei Tage mit den Rennfahrzeugen und den Teams zu tun. Interessant bei solch großen WM-Veranstaltungen ist jedoch die Schlussabnahme. Bei den Werksteams wird keine Rücksicht auf Kosten genommen und dann wird auch schnell mal ein Motor komplett auseinander gebaut.“

Zum Schluss noch eine wichtige Frage: Du bist eigentlich eher auf zwei Rädern zu Hause und fährst viel Mountainbike. Hast du trotzdem eine Lieblingsrennstrecke?

„Meine Lieblingsstrecke ist der Nürburgring. Ist ja fast meine Heimstrecke und dort bin ich auch während des Jahres öfter mal privat. Dann aber eher an der Nordschleife.“