Automobilsport
01.12.2012
DMSB mit Infoveranstaltung zu Gebühren
Wie Motorsport XL schon berichtete, überarbeitete die FIA für die Saison 2013 die Bestimmungen für Serien, die mehr als einmal im Ausland starten. Die seit Jahren gültige Regel stand in den letzten Wochen im Fokus der Breiten- und Clubsportserien. Mehr als 30 deutsche Serien und Veranstalter wandten sich auch in einem offenen Brief an den DMSB. (Offener Brief der Veranstalter)
DDie Angst und Verunsicherung der Serien war groß. Schließlich geht es hier zum Teil um deren Existenz, da in Spitzenfällen mehr als 50.000 Euro pro Saison mehr bezahlt werden müsse. Auch die Art und Weise wie der DMSB im Vorfeld der Diskussion mit der Sache umging, stieß auf Unverständnis.
Doch der DMSB als oberste nationale Sportbehörde reagierte umgehend und berief am Presse und Fachbesuchertag der Motor Show Essen, am Freitag, 30. November 2012, eine Informationsveranstaltung ein, bei denen DMSB Generalsekretär Christian Schacht, der neue Leiter Automobilsport Michael Günther, Dietmar Lenz (Koordination Automobilsport) und DMSB-Pressesprecher Michael Kramp anwesend waren. Und man darf es vorweg nehmen, dass einige Fragen geklärt wurden und die Serien/Veranstalter mit weniger Bauschmerzen nach Hause gingen. Christian Schacht machte seine Sache sehr gut und leitete das über zweistündige Meeting professionell und geschickt. Dabei gab er zu verstehen, dass es für ihn "Chefsache" sei, sich für die nationalen Serien einzusetzen. Er gab aber auch zu verstehen, dass es in Zukunft keine Ausnahmeregelungen mehr geben würde. Zusätzlich gab er auch zu, dass die Vorgehensweise bei den Veröffentlichungen "nicht ganz glücklich" war, es aber Fristen gab, die die "Angelegenheit für die bisherigen internationalen Serien dringend machte". Bei den nationalen Serien, die erstmals nun international fahren würden, gibt es dieses Zeitproblem bei der Anmeldung nicht.
Hintergrund des Dilemmas ist die neu installierte FIA-Abteilung für internationale Serien (IS), die eine Vielzahl von Rennserien als „unter Beobachtung“ gekennzeichnet hat, da sie gegen Vorgaben verstoßen haben. Zugleich hat der Weltverband nach Konsultationen mit verschiedenen nationalen Sportbehörden, darunter dem DMSB, eine neue Gebührenordnung erstellt, die statt einheitlicher Pauschalen nun eine gestaffelte Kostenstruktur in sechs Stufen vorsieht.
Als Grundlage für die Einteilung in die Serienstufen dient ihr sportlicher Anspruch. So werden Prädikate in den vier ersten Stufen (Platin bis Bronze) nach ihrem Leistungsgewicht eingestuft. Als Platin-Serie (Stufe 1) wird ein Championat mit Fahrzeugen qualifiziert, wenn das Verhältnis von Gewicht (in kg) zu Leistung (in PS) kleiner als 1 ist. Zudem werden hier alle FIAPrädikate geführt. In der Gold-Stufe beträgt der Faktor 1,0 bis 2,0, es folgen Silber (2,0 bis 3,0) und Bronze (über 3,0). In Stufe 5 werden historische Serien nach Anhang K aufgenommen, Stufe 6 ist für Clubsport und Youngtimer mit mindestens zwölf Jahre alten Fahrzeugen reserviert. Die an die FIA zu entrichtenden Gebühren werden dabei aus mehreren Komponenten zusammengesetzt und sind davon abhängig, wie viele Saisonläufe eine Serie hat. Die Grundgebühr wird etwa davon beeinflusst, ob Automobilhersteller beteiligt sind, ob es sich um einen Markenpokal handelt und wie international der Kalender ist. Zuzüglich ist vom Serienbetreiber eine Kalendergebühr für jeden Lauf an die FIA zu entrichten. Als dritter Punkt der Gebührenstruktur ist vom jeweiligen Event-Veranstalter eine Terminanmeldegebühr an den ASN desjenigen Landes zu entrichten, in dem der Lauf stattfindet. Die Gebühren berücksichtigen auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Serie: So ist etwa der Grundgebührbasisbetrag für ein Bronze-Championat gerade einmal ein Achtel so hoch wie für eine Gold-Serie. Für die historischen Serien in den Stufen 5 und 6 entfällt die Grundgebühr sogar gänzlich. Unberührt von diesen Regelungen bleiben die auch künftig fälligen Genehmigungsgebühren des DMSB.
Natürlich warf diese "Korrektur" Fragen auf. Der DMSB verschickte am 28. Oktober 2012 das neue Modell. Und die Information warf mehr Fragen als Antworten auf. Dies wurde in Essen besprochen.
Christian Schacht machte von Beginn an klar, dass es nach seiner Auffassung bei der neuen Einteilung keinen Rückzug mehr geben würde. Man dürfe auch nicht von der FIA erwarten, dass sie das Modell noch einmal 2013 aussetzen wird.
„Manche Serien haben sich in Europa daran gehalten, dass sie (als national angemeldete Serie) nicht mehr als einmal auf ausländischen Strecken starten dürften. Große internationale Serien haben das aufgrund ihrer Aufmerksamkeit gemacht. Einige kleinere Serien sind den legalen Weg ebenfalls gegangen. Eine große Gruppe hat das aber nicht gemacht und sich den Vorschriften entzogen.“ Dies sei nach Auffassung des DMSB-Generalsekretärs eine „ungerechte Verhaltensweise“.
Die FIA, und nicht der DMSB, wie noch einmal mitgeteilt wurde, hat darauf reagiert. Schon Mitte 2011 hat es auf Anweisung und Wunsch des FIA-Präsidenten einen Ansatz der FIA-Verwaltung gegeben, die internationale Serien neu zu organisieren. Es gab 2011 ein neues Modell, das von den Zahlen her noch höher war. Das gab einen heftigen Aufschrei des DMSB und die FIA bildete eine Arbeitsgruppe. Das Ergebnis wurde dann im September 2012 beschlossen. „Wir konnten uns da nicht gegenstellen“, so Schacht. „Der DMSB hat zwar einen gewissen Einfluss, aber wir können nicht die Welt verändern und wir werden auch keine Revolution anzetteln. Die FIA wollte es nicht länger hinnehmen, dass einige Serien wegen vielleicht guter Kontakte zum ein oder anderen weniger zu zahlen haben, als andere. Hier gilt das Solidaritätsprinzip und das ist gut so!“
Um eine Gerechtigkeit in Europa zu erzielen, wird es daher am 12. Dezember 2012 in Frankfurt zu einem Treffen der Sportbehörden (ASN) der Anrainerstaaten Deutschlands geben. Denn das machte Christian Schacht unmissverständlich klar: „Wir müssen versuchen einen gemeinsamen Weg zu finden. Es wird relativ hochkarätig mit Generalsekretären und Präsidenten besetzt sein. Wir werden versuchen eine Bandbreite einer Gebührenstruktur zu bekommen. Es nützt nichts, wenn wir jetzt anfangen einen Preiswettbewerb zu machen. Das führt nur zu Verlierern!“
In der Folge ging Christian Schacht auf einzelne Details ein und erklärte das Modell anhand von Zahlen. Dabei wurde auch deutlich, dass einige Serien sogar weniger Gebühren zahlen müssten. Andere allerdings würde es härter treffen. „Der Arbeitsweg ist folgender“, so Schacht, „die Serien beantragen einen Status und klassifizieren sich selbst. Wir helfen gerne mit unserem Team. Jeder der fragt, bekommt ein Full-Service-Paket an Hilfestellung. Wir machen das ‚Einreichfertig’ und geben das mit unserem Kommentar, den wir vorher auch mit der Serie besprechen, an die FIA weiter. Dort geht es in die jeweilige Kommission. Danach wird es abgefiltert in einer FIA-Arbeitsgruppe besprochen und dann erst geht es in das World Motorsport Council. Das ist lang, aber es ist ein vernünftig strukturierter Prozess. Keine einzelne Person entscheidet! Es gibt keine Willkür.“
Er stellte aber auch klar, dass es für die Frage der Lizenzen, speziell Jugendlizenzen, noch keine endgültige Regelung gäbe. Alles was historischen Motorsport betrifft fährt mit H-Lizenz. „Andere Sachen sind noch zu klären. Die Masse an Piloten bekommt eine internationale Lizenz. Bleiben drei oder vier Piloten übrig, dann beschäftigen wir uns mit denen. Da werden wir eine Lösung finden. Es muss eine Lösung geben.“
Er sprach auch das ADAC Formel Masters an, wo es keine Lizenz gibt. „Aber die sind trotzdem immer gefahren. Warum soll die Serie aufhören? Das glaubt keiner von uns! Es wird eine Lösung geben. Vielleicht noch nicht für 2013. Dann gibt es vielleicht wieder eine Jugendlizenz. Wir wollen Motorsport nicht aufhören lassen. Wir wollen Motorsport fördern und nicht kleinkriegen. Wir sind pro Motorsport aber es muss in geordneten Bahnen laufen.“
Es kam dann zur Fragerunde. Hier konnte Christian Schacht viele Serien beruhigen. Als Beispiel kam es zur STT und zur DMV TTC: „Das ist der Klassiker, der mit dem Leistungsgewicht nicht zu fangen ist. Kein Mensch bei der FIA und beim DMSB kommt drauf dieser Breitensportserie den Goldstatus umhängen zu wollen. Da kann man über Bronze oder ganz unten sprechen. Das müssen wir klären.“ Und auch den Porsche Sports Cup bezeichnete er als klassischen Breitensport. „Silber, dort wo der Porsche Supercup eingeordnet ist, passt natürlich hier auch nicht.“
Bei der Formel Renault NEC oder ATS Formel 3 Cup wird es nicht ganz so einfach sein. „Über das Thema müssen wir diskutieren“, so Schacht. „Der ATS Formel 3 Cup ist jahrelang unter Schutz des DMSB gefahren. Das geht aber jetzt nicht mehr. Wir müssen uns mit der FIA verständigen, ob es Silber oder Bronze ist. Der DMSB wird sich natürlich stark für Bronze einsetzen. Bei der NEC fährt man mit neuem Auto, da wird es schwierig zu erklären. Das muss man im Detail klären.“ Im übrigen stellte Schacht fest, dass alle Einstufungen immer nur für ein Jahr gelten.
Auf die Frage von Bertram Schäfer, warum man in anderen Ländern 40% billiger fahren könne, konnte Schacht entgegnen: „Wir haben unterschiedlich Beiträge in den einzelnen Ländern. Der DMSB schlägt auf alle FIA-Gebühren 40% drauf. Damit finanzieren wir viele Dinge rund um den Motorsport. Wie das andere Länder machen, kann ich nicht sagen. Aber jedes Land hat andere Preise, Mehrwertsteuersätze oder Strukturen.“ Aber im übrigen erklärte er, dass die Summen, die im Raum bei anderen ASN stehen, noch einem Abstimmungsprozess unterzogen werden. „Die meisten ASN’s waren noch nicht soweit. Das ein oder andere wird noch nachkommen. Deutschland und England ist da sehr weit und einen Schritt schneller als die anderen.“
Es kam natürlich die Frage auf, ob diese „Langsamkeit der anderen“ die Möglichkeit gibt, das für diese Länder das neue Modell nicht gelten könne, bzw. eine Aussetzung für sie gelten würde. Darauf Christian Schacht: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Alle oder keiner! In dem Moment wo es Ausnahmen gibt und das eine Land sich wegmogelt und das Nächste und da noch ein Land von der Matte krabbeln will, machen wir das nicht mit. Entweder für alle, dann gehen wir gemeinsam den Weg - wenn nicht, dann lassen wir es drauf ankommen!“
Christian Schacht teilte mit, dass es „Nuancen im Feinschliff wie bei den Lizenzen geben wird. „Aber nicht im System. Und es wird nicht sein, dass es einen ASN gibt, der komplett nicht mitmacht. Das bekommt man ja mit. Mit welchem Recht soll eine Föderation Ausnahmen bekommen, die andere nicht bekommen?“
Aber Christian Schacht wusste auch zu sagen, dass es politisch nicht machbar ist, sich nicht an die FIA-Regularien zu halten. Das gilt für Deutschland und auch für andere Länder: „Das wird es mit mir nicht geben. Ganz sicher nicht. Niemals nicht. Das wäre unfair gegen die alle anderen!“
Am Ende der Veranstaltung appellierte eine Mehrheit der Serien und Veranstalter nochmals an den DMSB sich für ein Aussetzen bis 2014 einzusetzen, da man dann mehr Zeit haben würde, sich den neuen Gegebenheiten zu stellen. (Text: Ralph Monschauer - motorsport-xl.de)
Die Serienstufen im Überblick
Stufe 1 (Platin): FIA-Meisterschaften und Championate mit einem Leistungsgewicht (WP: „weight power ratio”) unter 1,0 kg/PS
Stufe 2 (Gold): WP zwischen 1,0 und 2,0
Stufe 3 (Silber): WP zwischen 2,0 und 3,0
Stufe 4 (Bronze): WP über Faktor 3,0
Stufe 5 (Historic): Fahrzeuge nach Anhang K unabhängig von ihrem Leistungsgewicht
Stufe 6 (Historic Club / Club Racing): Serien mit Fahrzeugen außerhalb des Anhang K, diemindestens zwölf Jahre alt sind sowie Youngtimer (unabhängig von ihrem Leistungsgewicht)