STT
19.06.2012
Kuismanen siegt vor Becker und Snel
Selbst englische Buchmacher hätten wohl keine Wetten angenommen. Hockenheim ist Kuismanen-Land – so war es bisher sechsmal. Den siebten Sieg bei seinem siebten Start ließ der schnelle Finne am Wochenende folgen. Kuismanen ließ bereits im freien Training keine Zweifel daran aufkommen, dass das Rennen ein anderes Ergebnis als den Sieg zulassen könnte. Selbst bei feuchter Piste im Qualifying war die Konkurrenz chancenlos. Bis zur letzten Runde wartete die Viper im schicken Kroko-Look, um in der aller letzten Runde mit zuzuschnappen.
Von der Pole dampfte Kuismanen mit René Snel im Windschatten vorneweg und duellierte sich dabei sogar mit den schnellen Sportprototypen der 100 Meilen. Nach 35 Runden sah die Viper GTS-R mit einem Vorsprung von fast 50 Sekunden die Zielflagge. „Das Rennen war heute sehr hart. Zum einen war es sehr warm und das Rennen länger als sonst und zum anderen gab es durch die vielen Autos viele Überrundungen. Das war schon eine Herausforderung“, gab Kuismanen zu Protokoll. Ein wichtiger Faktor war nach Kuismanen auch die richtige Reifenwahl. Der Finne hatte auf die harten Pneus gesetzt.
Ulrich Becker erneut auf Rang zwei
Platz zwei ging in dieser Saison zum fünften Mal an Ulrich Becker. Der Marler fuhr ein erneut starkes Rennen, musste aber in der Anfangsphase zunächst zurückstecken. Vor allem René Snel erwies sich als schnellster Verfolger von Kuismanen. Der Niederländer hielt gerade in der Anfangsphase richtig gut mit, musste dann aber abreisen lassen. Gesamtrang zwei schien aber greifbar, doch nach dem 20minütigen Pflichtboxenstopp lief es nicht mehr rund. „Bis zum Boxenstopp lief alles prima. Dann bekam ich aber Probleme mit dem Heckdiffusor. Als dieser dann weg war, ist das Auto richtig hin und her gehüpft. Gegen Rennende gab es noch Getriebeprobleme. Das hat dann den zweiten Platz gekostet“, so Snel. Den sicherte sich in einem wahren Foto-Finish Ulrich Becker.
Zu Rennbeginn musste der Porsche-Pilot aber in einer starken Viergruppe zunächst zurückstecken. Sowohl Sven Fisch (V8 STAR), als auch Michael Bäder im BMW Z4 V8 lagen vor dem in den Firmenfarben lackierten 911er. Dann zog zudem noch Daniel Schrey vorbei, der sich wenig später Michael Bäder und Sven Fisch schnappte. „Schon alleine die Anfangsphase hat es gelohnt, hier zu fahren. So bin ich über den Ausfall nicht einmal traurig“, erzählte Sven Fisch, der früh einer wohl defekten Benzinpumpe zum Opfer gefallen war. Da auch Petra Kolic-Wiese mit Antriebswelle bereits vor dem Start ausgefallen war, hatte Jörg Bernhard leichtes Spiel. Da störte es auch nicht, dass der graue V8 STAR wegen einer offenen Tür einen zusätzlichen Boxenhalt einlegen musste.
So furios der Auftakt war. Das Finale toppte noch einmal alles. Zunächst fing Ulrich Becker die Viper von Schrey und dann in der aller letzten Kurve René Snel ab. „Ich war am Ende überrascht, dass René Snel da an der Ecke war. Aber da war ich auch schon vorbei. Ein Vorteil war vielleicht auch, dass meine Reifen am Ende immer noch sehr gut waren“, erklärte Ulrich Becker. „Ich musste drei Runden lang die ganze Zündung aus und immer wieder anmachen. In dem Moment hat mich Ulrich Becker überholt und ich kam nicht mehr ran“, schilderte Schrey die Situation. Der vierte Gesamtrang bedeutete noch Platz drei in der Klasse 1 vor Rüdiger Klos (Chrysler Viper GTS-R) und Jan van Es (Porsche 993 GT2). Der Niederländer musste wegen eines Plattens bereits früh einen kurzen Boxenstopp einlegen.
Bäder/Hagenmeyer mit drittem Klassensieg
In der Klasse 2 holte sich hinter Becker Louis Wagner den zweiten Platz vor Jürgen Bode (Porsche 997 GT3 4,3) und Gil Linster (Ford Mustang). Der Luxemburg war in der STT erstmals mit einem 997er Porsche am Start. Michael Bäder und Tobias Hagenmeyer sicherten sich in der Klasse 3 einen souveränen Sieg vor Carlos Rivas (Porsche 997 GT3 Cup) und Michael Tischner im roten BMW Z4. Mit dem Langstrecken-Renner war Michael Tischner unter anderem schon in Silverstone am Start. Während Michael Bäder in der Anfangsphase kräftig vorne mitmischte, blieb Tobias Hagenmeyer nach dem Fahrerwechsel zunächst Ulrich Becker auf den Fersen. Doch am Ende erwies sich der Marler einfach als zu schnell.
Joachim Duscher im Pech
Die Klasse 4 hatte zunächst Joachim Duscher mit seinem Audi 80 Turbo im Griff. Mit dem neuen Motor zeigte sich der Ettringer zufrieden. Als eine Plombe am Gaszug brach, ließ sich das Problem dank eines Streckenpostens provisorisch flicken. Somit rollte der Audi noch in die Box. Das Rennen war aber gelaufen, da sowohl Christian Franck, als auch Pierre Bonhôte (Seat Leon) vorbeischlüpften. Der Luxemburger festigte mit dem zweiten Klassensieg in dieser Saison seinen dritten Rang im Gesamtklassement. „Das Rennen lief für mich wieder reibungslos. Ich hatte keine Probleme. Aber das Glück war auf meiner Seite. So ist es eben im Rennsport“, war Franck zufrieden. Das STT Rookie Team platzierte sich auf Klassenplatz vier.„Ich habe beim Herausbeschleunigen aus der Spitzkehre mit dem Motor ein paar Probleme gehabt. Aber ansonsten lief das Auto gut und ich war mit meinem zweiten Teil auch zufrieden. Den leichten Schaden aus der Anfangsphase am Heck, hat man kaum bemerkt“, erzählte Niklas Bauckhage.
Bei den luftgekühlten Porsche setzte sich Alexandra Irmgartz gegen Ralf Bender und Michael Irmgartz (beide Porsche 964) durch. Im Rennen lieferte sich die amtierende Junioren-Meisterin ein tolles Duell mit dem 944er Turbo von Ed van Heusden. Mittlerweile scheint die junge Motorsportlerin eine echte Kandidaten für den Meistertitel zu sein.
Im Juli geht es nach diesem spannenden dritten Rennwochenenden für den STT-Tross nach Spa-Francorchamps. Bis dahin wird hoffentlich auch der eine oder andere Schaden behoben sein. Denn schon vor dem Wochenende mussten einige Piloten wegen Folgeschäden absagen. So war die 2-Liter Klasse etwas verwaist und Yannik Trautwein (BMW 320i E46) fiel als einziger Starter auch noch aus. Heftiger hatte es zudem Ralf Karst erwischt, dem Reiner Lutz (Porsche Cayman) beim Anbremsen ins Heck des 997er GT2 Porsche gekracht war. (Text/Fotos: Patrick Holzer)