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Formel 1
03.06.2013

Pirellis Statement zum Reifentest-Vorwurf

Pirelli bevorzugte bei der Entwicklung der Reifen sowie bei den 2013 durchgeführten Tests kein Team, sondern handelte wie immer transparent, professionell und in bester Absicht. Die bei den Tests genutzten Reifen waren nicht für die aktuelle Saison bestimmt. Sie gehörten zu einer Kollektion, die Pirelli mit Blick auf eine mögliche Vertragsverlängerung entwickelt.

Darüber hinaus wurde kein Test durchgeführt, um einzelne Autos zu verbessern. Das Ziel bestand allein darin, potenzielle Reifen für künftige Saisons zu prüfen. Dass ein Bolide von Mercedes eingesetzt wurde, ist das Ergebnis der direkten Kommunikation zwischen der FIA und dem Team selbst. Pirelli fragte zu keinem Zeitpunkt um ein Auto aus der aktuellen Saison: weder bei Mercedes, noch bei der FIA, noch bei einem anderen Team.

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Pirelli hatte allen Teams angeboten, an Tests für die Reifen der Saison 2014 teilzunehmen. Die Reifen, die während des freien Trainings in Montreal von den Teams getestet werden, sind von ihnen noch nie zuvor gefahren worden. Das Problem der sich delaminierenden Lauffläche lösten Pirelli-Techniker ausschließlich im Labor. Diese Delaminierung trat insgesamt nur vier Mal auf und wurde stets durch Trümmerteile auf der Strecke verursacht. Die Sicherheit der Fahrer war in keinem dieser Fälle beeinträchtigt. Im Gegensatz dazu besteht allerdings die Gefahr, dass das Image von Pirelli beeinträchtigt wird. Aus diesem Grunde entschied sich das Unternehmen dazu, in die Diskussion einzugreifen.

Unter Beachtung der Regeln, die allein das Verhalten von Pirelli bestimmen, respektierte das Unternehmen stets die Verträge, die es an die FIA, die Teams und die Organisatoren binden. Gleiches gilt für die Prinzipien der sportlichen Loyalität. Pirelli fühlt sich in seiner Meinung bestärkt, dass Tests zur Entwicklung der Reifen unverzichtbar sind. Diese Tests sollten angemessen und durch eindeutige Vorschriften geregelt sein, die von allen beteiligten Parteien akzeptiert werden.

Zugleich bestätigt und wiederholt Pirelli seine in der Vergangenheit viele Male an die Teams kommunizierte Bereitschaft, Tests zur Entwicklung der Reifen für die Saison 2014 zu organisieren und mit allen Teams der Meisterschaft durchzuführen.

Pirelli antwortete der FIA

Die Anfrage der FIA mit der Bitte um Informationen beantwortete Pirelli sofort. In dieser Antwort stellte das Unternehmen klar, wie der Test ablief, soweit das Verfahren in der Verantwortung von Pirelli lag.

Tests für die Entwicklung der Reifen 2014 werden allen angeboten

Die Tests wurden unter Einhaltung des Vertrages zwischen Pirelli und der FIA durchgeführt. Demnach hat der Reifenlieferant die Möglichkeit, für die Entwicklung von Reifen mit jedem Team bis zu 1.000 Testkilometer zu fahren. Eine Spezifizierung des eingesetzten Autos ist im Vertrag nicht geregelt. Ebenso ist nicht vorgeschrieben, dass alle Teams diesen Test gleichzeitig durchführen müssen. Vielmehr verdeutlichte Pirelli, dass es weder möglich noch sinnvoll ist, diese Art von Tests mit allen Teams gleichzeitig durchzuführen.

Tatsächlich ist es das Ziel dieser Tests, neue technische Lösungen für die Forschung und Entwicklung zu finden. Dabei werden viele unterschiedliche Reifentypen unter die Lupe genommen, die nacheinander an ein und demselben Auto montiert werden. Demgegenüber laufen die Tests der Reifen, die in der aktuellen Saison eingesetzt werden sollen, anders ab. In diesem Fall ist es notwendig, dass alle Teams vor Ort sind – so wie bei den Tests im vergangenen Winter. Denn es kommt darauf an, die für alle Autos bestmögliche Lösung zu finden. Aus diesem Grund besteht Pirelli bei den Tests im Winter darauf, dass sie unter Bedingungen stattfinden, die für die Saison tatsächlich repräsentativ sind.

Bereits im März 2012 sendete Pirelli eine E-Mail an alle Teams, die FIA und die FOM und forderte sie darin auf, dem Unternehmen ihre Bereitschaft für Tests zur Entwicklung der Reifen der Saison 2013 mitzuteilen. Zugleich hatte Pirelli erklärt, dass es notwendig ist, Tests mit den Autos der Teams durchzuführen, da das Unternehmen selbst keinen entsprechenden Wagen besitzt (Pirelli nutzt einen modifizierten Renault von 2010, davor war ein Toyota von 2009 im Einsatz).

Diese Einladung wiederholte Pirelli im Rahmen diverser offizieller Anlässe. So auch Ende März, als einige Teams wegen der Entwicklung der Reifen für 2014 zu Tests eingeladen worden sind.

Der Test in Barcelona diente der Reifen-Entwicklung für 2014

Bei diesem Test wurde wie immer nur eine einzige Mischung geprüft. Diese Mischung ist in der laufenden Saison noch nie eingesetzt worden und soll auch in den restlichen Rennen der Saison 2013 nicht genutzt werden. Das gleiche gilt für die Struktur der getesteten Reifen. Zudem wurde der Reifentest als so genanter „blind test“ durchgeführt. Das heißt: Die Teams wussten nicht, welche Mischung sie fuhren und welches Ziel dieser Test hatte. Auch danach erhielten sie keine Informationen.

Auch stand der Test in keinem Zusammenhang mit der sich delaminierenden Lauffläche. Das Problem lösten Techniker von Pirelli im Labor. Dazu nutzten sie die Daten aus den ersten Rennen der Saison 2013. Pirelli hat stets um ein repräsentatives Auto gebeten, dessen Leistung den Boliden ähnelt, die in der aktuellen Meisterschaft fahren. Dieser Wunsch bezog sich jedoch nie auf einen Wagen aus der laufenden Saison.

Der Test in Barcelona wurde gemeinsam mit Mercedes vom 15. bis zum 17. Mai 2013 veranstaltet. Das Team stellte ein Auto und zwei Fahrer zur Verfügung, die sich am Steuer abwechselten. Die Probefahrten wurden mit einer Basismischung durchgeführt, die in diesem Jahr nicht genutzt wird. Es kam außerdem nur eine Reifenmischung zum Einsatz, die 2013 nicht verwendet wird. Mit dieser Mischung hat Pirelli zwölf verschiedene Konstruktionen getestet, nur eine davon mit Kevlar.

Hinsichtlich der Reifen, die in der aktuellen Meisterschaft gefahren werden, gewann das Team durch die Tests keine Vorteile. Das gilt für das Wissen über die Reifen selbst wie auch über deren Verhalten.

Der während des Tests genutzte Bolide war Gegenstand direkter Diskussionen zwischen Mercedes und der FIA, wie aus der E-Mail-Korrespondenz zwischen dem Team und Pirelli hervorgeht. Dabei informierte Mercedes Pirelli insbesondere darüber, das Modell von 2011 nicht bereitstellen zu können. Daher habe Mercedes die FIA kontaktiert, um mit ihr den Einsatz des Autos von 2013 zu klären. Es besteht kein Zweifel daran: Die Frage des einzusetzenden Fahrzeugs lag in der Verantwortung des Teams. Pirelli war an der Entscheidung nicht beteiligt – trotz der technisch begründeten Notwendigkeit, mit einem repräsentativen Fahrzeug zu testen, um dessen Einfluss auf die Performance der Reifen zu prüfen.

Um deutlich zu machen, dass es sich um einen völlig normalen Entwicklungstest handelte und keine speziellen Interventionen angestrebt wurden, stellte Pirelli keine besonderen Anforderungen an die Fahrer oder an Mercedes Mitarbeiter, die während des Tests vor Ort waren. Zudem schickte Pirelli sein bekanntes Testteam nach Barcelona.

Die Prototypen für den Kanada Grand Prix waren noch nie im Einsatz

Die Reifen mit der neuen Kevlar-Struktur erhalten die Teams erstmals für das freie Training zum Grand Prix von Kanada. Nach ihrer Entwicklung im Labor feiern diese Slicks ihre Premiere auf der Strecke. Mit den neuen Reifen ist das Problem der Delaminierung der Lauffläche beseitigt. Noch einmal: Dieses Problem beeinträchtigte in keinster Weise die Sicherheit der Fahrer. Wohl aber beeinträchtigt es das Image des Unternehmens. Bei den Tests in Kanada können die Teams ihre Meinungen und Beobachtungen an Pirelli weitergeben.

Die Haltbarkeit der Reifen hat sich nicht verändert

Pirelli ist jederzeit zu Veränderungen bereit. Doch es wurden keine Modifikationen vorgenommen, welche die Haltbarkeit der Reifen und damit die Zahl der Boxenstopps beeinflussen, da sich die Teams in diesem Punkt nicht einig sind.
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