Kartsport Allgemein
24.06.2013
IBK in Feldkirch: Alles Müller ... oder was?
Gut möglich, dass die Siegfahrten des Jan Müller nicht den Stellenwert wie in den Läufen im Januar besaßen. Eine ganze Litanei an siegfähigen IBK-Fahrern ist schließlich am gleichen Tag in anderen Rennserien engagiert. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass es dem Schweizer von seiner Konkurrenz leicht gemacht wurde. Es ist nicht zu glauben, aber der härteste Konkurrent von Müller ist eine Frau.
Wenn man im Januar 2013 das erste Mal im Kart sitzt, grottenschlechte Rundenzeiten fährt und auch noch eine Frau in dieser von Männern dominierten Welt ist, würde sich vielleicht niemand wirklich wundern. Wenn aber genau diese Frau es ein halbes Jahr später vermag, einen der schnellsten IBK-Fahrer dermaßen unter Druck zu setzen, sodass diesem himmelangst wird, darf man das als äußerst ungewöhnlich bezeichnen. Ihr Name: Elisabeth Malli aus Vorarlberg. Doch der Reihe nach. Schon im Qualifying des ersten Vorlaufs zeigt Jan Müller der Konkurrenzwo der Hammer hängt. Pole-Position. Direkt hinter ihm Elisabeth Malli. Die Vorwarnung an sie, dass Müller am Start ein ganz Ausgebuffter sei, verhallt wohl gehörlos. Dieser kann sie am Start jedenfalls abschütteln und es scheint fast so, als ob es für Müller eine Spazierfahrt werden würde. Doch der Schein trügt. Nach ein paar Kurven ist Malli wieder am Schweizer dran und setzt diesen gehörig unter Druck. Schon nach dem zweiten Durchlauf fahren die beiden ein eigenes Rennen. Frankenstein als Dritter und Wagner als Vierter – chancenlos.
Steven Wagner, Deutscher mit Wohnsitz in der Schweiz, darf keinesfalls unerwähnt bleiben. Er scheint, gegenüber den vergangenen Jahren, einen sichtbaren Leistungssprung zu erleben. Seinen Aussagen zufolge fährt er neuerdings auch bei der befreundeten IKL-Liga mit, was wieder einmal beweist: Wer viel fährt, der viel gewinnt! Wagner fährt sensationelle Runden und bugsiert sich bereits in Runde 15 vorbei auf den dritten Platz, von dem er bis zum Schluss nicht mehr verdrängt werden kann. Hinter ihm kämpfen Frankenstein und Zobel vehement um den ungeliebten vierten Platz, den Frankenstein allerdings glücklich ins Ziel retten kann.
Müller vor Malli und Wagner. Schnellste Rennrunde Elisabeth Malli! Mit diesem Ergebnis geht Vorlauf 1 zu Ende.
Auch das Qualifying des zweiten Vorlaufs hat es in sich. Hier scheint Fabio Sibilia die Nase vorn zu haben. Doch irgendwann steht der Name Pröll ganz oben auf der Zeitentabelle. Pole-Position für den leidenschaftlichen Kämpfer Dominik Pröll vor Sibilia und Riedel. Keiner hat es richtig wahrgenommen, es herrscht heilloses Durcheinander im vorderen Fahrerfeld. Über die Startlinie jedenfalls fliegen Pröll, Riedel und Sibilia. Es stellt sich nach dem Rennen heraus, dass Riedel in der Einführungsrunde unerlaubt an Sibilia vorbeigezogen ist.
Der Vorfall konnte von der Rennleitung natürlich nicht ungeahndet bleiben. Doch damit nicht genug: Wenige Runden später muss der Führende Pröll seine Position abtreten und sieht sich nur noch als Vierter in dieser Runde. Davon profitiert der „Gelbsünder“ Riedel, der nun souverän die Meute hinter sich halten kann. Still und heimlich hat sich zu diesem Zeitpunkt auch der Schweizer Samardzic nach vorne gearbeitet. Platz drei in Runde sieben. Alle Achtung für den Mann, für den es leider nicht immer so gut läuft.
Was ist nur mit Pröll los? Nun wird er auch noch von V. Stohler geschnupft. Immerhin kann er auf diesem fünften Platz bis zum Schluss verweilen. Ganz vorne aber finden bis zum Ende leidenschaftliche Kämpfe statt. Da darf sich keiner einen Fehler erlauben, sonst ist er weg vom Fenster. Tut auch keiner. Mit Riedel, Sibilia, Samardzic und Stohler qualifizieren sich diese vier Fahrer für das große Finale. Schnellste Rennrunde: Patrick Riedel aus Kressbronn am Bodensee, der aber aufgrund seines Gelblichtfehlers den ersten Platz an Fabio Sibilia abgeben muss und demnach lediglich als Zweiter gewertet werden kann.
Acht Fahrer aus den Vorläufen haben sich für das „kleine Finale“ qualifiziert. Zobel, Pröll, Fehr, Koller, Gerich, Vetter, Seidenath und Stoz. Souverän wickelt dabei Martin Zobel aus Oberstaufen sein Qualifikation ab und steht erstmals auf einer Pole-Position bei der IBK. Es sollte noch besser kommen: Zobel, mit seinen gut 50 Jahren schon damit seiner Konkurrenz weit davongeeilt, schafft dies auch im Rennen. Lediglich der Vorarlberger Fehr kann ihm leidlich folgen.
Bei Pröll läuft es nunmehr besser. Als Vierter gestartet braucht es keine zehn Runden, um bis auf Platz drei vorzufahren. Federn lassen muss dabei der Senior der Truppe, Paul Koller, der hier ebenfalls ein beachtliches Rennen absolviert. Doch damit nicht genug. Pröll will mehr – es läuft wie geschmiert. Keine acht Runden später hat er auch Markus Fehr hinter sich gelassen. Doch Fehr steckt nicht auf. Leidenschaftlich verbeißt dieser sich in das Heck von Pröll und es kann gut und gerne vom Zweikampf des Rennens gesprochen werden.
Atemberaubend auch der Zeitpunkt als diese auf einen zu Überundenden auflaufen. Man spürt förmlich wie es gleich krachen wird. Doch auf der Strecke bleiben nicht Pröll und Fehr, nein, der zu Überrundende scheint mit der Situation überfordert zu sein und dreht sich in der Kurve nach der langen Geraden ins Nichts. Dann sieht bereits erwähnter Mann die Zielflagge als Erster – und dies das erste Mal in einem IBK-Rennen – Martin Zobel. Hinter ihm freuen sich auf das Siegerpodest Dominik Pröll und Markus Fehr, der neben Melli die rot-weiß-rote Nationalflagge vertritt.
Highlight des Tages: das große Finale. Hier treten die vier Besten der Vorläufe gegeneinander an. Erfahrungsgemäß eine spannende Angelegenheit. Man könnte es mit einem Kampf der Giganten umschreiben. Und hier mittendrin eine Gigantin. Und wiederum fährt sich Müller auf die Pole-Postion, im Schlepptau Malli und Samardzic. Und jetzt bewahrheitet sich genau das, was jeder Rennfahrer wissen muss: Ohne Kampferfahrung kommst du nicht weit. Schnell fahren können ist das eine, Zweikämpfe gewinnen aber doch das andere. Die Dame im Feld muss sich gnadenlos dem Druck der besten Fahrer beugen. Schnell wird sie durchgereicht bis auf Platz fünf, den sie aber bis zum Schluss verteidigen kann. Immerhin fährt sie eine Fabelrundenzeit von unter 28 Sekunden, die nur noch Müller geringfügig unterbieten kann.
Hinter Müller entwickeln sich tolle Fights. Auch hier hebt sich wiederum ganz besonders der Schweizer Samardzic hervor. Souverän kann er seinen zweiten Platz verteidigen, während hinter ihm heftige Positionskämpfe zwischen Wagner, Sibilia und Malli stattfinden. Profitieren kann in dieser gleichwertigen Riege jedoch keiner. Die Besten sind Müller, Samardzic, Wagner, Sibilia, Malli, Riedel, Frankenstein und Stohler. Damit steht Jan Müller zweimal auf dem Siegerpodest ganz oben und Steven Wagner jeweils auf Platz drei. Als Siegesprämie durften die Gewinner des „kleinen und großen Finale“ das neue Kultgetränk vom Bodensee, „Kopfgetriebeöl 10 T 30“, entgegennehmen; ein Partygetränk mit dem man auf jeder Party größte Aufmerksamkeit erreichen wird.
Durch das Fehlen von wichtigen Stammfahrern wurde das Gesamtklassement nunmehr heftig durcheinandergewirbelt. Eine ganze Menge Fahrer finden sich unter den Top-Ten, mit denen man dort nicht unbedingt rechnen konnte.