Rallye WM
26.05.2013
VW bereit für den Rallye-WM-Härtetest in Griechenland
Bei mehrtägigen Testfahrten nach der Rallye Argentinien machten sich die drei Fahrer-Duos der Wolfsburger – Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) und Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula (N/FIN) – mit den anspruchsvollen Bedingungen in Griechenland vertraut, um die Führung in der Fahrer- und der Hersteller-Wertung zu verteidigen.
„In der Rallye-WM folgt auf eine erfolgreich gemeisterte Herausforderung immer schon gleich die nächste“, sagt Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. „Nachdem wir die Rallye Argentinien mit allen drei Polo R WRC in den Punkterängen beendet haben, streben wir in Griechenland ein ähnlich gutes Ergebnis an. Seit die legendäre Safari-Rallye nicht mehr zum WM-Kalender gehört, stellt die Rallye Griechenland für alle Teams sicherlich die härteste Prüfung des Jahres dar. Wir freuen uns, dort zum ersten Mal mit unserem Polo R WRC anzutreten.“
Rallye-Klassiker im neuen Format: die „Akropolis“ als Schotter-Sprint
Die Rallye Griechenland ist eine der traditionsreichsten Veranstaltungen in der Geschichte des Rallye-Sports und gehörte 1973 zu den Gründungsmitgliedern der Weltmeisterschaft. Damals war die Rallye eine Ausdauerprüfung rund um die Athener Akropolis. Inzwischen hat sich der griechische WM-Lauf zu einer modernen Sprint-Rallye gewandelt. In diesem Jahr haben die Veranstalter die Distanz im Vergleich zu 2012 um rund 100 Wertungskilometer gekürzt. Die anspruchsvolle Mischung aus harten, schnellen Passagen und winkeligen Abschnitten auf weicherem Boden ist allerdings erhalten geblieben.
Den Auftakt der Rallye bildet die längste Wertungsprüfung des gesamten Wochenendes: 44,7 Kilometer sind am Freitagabend auf „Kineta–Pissia“ zu bewältigen. Gleich acht Prüfungen über 149,56 Wertungskilometer stehen am Samstag auf dem Programm, unterbrochen nur durch einen einzigen 30-Minuten-Service am frühen Nachmittag. Nach der zweiten Durchfahrt der WP „Loutraki“ am Sonntag stehen die Sieger der 59. Rallye Griechenland fest.
Im vergangenen Jahr startete Volkswagen mit zwei Fahrzeugen der Konzern-Marke Škoda in Griechenland. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) gewannen in der Super-2000-Kategorie und beendeten die „Akropolis-Rallye“ auf einem herausragenden siebten Gesamtrang – mitten im Feld der leistungsstärkeren World Rally Cars. Mit dem Polo R WRC starten sie 2013 in der Top-Kategorie – und das als Führende der Rallye-WM: Das französische Duo liegt in der Fahrer-Weltmeisterschaft nach fünf von 13 WM-Läufen deutlich vorn. Ebenfalls für Volkswagen in Griechenland am Start: Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), die sich bei der zurückliegenden Rallye Argentinien mit einem Podiumsplatz auf den vierten Gesamtrang der Fahrer-WM verbesserten und entscheidenden Anteil daran haben, dass Volkswagen auch die wichtige Hersteller-Wertung anführt. Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula (N/FIN), bei ihren zwei Rallye-Starts jeweils in den Punkterängen, komplettieren als drittes Duo im Polo R WRC das Aufgebot von Volkswagen.
Stimmen vor der Rallye Griechenland
Jari-Matti Latvala, Polo R WRC #7: „Die Rallye Griechenland ist der härteste WM-Lauf des Jahres. Die Schotter-Pisten gehören zu den größten Herausforderungen, die die Rallye-Weltmeisterschaft zu bieten hat. Sehr schnelle Passagen auf relativ grobem, festem Untergrund wechseln sich teilweise mit langsameren, glatteren Abschnitten ab. Man findet also mitunter vollkommen unterschiedliche Verhältnisse vor und muss daher auf alles gefasst sein. Die Rallye Griechenland ist mit rund 300 Wertungskilometern recht kurz, was bedeutet, dass man von Anfang an schnell sein und seinen Rhythmus finden muss. Doch es gibt auch Wertungsprüfungen, in denen man vor allem auf Materialschonung bedacht sein sollte. Da ist ein guter Kompromiss gefragt. Ich habe mich optimal auf die Rallye vorbereitet, indem ich nach meiner Rückkehr aus Argentinien zwei Tage lang in Griechenland getestet habe. Im Mittelpunkt standen dabei die Arbeit an der Aufhängung und an der Traktion des Polo R WRC. Speziell Letzteres ist in Griechenland enorm wichtig, da es dort viele Kuppen und Sprünge gibt. Im vergangenen Jahr habe ich in Griechenland lange um den Sieg gekämpft, bis ich durch einen Reifenschaden nach einem Fahrfehler auf Platz drei zurückgefallen bin. Diesmal möchte ich sauber durchfahren und idealerweise um den Sieg kämpfen. Eine Podiumsplatzierung wäre gerade im Hinblick auf die Hersteller-Wertung sehr wichtig.“
Sébastien Ogier, Polo R WRC #8: „Ich mag die Rallye Griechenland, denn an sie habe ich ganz besonders schöne Erinnerungen – nicht nur wegen meines Sieges 2011. Speziell der zweite Rang 2009 wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, denn das war sozusagen mein Durchbruch in der WRC-Kategorie, seitdem ging es für mich stetig bergauf. Die Rallye Griechenland ist eine der schwierigsten und härtesten des Jahres. Bei unseren Testfahrten nach der Rallye Argentinien haben wir die für Griechenland typischen Bedingungen simuliert, um zu sehen, in welchen Bereichen wir den Polo R WRC verbessern können. Dabei haben wir gute Fortschritte erzielt und ich bin zuversichtlich, dass wir wieder ein gutes Ergebnis einfahren können. Natürlich möchte ich am liebsten jede Rallye gewinnen, doch wir denken auch an die Weltmeisterschaft. Angesichts unserer komfortablen Führung in beiden Wertungen müssen wir nicht unbedingt gewinnen. Es reicht, wenn wir weiter regelmäßig Punkte holen.“
Andreas Mikkelsen, Polo R WRC #9: „Nach meinen ersten beiden Rallyes im Polo R WRC kann ich den Start der Rallye Griechenland kaum erwarten. Die jüngsten Testfahrten sind zudem sehr gut gelaufen. Ich habe rund 160 Kilometer abgespult und dabei sowohl an meinem Fahrstil als auch an der Abstimmung gefeilt, wodurch mein Vertrauen in den Polo R WRC weiter gestiegen ist. Nach meinem Test habe ich zwei weitere Tage in Griechenland mit dem Team verbracht, um Sébastien und Jari-Matti bei ihrer Testarbeit zu beobachten. Es war interessant, zu sehen, wo sie bremsen, wie sie das Auto in den Kurven anstellen und wie sie über die Kuppen fahren. Dadurch habe ich wieder einiges über das Fahren in einem World Rally Car dazugelernt. In Portugal lag ich pro Kilometer noch rund eine Sekunde zurück, in Argentinien fehlten mir nur noch fünf Zehntelsekunden auf die Spitze. Mein Ziel ist es, diesen Abstand weiter zu verkürzen.“
Volkswagen in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC)
Mit dem Start in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) schreibt Volkswagen seine erfolgreiche Geschichte im Motorsport fort. Nach den drei Erfolgen mit dem Race Touareg bei der Rallye Dakar ist der Polo R WRC das erste World Rally Car der Wolfsburger, die in dieser Saison erstmals mit einem eigenen Werksteam in der Königsklasse des Rallye-Sports antreten. Dort bietet sich für Volkswagen die Möglichkeit, sich im direkten sportlichen Wettstreit global zu beweisen. Kein Modell eignet sich dafür besser als der Polo, eines der weltweit hergestellten und vertriebenen Modelle von Volkswagen.
Drei Fragen an ... François-Xavier „FX“ Demaison
Der Polo R WRC ist das erste World Rally Car, für dessen Entwicklung Sie verantwortlich zeichnen. Wie fällt Ihr Fazit nach den ersten fünf Rallyes dieser Saison aus?
„Von dem bisherigen Verlauf dieser Saison sind wir durchaus positiv überrascht. Mit drei Siegen und Podiumsplatzierungen bei jeder Rallye hatte bei uns im Team niemand gerechnet. Wir hatten natürlich auch mit kleineren Problemen zu kämpfen, aber die haben sich glücklicherweise nicht in schlechten Resultaten niedergeschlagen. Im Gegenteil: Bis jetzt haben wir stets gute Ergebnisse eingefahren. Das hat sicher auch mit unserer guten Vorbereitung zu tun. Im vergangenen Jahr haben wir praktisch unter allen denkbaren Bedingungen getestet. Hinter allen Ingenieuren und Mechanikern liegen nun schon zwei Jahre harter Arbeit. Insofern bin ich auf das bis jetzt Geleistete schon ein wenig stolz. Eines ist aber auch klar: Wir lernen immer noch dazu, das ist ein steter Prozess. Es werden bestimmt noch neue Probleme auf uns zukommen, von denen wir jetzt noch nichts ahnen. Das gehört im Motorsport dazu. Diese Saison ist immer noch ein Lehrjahr für uns, das uns dabei hilft, für 2014 noch besser vorbereitet zu sein.“
Welche technologischen Eigenschaften des Polo R WRC stechen besonders heraus?
„Da ist zunächst einmal die Serienversion des Polo: Das Auto ist sehr leicht und hat nur kurze Überhänge. Für die Entwicklung eines World Rally Car sind das sehr gute Voraussetzungen, die uns natürlich entgegenkamen. Doch das war nur die Ausgangsbasis. Im nächsten Schritt kommt dann das herausragende Teamwork hinzu. Motor, Chassis, Aufhängung, Getriebe und Elektrik – alle Abteilungen arbeiten einfach harmonisch und vor allem erfolgreich zusammen.“
Stichwort Weiterentwicklung: Wie kann man sich die Veränderungen des Polo R WRC von Rallye zu Rallye vorstellen?
„Das Thema Handbremse war zuletzt ein wichtiges, mit dem wir uns vor Griechenland intensiv beschäftigt haben. Beim Ziehen der Handbremse erfolgte die Trennung zur Vorderachse noch nicht so schnell, wie sich das zum Beispiel Sébastien Ogier wünscht. In Griechenland setzen wir jetzt ein neues, hydraulisches System ein, das wir planmäßig und ausgiebig getestet haben bevor wir es jetzt im Wettbewerb einsetzen. Es ging hierbei um die Performance und nicht etwa um Haltbarkeit. Generell ist uns in diesem Punkt die Konkurrenz noch ein klein wenig voraus. Ganz grundsätzlich gesprochen können wir aber auch noch an der Zuverlässigkeit des Autos arbeiten, denn wir hatten in den ersten fünf Rallyes dieser Saison auch mit kleineren Kinderkrankheiten zu kämpfen. Diese gilt es zu beseitigen, wenn man um die Weltmeisterschaft fahren möchte. Und letztlich ist es im Motorsport doch so: Die Entwicklung der Fahrzeuge geht immer weiter und man kann ständig und überall etwas verbessern.“
Die Zahl zur Rallye Griechenland: 317
Die Rallye Griechenland stellt wie keine andere Schotter-Rallye der Weltmeisterschaft eine Prüfung für das Fahrwerk der World Rally Cars dar. Bei den zurückliegenden Testfahrten von Volkswagen registrierte die Datenaufzeichnung des Polo R WRC beispielsweise 317 Einfederbewegungen pro Kilometer.