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Kartsport Allgemein
13.02.2014

ESS-Champion Daniel Hentschel im Interview

Am letzten April-Wochenende 2014 startet traditionell in Hockenheim die internationale European Superkart Series (ESS) in ihre neue Saison. Sechs Veranstaltungen stehen dieses Jahr für die Piloten mit ihren 250 ccm und bis zu 250 km/h schnellen Superkarts auf dem Programm. Neben Starts in Hockenheim, Oschersleben und am Nürburgring geht es mit Dijon und Assen auch zwei Mal über die nationale Grenze hinaus.

Mit dabei sein wird der inzwischen dreifache Champion Daniel Hentschel aus Elstra in der Nähe von Dresden. Im Jahr 2013 ging er sowohl in der ESS als auch in der CIK-FIA Superkart Europameisterschaft an den Start. Im Interview blickt Hentschel auf die vergangene Saison zurück und wagt einen Ausblick auf die bevorstehende Saison 2014.

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Daniel, sieben Rennen in der ESS und vier Veranstaltungen in der Europameisterschaft standen in der vergangenen Saison im Terminkalender. In der ESS konntest du dir zum dritten Mal den Titel sichern, in der EM hat es nur zum siebten Platz gereicht: wie fällt dein Fazit aus?
Daniel Hentschel: „Natürlich gemischt. Wir hatten uns im Vorfeld sehr viel vorgenommen und ein Top-Ergebnis war natürlich das Ziel. Planen kann man Erfolg ja nicht, aber wir wollten in der EM schon ein Wörtchen um den Titel mitreden. Auch wenn die ersten beiden Rennen in Snetterton und Assen für uns noch glimpflich verliefen und wir weiterhin Chancen auf den Titel hatten, lief in Magny Cours und Le Mans vieles schief, obwohl die Performance da war. Das Finale in Le Mans war besonders enttäuschend, da man uns – zumindest aus unsere Sicht – die Pole-Position zu Unrecht aberkannt hat. Und von hinten, mit vielleicht ein bisschen zu viel Gewalt, war dann nichts mehr auszurichten. Das war alles schon sehr enttäuschend. Mit dem Ergebnis in der ESS sind wir natürlich sehr zufrieden, auch wenn hier alles nicht 100-prozentig verlief. Mit Marcel Maasman, Guido Kleinemeyer und Adam Kout hatte ich auch wirklich superstarke Gegner. Leider hat der Terminkalender der CIK-FIA hier negativen Einfluss genommen, da hierdurch nicht jeder bei jedem Rennen am Start war, das hat das Bild am Ende vielleicht ein wenig verzerrt. Aber über den dritten Titel haben wir uns natürlich sehr gefreut! Das Highlight war hierbei ganz klar der Sieg beim zweiten Lauf im Regen auf dem Österreichring im August.“

Ihr hattet im Verlauf der Saison mit technischen Problemen zu kämpfen, worauf sind diese aus deiner Sicht rückblickend zurückzuführen und wie wollt ihr sicherstellen, die Probleme in der Saison 2014 abzustellen?
Daniel Hentschel: „Mann darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass wir alle keine Profis sind. Das Gegenteil ist der Fall und wir müssen alles neben unserem regulären Job auf die Beine stellen, was uns gut gelingt und wofür ich meinem Team sehr dankbar bin. Die Technik der Superkarts, speziell die der Motoren, ist schon eine Herausforderung und ich finde, das hat mein Vater zusammen mit unseren Motoren-Technikern von DEA sehr gut hinbekommen. Was richtig ist, dass wir über die Saison hinweg mit der Bremse zu kämpfen hatten, was uns sicher bessere Platzierungen gekostet hat. Aber wir hatten lediglich einen technischen Ausfall beim Auftakt in Hockenheim zu verzeichnen, von daher finde ich die Quote ganz okay. Wir sind auf jeden Fall die ganze Zeit sehr fleißig in der Vorbereitung für die neue Saison, um uns noch weiter zu verbessern.“

Ihr seid nun schon seit einigen Jahren mit Anderson Chassis und DEA Motoren unterwegs. Wie läuft hier aus eurer Sicht die Zusammenarbeit?
Daniel Hentschel: „Seit letzter Saison waren wir sozusagen der Werkspartner von DEA und haben hier tolle Unterstützung erhalten. Die Leistung die aus diesen kleinen Motoren kommt, ist schon sehr beeindruckend, auch wenn man natürlich nie genug Leistung haben kann. Aber auch die Konkurrenz von PVP und VM macht hier anscheinend gute Arbeit und man ist gefordert, immer am Ball zu bleiben, will man vorne mit dabei sein. Die Zusammenarbeit mit unserem Chassis-Lieferanten Anderson aus England besteht nun auch schon seit ein paar Jahren und wir sind hier auch zufrieden. Als Kundenteam sind wir hier vielleicht nicht so dicht dran wie unsere englischen Gegner und kommen dadurch nicht immer an den letzten technischen Stand. Das müssen wir halt versuchen, an anderer Stelle zu kompensieren.“

Wie sehen eure Pläne und Ziele für die neue Saison aus?
Daniel Hentschel: „Unser Ziel ist wieder ganz klar die CIK-FIA Europameisterschaft und unseren Titel in der ESS zu verteidigen. In der EM gibt es diese Saison mit Assen und Val de Vienne nur zwei Veranstaltungen, das heißt, hier muss alles passen. Der Terminkalender ist in diesem Jahr auf jeden Fall besser zu koordinieren. Wenn es die Wetterbedingungen zulassen, wollen wir auch beim Test Anfang April in Oschersleben dabei sein.“

Die European Superkart Series ist neben der CIK-FIA Europameisterschaft die einzige internationale Superkart Rennserie in Europa. Wie bewertest du die Serie und welche Wünsche bzw. Vorstellungen hast du für die Zukunft der Serie?
Daniel Hentschel: „Ich bin froh, dass es die European Superkart Series gibt. Sie ist neben der EM die einzige internationale Serie in Europa und das Team um Promoter Thomas Marggraf stellt immer wieder einen interessanten Kalender auf die Beine, der uns auf tolle Strecken in Deutschland und Europa führt. Ich würde mir wünschen, dass sich die Serie weiter professionalisiert, um die Beachtung zu bekommen, die Sie verdient. Das sind ein paar Kleinigkeiten im Detail bei der Organisation, aber mehr Unterstützung durch die Industrie, die Medien, die Veranstalter und auch dem DMSB würden hier auf jeden Fall weiter helfen!“

Daniel, eine allgemeine Frage: Du hast dir im Jahr 2013 bereits zum dritten Mal den Titel in der ESS sichern können und gehörst zu den besten Superkart-Piloten Europas, wenn nicht gar weltweit. Wäre ein umstieg in den Formel- oder Tourenwagensport von Interesse bzw. nicht ein logischer Schritt?
Daniel Hentschel: „Natürlich schaue ich auch, was in anderen Serien passiert, auch weil ich vermute, ich würde mich dort gut behaupten, aber wenn ich am Ende den Vergleich ziehe, fällt mein Fazit eindeutig aus: Mir geht es darum eine sportlich hochwertige Leistung in einem tollen Umfeld, auf anspruchsvollen Strecken und unter realistischen finanziellen Rahmenbedingungen abzuliefern. Wir sind im Schnitt fünf Sekunden langsamer als die DTM und ca. fünf Sekunden schneller als der Porsche Markenpokal, aber unser Budget beträgt ein Bruchteil dessen. Und außerdem fährt man sich bei uns nicht so in die Kiste wie in besagten Serien. Schade finde ich ebenso, dass wir von vielen als Verrückte bezeichnet werden, nur weil wir mit bis zu 50 Startern in einem Superkart auf den großen Strecken fahren. Wir sind auf jeden Fall nicht verrückter, als Piloten in anderen Serien und passieren tut bei uns im Vergleich dazu auch weniger. Ich kann das Fahrerlebnis Superkart nur jedem empfehlen.“