Kartsport Allgemein
23.05.2015
Der KV Oppenrod feiert 50-jähriges Bestehen
Die Geschichte des KV Oppenrod (Autor Siglinde Wagner)
Einst gewann der siebenmalige Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher auf der Kart-Bahn Oppenrod, die später zu Ehren des tödlich verunglückten Stefan Bellof in Motorsportarena Stefan-Bellof umgetauft wurde, auf seinem Rennkart jeden Wettbewerb. Zuletzt besuchte Schumacher im Mai 2010 mit seinem Sohn den Kartverein Oppenrod, der im Kartsport national und international ein hohes Ansehen genießt. Dass der Go-Kart-Verein, wie er zunächst hieß, einmal einen solchen Aufschwung in der Formel 1 des kleinen Mannes nehmen würde, konnten die Vereinsgründer 1965 nicht ahnen. Inspiriert durch ein Go-Kart-Rennen auf dem Verkehrsübungsgelände am nahen Lohberg, Veranstalter war die damalige Motorsportgemeinschaft Gießen, meinten die zwölf Gründer „das können wir auch“.
Unter der Leitung des ersten Vorsitzenden, Edgar Schäfer, der als Jurist die Vereins-Satzung ausarbeitete, veranstaltete man das erste eigene „Oppenröder Rennen“. Beim zweiten im Juni 1966 konnten sich erstmals Theo Esch, Werner Döring und Rudi Schmidt mit nationalen Go-Kart-Größen messen. Im gleichen Jahr erreichte Werner Döring mit dem Vereinskart „Topsi“ , das in der Kfz-Werkstatt von Meister Herbert Diehl und fleißigen Helfern top präpariert und eingestellt worden war, in einem turbulenten Regen-Rennen auf dem Westerwaldring als Dritter das Ziel: Der erste Pokal wurde gebührend gefeiert. Überhaupt war die Diehl‘sche Werkstatt so etwas wie ein Dreh- und Angelpunkt, hier wurden nicht nur Karts repariert und frisiert, sondern auch Zukunftspläne geschmiedet. Zu diesen zunächst noch illusorischen Zukunftsvisionen gehörte auch eine eigene Go-Kart-Bahn.
Anfang 1967 konkretisierte sich dieses Vorhaben. Es wurden erste Grundstücke am heutigen Standort der Kartbahn zwischen Oppenrod und Burkhardsfelden gekauft und mit dem Bau begonnen. Noch im August des gleichen Jahres wurde die Kartbahn mit einer Länge von 366 Metern feierlich mit Spielmannszug und 2500 Gäste unter Schirmherrschaft von Landrat Walter Türk eingeweiht.
Unter dem ersten Vorsitzenden Werner Klingelhöfer (1968 bis 1979) wurde auf dem vereinseigenen Gelände regelmäßig in viel Eigenleistung gebaut. Einnahmen aus dem stetig ausgebauten Leihkartbetrieb und die erwirtschafteten Überschüsse bei Rennen ermöglichten umfangreiche Investitionen. Ab 1970 entstand das Lagerhaus für Go-Karts, Zufahrtswege wurden asphaltiert und die Bahn auf 666 Meter verlängert, sodass auch internationale Rennen mit einem Starterfeld von 20 Rennkarts durchgeführt werden konnten. Es folgte der Bau der Kart-Klause, die 1980 modernisiert wurde. 1985 verlängerte der Verein die Bahn auf 1027 Meter, was zur Folge hatte, dass nun 34 Rennkarts an den Start gehen konnten. Auch ein neues Zeitnehmerhaus wurde errichtet. Mit der erneuten Modernisierung der Kart-Klause als Treffpunkt für Motorsportfans, dem Einbau von Duschen für Rennfahrer und Gäste, der Erweiterung des Fahrerlagers mit installierten Stromkästen, fanden die umfangreichen Bau- und Modernisierungsmaßnahmen ihren vorläufigen Höhepunkt.
Sportlich stellten sich beachtliche Erfolge ein: Herbert Diehl, Theo Esch und Günter Neumann, später auch Heinrich Stumpf, wurden Landesmeister in der Klasse für 200 ccm-Motoren. Erstmals international ins Rennen gingen Esch und Neumann 1968 beim 24-Stunden-Rennen in Bringoles (Frankreich). Rolf Diehl und Hans Helmut Haas waren national und international erfolgreiche Nachwuchspiloten des Vereins. Die Fahrer aus Oppenrod gewannen den ersten Länderkampf gegen Teams aus der Schweiz, Ungarn, Tschechien, Bulgarien, Polen und Frankreich. Fahrer wie Bernd Heibel, Rolf Diehl, Hans-Helmut Haas, Manfred Schneider, Hans Jürgen Reichel, Georg und Stefan Bellof standen bei deutschen und Europameisterschaften oft auf dem Siegerpodest. Stefan Bellofs tödlicher Unfall am 1. September 1985 veranlasste den Verein zu Ehren eines vorbildlichen Sportlers 1986 einen jährlich auszufahrenden „Stefan-Bellof-Pokal“ auszuschreiben.
Unter dem Vorsitzenden Herbert Diehl (1979 bis 2001) vertraten Fahrer wie Harald Gans und Uwe Schäfer den Verein im Nationalteam. Thorsten Walz, Karsten Lehmann-Born, Dirk Friedrich, Thomas Rabe und Maximilian Scholz gehörten zu den nationalen Spitzenfahrern. Jahrelang bekleidete Klaus Renger den nicht ganz ungefährlichen Posten des Rennleiters, der die Rennen anfangs mitten im Getümmel und später erst von der Seite aus starten durfte.
Fernsehauftritte in den Anfangsjahren, Beteiligung an Kart-Messen und öffentlichen Veranstaltungen sowie die sportlichen Erfolge machten diese Sportart und den Kartverein Oppenrod populär. Regelmäßige Vereinsmeisterschaften, die ersten gewannen 1970 Rudi Schmidt und Karl-Heinz Becker und bei den Damen Gisela Meuer, der man vor dem Start augenzwinkernd sagte „rechts ist das Gas und links die Bremse“, sowie Familienabende und Treffen für Senioren schufen ein familiäres Klima im Verein.
Seit 2001 ist Harald Gans erster Vorsitzender. Eine Jugendgruppe wurde gegründet. Über 30 Kartsportler sind heute auf den nationalen Rennpisten vertreten und fahren erfolgreich für die Farben des Kartvereins Oppenrod, der im Jubiläumsjahr 250 Mitglieder zählt.
Weitere Infos auch zum Festwochenende unter www.kv-oppenrod.de.