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Sonstiges
30.12.2015

Team-Front gegen des DMSB

Es brodelt gewaltig am Nürburgring. Nachdem der DMSB seine Beschlüsse für künftige Rennen auf der Nordschleife veröffentlicht hat und infolge dessen die Fahrer-AG sich zum DMSB distanzierte, hat sich gestern Abend unter den Teamchefs eine breite Front gegen den DMSB gebildet.

Sprecher der neu gegründeten „Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring“ (ILN) ist Olaf Manthey. Und der droht dem DMSB offen mit einem Boykott: „Solange es keine Einigung über die Vorschläge der Fahrer-AG gibt, werden die Teams nicht starten.“ Im Kern geht es um die Code-60-Regelung und die Nordschleifen-Permit, also die Lizenz, die einem erlaubt als Pilot auf der Nordschleife anzutreten.

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Für die Code-60-Regelung hatte die Fahrer-AG einen detaillierten Vorschlag erarbeitet. Dieser sieht vor, dass das Tempo vor Unfallstellen stufenweise gesenkt werden soll, um Folgeunfälle zu verhindern. Gestern Mittag bestätigte der DMSB gegenüber Motorsport XL, dass genau diese Idee auch umgesetzt worden sei. „Sicher ist, dass die Code-60-Regelung künftig – wie von der AG Fahrer vorgeschlagen – dreistufig sein wird, also aus Vorwarnung, Tempo 120 und Tempo 60 bestehen wird. Das sehen auch die Sportwarte der Streckensicherung so, die wir neben der AG Fahrer ebenfalls in den Entscheidungsprozess miteinbezogen haben. Welche Flagge wann gezeigt wird und welche Bedeutung sie hat, muss aber mit dem Internationalen Sportgesetz sowie den technischen bzw. Kommunikationsmöglichkeiten vor Ort in Einklang gebracht werden. Erst zum Abschluss dieses Prozesses gibt es ein fertig ausformuliertes Reglement“, erklärte DMSB-Sprecher Michael Kramp per E-Mail einige Stunden vor Gründung der ILN. Die Fahrer-AG pocht allerdings darauf, dass ihre Vorschläge ohne Änderung übernommen werden, also auch die Flaggensignale genauso sein müssen, wie vorgeschlagen.

„So funktioniert aber Verbandsarbeit doch nicht“, sagt Christopher Bartz. Der ist beim DMSB Koordinator für Instruktoren und betreibt zugleich mit der Motorsport Akademie eine Firma, die sich auch mit den Lizenzen der Piloten beschäftigt. Wer möchte kann bei Bartz seine Rennlizenz machen – wie bei zahlreichen anderen Anbietern auch. Bartz ist durch seine Funktion beim DMSB logischerweise sehr nah am Thema dran. Auch an ihm entzündete sich Kritik, weil er mit seiner Firma Anfang Dezember bereits Videoaufnahmen für den DMSB machte, wie man sich bei Code-60 zu verhalten habe. Die Aufnahmen waren aber zwei Wochen vor den Beschlüssen des DMSB-Präsidiums. Die Befürchtung der Fahrer-AG: Hier wurden durch den DMSB Fakten geschaffen, ohne die Fahrer-AG zu berücksichtigen. „Die Nordschleife zu bekommen, ist nicht leicht. Wir hatten die Strecke an dem Tag und Zeit, also haben wir Rohmaterial gefilmt. Vielleicht können wir das aber komplett wegwerfen“, sagt Bartz gegenüber Motorsport XL. In der Mail vom DMSB-Pressesprecher liest sich das allerdings etwas anders: „Um noch vor dem Winter Videosequenzen drehen zu können, wurde ein Termin noch vor der Präsidiumssitzung beschlossen“, schreibt Kramp. Allerdings weist auch er darauf hin, dass die einzelnen Sequenzen unterschiedlich nutzbar seien und noch nicht fertig geschnitten sind.

Aktive fühlen sich von DMSB nicht gehört

Bei der Gründung der Interessengemeinschaft gestern Abend ging es den Teams nun darum, endlich gehört zu werden. Denn bei den Aktiven ist die Stimmung aktuell so, dass sie sich einfach nicht gehört fühlen. Dieser Eindruck entstand auch nicht erst in den letzten Wochen, sondern schwelt seit mehreren Jahren vor sich hin. Immer wieder – so sagen die Teamchefs – fällt der DMSB Entscheidungen gegen den Breitensport und gegen die Aktiven. „Selbstherrlich“, „arrogant“ oder auch „herrisch“ waren die Bezeichnungen, die so mancher für den DMSB übrig hatte. Im Zentrum der Kritik stand übrigens Christian Schacht, Generalsekretär des DMSB, der den Motorsport durch Entscheidungen kaputt machen würde. Die ILN soll jetzt das gemeinschaftliche Sprachrohr der Aktiven gegenüber dem DMSB sein. Sollte der Verband diese Gemeinschaft der Olaf Manthey vorsteht nicht anhören, könnte der Boykott der VLN und des 24-Stunden-Rennens die Folge sein. Wie eine leere Drohung klang das gestern Abend nicht.