Youngtimer Trophy
24.07.2015
Machtkampf zwischen DMSB und Trophy-Serien
Es ist durchaus verwirrend, was sich in den letzten Wochen rund um die beiden Serien entwickelt hat. Letztlich geht es um die Frage, ob die Youngtimer-Trophy und die Cup- und Tourenwagen-Trophy national oder international ausgeschrieben werden müssen. Derzeit sind beide „nur“ national unterwegs. Gründe dafür gibt es mehrere und auch Folgen. Denn eine Serie, die national fungiert, darf ihre Meisterschaftsläufe nur in ihrem Land austragen und einmal ins Ausland abwandern. Zudem werden Fahrer ohne DMSB-Lizenz nicht in die Wertung mit aufgenommen. Außerdem würde die internationale Ausschreibung zusätzlich rund 5000 Euro Gebühren für die FIA kosten.
Im Rennkalender beider Serien finden sich aber mehr als ein Auslandsrennen. Die zusätzlichen Läufe sind als sogenannte „Einladungsrennen“ deklariert und zählen nicht zur Wertung. Dies wird von beiden Seiten genauso bestätigt und ist unstrittig. Kurz vor dem vergangenen Rennwochenende in Spa entzog der DMSB aber sowohl der Youngtimer Trophy, als auch der Cup- und Tourenwagentrophy die Zulassung der Reglements. Der Vorwurf: die Cup- und Tourenwagentrophy hat bereits ein Auslandsrennen bestritten und gibt dies in seiner Wertung auf der Internetseite mit an. Erst nachdem die Organisatoren eine zusätzliche Erklärung unterschrieben hatten, dass nur ein Rennen im Ausland in die Wertung eingehen darf und bei Zuwiderhandlung 10.000 Euro Strafe fällig würden, genehmigte der DMSB vorläufig bis zum 31. Juli dieses Jahres wieder die Reglements. „Diese Erklärung haben wir bereits Ende Mai an die beiden Serien geschickt und keine Antwort erhalten“, sagt Michael Günther, Sportdirektor des DMSB.
Die Cup- und Tourenwagentrophy hat tatsächlich vom 22. bis 24. Mai in Zandvoort bei einer Veranstaltung teilgenommen. Online ist dies als Einladungsrennen deklariert. In der offiziellen Wertung, die ebenfalls auf der Homepage der Serie zu finden ist, steht dieses Rennen in Zandvoort allerdings mit drin und die Punkte werden voll auf die Gesamtpunkte angerechnet. „Das ist aber doch die Clubmeisterschaft“, sagt Kai von Schauroth. Der Organisator des FHR Langstreckencups sitzt in einem Boot mit den beiden betroffenen Serien, da die Rennen an gemeinsamen Wochenenden stattfinden. Und tatsächlich: unten rechts auf der online verfügbaren Wertung steht klein „Clubwertung“. Eine offizielle Wertung nach Reglement ist dagegen nicht zu finden. „Es ist egal, wie die Wertung genannt wird“, sagt der Sportdirektor des DMSB, „wenn es eine Serie ist, gelten feste Regeln.“
Somit ist der DMSB davon ausgegangen, dass die Cup- und Tourenwagentrophy mit den Rennen in Spa das zweite Auslandsrennen bestreitet und entsprechend regelwidrig handelt. Kai von Schauroth, der zwar nicht direkt als Veranstalter der Serie verantwortlich ist, versteht den DMSB nicht: „Es wurde einfach kurzfristig das Reglement für ungültig erklärt, ohne eine Anhörung oder ähnliches und willkürlich Druck mit einer hohen Strafe gemacht.“ Und er stellt die Frage: „Warum wurde denn auch das Reglement der Youngtimer Trophy kassiert, die sind doch noch gar nicht im Ausland gefahren?“ An dieser Stelle hat er Recht. Vor dem Wochenende in Spa war die Youngtimer Trophy nur auf deutschem Boden unterwegs. Michael Günther dazu: „Beide Serien haben ihre Reglements zusammen abgegeben.“ Zudem sind die handelnden Personen hinter den Serien identisch. „Wenn wir das einzeln betrachtet hätten, hätte sich das Problem aber auch nur zeitlich verschoben.“ Denn die Youngtimer Trophy hat ebenfalls ein zweites Auslandsrennen auf dem Plan.
Am Montag soll es zwischen den Organisatoren der beiden Serien ein klärendes Gespräch geben. Denn sonst sind ab dem 1. August beide Reglements ungültig. Für das Wochenende in Zolder ändert aber auch eine mögliche Einigung nichts. „Das kann man jetzt nicht mehr neu ansetzen. Das wäre viel zu kurzfristig“, sagt von Schauroth. Auch Stefan Eckhardt, Pressesprecher der Youngtimer Trophy, bestätigte das endgültige Aus für Zolder in diesem Jahr. „Wir wollen aber erst einmal nicht mehr dazu sagen und das Gespräch mit dem DMSB abwarten.“
Völlig offen ist derzeit noch die Frage, was mit den entstandenen Kosten passiert. Schließlich steht der Rennstrecke Geld für die Miete zu, auch wenn das Rennen nicht stattfindet. Nach Motorsport-XL-Recherche haben die Serien das komplette Wochenende gebucht (für eine 6-stellige Summe). Fahrer und Teams fragen sich, wer nun die Stornokosten für Anreise und Hotels zahlt oder ob sie darauf sitzenbleiben. Und die Sponsoren beider Serien könnten wegen des Ausfalls teilweise ihre Gelder zurückfordern.
Es bleibt also abzuwarten, ob und wie das Gespräch am Montag ausgeht. Es wird sicher nicht das letzte Kapitel in diesem Streit um nationale und internationale Lizenzen gewesen sein.
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