Freitag, 29. November 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
FIA WEC
25.07.2016

Audi-Kampansage an Sieger Porsche

Einen spektakulären Sportwagen-Krimi mit Happyend für Porsche erlebten 58.000 Zuschauer am Wochenende am Nürburgring. Die Schwaben wiederholten in der Eifel ihren Vorjahressieg, sind amtierende Weltmeister sowie Le-Mans-Gewinner und reisen als WM-Spitzenreiter zu den Übersee-Rennen der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Porsche genoss den Triumph beim Heimspiel in der Eifel durch die Weltmeister Timo Bernhard (DE), Mark Webber (AU) und Brendon Hartley (NZ) in vollen Zügen.

Doch die scheinbare Dominanz täuscht: Widersacher Audi demonstrierte nicht nur mit der Pole-Position, sondern auch mit der schnellsten Rennrunde und einem knallharten Kampf um die Podiumsplätze zwei und drei, der die große Kulisse in ihren Bann zog, dass Audi mit Porsche auf Augenhöhe konkurriert. „Platz zwei und drei sind ein gutes Zeichen, dass mit uns zu rechnen ist“, stellte Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich fest. „Das ist die Basis für unseren Kampf um die Meisterschaft in den nächsten fünf Rennen.“ Den WM-Titel haben die Ingolstädter also noch nicht aufgegeben, so die Vier-Ringe-Botschaft vom Nürburgring, wo die Le-Mans-Prototypen im kommenden Jahr vom 14. bis 16. Juli 2017 erneut zur großen PS-Party antreten werden.

Anzeige
„Der Heimsieg war unser Ziel – und das haben wir erreicht“, jubelte vor allem Timo Bernhard (Bruchmühlbach-Miesau) aus dem Team des Porsche 919 mit der Startnummer #1. „Wir wollten diesen Sieg unbedingt, weil die ersten drei Rennen des Jahres für uns nicht wie gewünscht ausgegangen sind.“ Auch die enge persönliche Beziehung zur Eifel-Rennstrecke, auf der er schon viele Siege gefeiert hat, motivierte ihn beim Heimspiel besonders. „Der Nürburgring ist ein Klassiker unter den Rennstrecken weltweit, durch die legendären 1000-Kilometer-Rennen haben Sportwagen dort eine große Geschichte. Allerdings ist es wirklich anspruchsvoll, ein LMP1-Auto wie unseren 919 auf den abwechslungsreichen Grand-Prix-Kurs einzustellen. Genau das macht den Reiz aus“, bekennt der Weltmeister.

Das zweite Gastspiel der WEC auf dem Nürburgring bestätigte die hohen Erwartungen der Piloten, die bereits im vergangenen Jahr vom tollen Empfang begeistert waren. „Die deutschen Fans haben der WEC an diesem Wochenende alle Ehre gemacht“, resümierte Bernhard auch diesmal. „Ich glaube der Rennsport mit Sportwagen ist endgültig in Deutschland angekommen. Am Samstag haben sie auch bei Regen jede Minute von den Tribünen aus verfolgt, am Samstag wurden sie dafür mit Sonnenschein und einem tollen Rennen belohnt. So eine Kulisse spornt jeden Fahrer an – und dass unser Team dann noch gewonnen hat, war die Krönung eines tollen Motorsport-Wochenendes für mich.“

Die Audi-Piloten verließen den Nürburgring mit frischer Motivation. In der Weltmeisterschaft konnten die Zweitplatzierten Lucas Di Grassi (BRA), Loïc Duval (FRA), Oliver Jarvis (GBR) etwas Boden auf das führende Porsche-Trio von Romain Dumas (FRA), Neel Jani (SUI) und Marc Lieb (GER) gut machen, dem am „Ring“ nur der vierte Platz blieb. „Wir sind jetzt mit Porsche, die ja immerhin Le Mans gewonnen haben, absolut auf Augenhöhe“, freute sich Oliver Jarvis. „Das haben wir am Nürburgring eindrucksvoll gezeigt, und das macht uns zuversichtlich für den Rest der Saison. Es war ein harter Kampf mit den Porsche-Kollegen, aber es war über sechs Stunden hinweg absolut fair. Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten.“

Mehr noch: Statt Rennstrecken-Schach lieferten sich die Audi- und Porsche-Piloten einen atemberaubenden Kampf mit offenem Visier. „Ich hatte einen guten Start und habe Riesenspaß gehabt, mit Timo Bernhard in der Anfangsphase um die Führung kämpfen zu können“, berichtete Marcel Fässler nach dem Zieleinlauf. Der Schweizer hatte für Audi die Pole-Position erobert, die er mit seinem Teamkollegen André Lotterer aber nicht bis ins Ziel retten konnte. Fässler: „Das war toller Sport, den wir heute am Nürburgring erlebt haben. André´s Kampf mit Neel Jani war vielleicht das Beste, was die Fans in diesem Jahr in der WEC geboten bekommen haben. Dafür war die WEC hier! Das neue Aerodynamik-Paket passt super, trotzdem gehen wir nicht ins Rennen, um dauerhaft Zweiter und Dritter zu werden. Deswegen werden wir schon in Mexiko wieder angreifen. Die deutschen Fans haben die WEC wie schon vor einem Jahr toll aufgenommen, die Zuschauerkulissen war grandios. Neben Le Mans ist der Nürburgring für mich von den Fans her das Highlight der Saison.“ Und auch sein deutscher Teamkollege zieht aus dem Rennen in der Eifel frische Motivation: „Die Porsche-Jungs sollten sich für das nächste Rennen in Mexiko warm anziehen – wir sind knapp dran“, grinste André Lotterer nach den „6 Hours of Nürburgring“. Der gebürtige Duisburger weiter: „Der Nürburgring macht richtig Freude am Steuer eines solchen LMP1-Prototypen. Unser Aerodynamik-Paket ist ein guter Wurf, ich konnte immer attackieren. Das wird uns für den Rest der Saison helfen.“

Mit Bauchschmerzen dürfte das Toyota-Team ins heimische Köln zurückkehren. Die TS050 Hybrid liefen mit Rundenrückstand auf dem fünften und sechsten Platz im Ziel ein. Doch aus dem WM-Rennen verabschiedet sich die deutsch-japanische Mannschaft damit noch lange nicht. „Der Nürburgring fordert eine Menge Downforce, und unser neues Aerodynamikpaket war dafür nicht ganz perfekt“, sagte Sébastien Buemi. „Wir wussten, dass wir es hier nicht leicht haben würden, denn die Konkurrenz hat noch immer mehr Abtrieb zur Verfügung. Das Rennen erwies sich als härter als erwartet. Uns steht nun viel Arbeit bevor, damit wir wieder das Niveau der anderen erreichen und erneut konkurrenzfähig sind.“

Jetzt rüsten sich die WEC-Teams für die Übersee-Saison. Weiter geht es am 3. September in Mexiko, dann folgen die Rennen in den USA (17. September), in Japan (16. Oktober) und China (06. November), ehe am 19. November in Bahrain das WEC-Finale 2016 ausgetragen wird.
Anzeige